Alle sind heute froh, dass ich zuhause bleiben kann – ich, die Katzen, die Wäsche, die Wohnung. Erst einmal schlafe ich bis zum später klingelnden Wecker um 8 (nachdem ich um 5 einmal kurz auf Klo war und sofort in den Arbeitsplanungsmodus geriet, den ich dann aber mit Hörbuch erfolgreich wieder unterdrücken konnte). Dann stehe ich so auf, dass ich mit Duschen, Frühstück machen für die Katzen und mich etc. pünktlich um 10 am Schreibtisch sitze. Das letzte Meeting ist heute für 18 Uhr geplant, deswegen auf keinen Fall früher. Allerdings gucke ich natürlich auch schon vorher aufs Handy, falls irgendwas hyperwichtiges ist. Dort sehe ich z. B. eine Nachricht der Kollegin aus Südengland in Teamchat, als es bei ihr erst halb 9 ist. Die letzten E-Mails von ihr werde ich bekommen haben, als es bei ihr kurz vor 23 Uhr ist, da schlafe ich aber schon längst.
Der Arbeitstag lässt sich vergleichsweise ruhig an, wegen des meetingfreien Mittwochs wähle ich mich nur in zwei Sessions zum Zuhören ein und das für 18 Uhr geplante Meeting wird am Ende noch auf Freitag verschoben, weil die Kollegin aus Südengland keine Zeit haben wird. Abgesehen telefoniere ich nur einmal mit einem Kollegen, kommuniziere viel per Chat und E-Mail und habe ansonsten einigermaßen Ruhe. Die nutze ich zum Sortieren – Tabs, Aufgaben, Gedanken – und zum Planen. Ich habe diesen Monat noch etwa 5 größere Aufgabenblöcke zusätzlich zu den vielen kleinen und die müssen einerseits sinnvoll angegangen werden und brauchen andererseits Zeit im Hinterkopf, um auf die richtigen Ideen zu kommen.

Nebenbei heute auch eine Menge Live Admin. Ich wasche zwei Ladungen Wäsche und hänge sie auf, fotografiere Schimmelecken und melde sie der Hausverwaltung (denkmalgeschütztes Haus mit undichten Wänden und Fenstern plus richtiger Winter macht Kondenswasser macht Luftfeuchtigkeit macht Schimmel). Die Antwort wird wieder sein: Lüften, Lüften, Lüften, Schimmel wegputzen und im Frühling wird wieder gemalert. Der einzige Nachteil dieser Wohnung… Außerdem noch ein wenig privater Papier- und Orgakram, der auch endlich wegerledigt bzw. weitergebracht wird. Die Mittagspause, wieder sonnig mit blauem Himmel, verbringe ich draußen und spaziere einmal „um den Block“ und dabei in drei Läden – ein Supermarkt, zwei Drogeriemärkte – bis ich alles habe, was fehlt. Dann gibt es Schnittchen zum Mittag, dazu Fenchel und Radieschen zum Knabbern.
Ich mache dann schließlich doch schon um 18 Uhr Feierabend – man muss die Gelegenheiten nutzen. Eigentlich müsste ich noch mein Schrittziel vollmachen, aber mein Körper schreit heute nach Gemütlichkeit. Also verbringe ich eine Stunde in der Küche beim gemütlichen Gemüseeintopf kochen – Zwiebeln, Porree, Selleriegrün, Möhren, gelbe Bete, Kartoffeln, Cannelini-Bohnen und ganz zum Schluss noch zwei Bio-Wiener in Scheiben. Damit gehe ich dann auf die Couch und telefoniere mit dem Liebsten.

Hinterher schaue ich Nachrichten, viel davon. Ich will wissen, wie ernst diese Mini-Wannseekonferenz genommen wird, die heute durch die Correctiv-Recherche aufgeflogen ist. Dann bleibe ich irgendwie an einer Maischberger-Wiederholung von gestern hängen, danach nochmal Tagesschau… Und weil ich dann so drin bin, aber keine Lust mehr auf die echte Welt habe, gucke ich dann noch eine Folge „The West Wing“. Danach bin ich so müde, dass mir beim Aufräumen noch eine Teetasse samt Inhalt runterfällt und ich wischen und Scherben beseitigen muss. Witzigerweise ist das eine Teetasse, die mir ein Kollege mal gekauft hat, nachdem er mir eine kaputt gemacht hatte. So fügt sich alles. Gegen 23 Uhr liege ich im Bett und schlafe dann auch schnell ein.