08.01.2023 – Hallo Büro

Montag also. Ich hatte mir den Wecker auf eine halbe Stunde früher gestellt, damit ich ohne Zeitdruck entspannt in den Tag und ins Büro komme. Das klappt soweit ganz gut, nur bin ich noch früher morgens nicht wirklich schneller und so muss ich sowohl das Italienische als auch die Morgenrunde durch mein Handyspiel auf später verschieben. Eigentlich hatte ich auch geplant, zukünftig erst später in die Montage zu starten, weil da vormittags immer so wenig los ist, aber dem ist heute leider nicht so. Immerhin beschließe ich, dass das zu erledigende bis 10 Uhr warten kann, ich also nicht schon zuhause losarbeiten muss. Draußen sind knackige -8 Grad, aber der Himmel blaut und die Sonne scheint und ich beginne die Woche also mit einem Spaziergang ins Büro. Wobei Spazieren bei etwa einer Stunde Weg mit schnellen Schritten auch etwas beschönigend ist.

Noch bei mir im Kiez erledige ich nebenbei ein privates Telefonat, dann möchte ich eigentlich Radio oder Hörbuch hören, aber die Kopfhörer melden sich schon nach weniger als 15 Minuten ab – es ist ihnen zu kalt. Also keine Audio-Untermalung, dafür mehr Konzentration aufs Visuelle. Vor dem Thälmann-Denkmal parken marodierende Landwirtschaftsvertreter*innen ihre verzierten Fahrzeuge, ihren Unmut über aktuelle Neuerungen, grüne Spitzenpolitiker*innen und eine Ampel ausdrückend. Unfassbar, was da alles schon wieder schiefläuft in den Köpfen bzw. wie gut die Instrumentalisierung von Rechts funktioniert. Außerdem gibt es den ganzen Weg über Wahlplakate, über deren Botschaften mein Blutdruck steigt. Eine angeblich liberale Partei wirbt mit Grenzen in der Migration, eine stark ideologische Partei, die für Energiequellen ist, die uns schon jetzt viel zu teuer zu stehen kommen, plakatiert „Preiswerte Energie statt teure Ideologie“. Was für ein Knoten im Hirn. Was kommt als Nächstes?

Immerhin bin ich warm genug angezogen und außer, dass mir in den Stiefeln zum Ende hin die Füße schwer werden, tut das Laufen gut. Im Büro angekommen habe ich Mühe, meine von der Mütze entgrenzten Haare zu bändigen, aber sonst alles tutti. Ich hole mir Kaffee, schnipple Apfel und Banane ins Müsli, fülle beides mit Hafermilch auf und schneide mir eine Kaki klein. Kurze Begrüßung der vier bereits anwesenden Kollegen (kein Gendern nötig) und dann sitze ich am Schreibtisch, frühstücke und verschaffe mir einen Überblick. Insgesamt vier Kommunikationen müssen heute zu bestimmten Zeitpunkten global rausgehen, davon ist eine fertig und kann direkt los, für drei andere brauche ich noch Zuarbeit von anderen, das leiere ich an. Nebenbei Absprachen im Team, E-Mails vom Wochenende nachlesen, Nachfassen.

Ab 11:30 dann Päsenzmeeting mit dem Geschäftsführer und einer neuen Kollegin, die heute anfängt. Viel Vorstellen, Erzählen, Erklären und Notizen für später zu erledigende Aufgaben. Die To-Do-Liste füllt sich. Zurück am Platz ein kurzes Meeting mit einem aus dem Urlaub zurückgekehrten Berliner Kollegen im Homeoffice. Wir versuchen, ein technisches Problem zu lösen, das klappt bisher noch nicht so gut. Workarounds sind wichtig. Dann kann ich die nächste Kommunikation losschicken, bevor der Geschäftsführer mich, die neue Kollegin und zwei andere zum Mittagessen einlädt. Wir gehen natürlich zum Stammvietnamesen um die Ecke.

Zurück im Büro schicke ich dann die nächsten beiden Kommunikationen raus, bevor das nächste Meeting mit dem Geschäftsführer und der neuen Kollegin ansteht – jetzt zu anderen Themen. Danach habe ich endlich mal ein bisschen Luft, um die neu entstandenen Aufgaben zu systematisieren. Aber nur kurz, denn dann ist Meeting mit Paris. Nach dem ist dann wirklich mal etwas Zeit und ich kann eine fünfte Kommunikation vorbereiten und verschicken, die ist diesmal nur für den deutschen Standort und um die neue Kollegin vorzustellen. Da unser Team-Meeting heute schon 16:30 anfängt statt wie sonst 17:00, komme ich ansonsten zu nicht mehr viel. Das Meeting dauert eine Stunde. Danach nochmal kurzer Check-in mit der neuen Kollegin, bevor ich meine Sachen zusammenpacke und kurz nach 18 Uhr das Büro verlasse – erst einmal zur Post, um noch ein berufliches Paket aufzugeben, und erst dann zur Tram.

In der Bahn lese ich dann erstmals wieder Nachrichten vom Tag – Bündnis Sarah Wagenknecht, Franz Beckenbauer, Bauernproteste. Hmmm tja. Gegen 19 Uhr bin ich zuhause, mache mir Sanddornsaft und die letzten Nudeln von letzter Woche heiß und gehe mit den Katzrn aufs Sofa.

Mit dem Liebsten telefonieren, Italienisch üben, mit dem Bruder telefonieren, Handyspiel spielen, mit dem Mitbewohner quatschen, mit Freundinnen schreiben… So vergeht der Abend während mein Geist langsam runterfährt. Gegen 22 Uhr siebe ich das Katzenklo durch und mache mich bettfertig, eine halbe Stunde später sage ich dem Liebsten „Gute Nacht“ und mache das Licht aus, bis ich wirklich einschlafe ist es dann trotzdem erst gegen Mitternacht. Heute fehlten eindeutig die Pausen zwischendrin.