07.01.2023 – Sonntagsfreuden

Ich bin mal wieder als erste wach, etwa zehn Minuten vor dem Teilzeitkind, aber heute erst kurz vor 9. Das ist sehr in Ordnung so. Bis etwa halb 11 verhalte ich mich möglichst still, dann erwacht auch der Liebste. Als er aufsteht, um Kaffee zu machen, kommt das Teilzeitkind herein und okkupiert mein Handy, das ist aber OK, denn ich bin gerade schon mit allem fertig und kann nahtlos zum Buch wechseln. Also, halb nahtlos, denn wenn man zu dritt im Bett liegt, hat immer eine*r was zu erzählen oder zu frotzeln, es bilden sich Lager – mal so mal so – und langweilig wird es jedenfalls nicht. Irgendwann gegen halb 12 beschließt der Liebste, dass wir jetzt alle aufstehen und so gibt es dann gegen 12 schließlich Frühstück. Das besondere Highlight heute ist, dass das Teilzeitkind und ich uns dazu eine Avocado teilen. Sie werden so schnell groß.

Es gibt einen fließenden Übergang vom Frühstück zum Sachkunde lernen, denn morgen geht die Schule wieder los und wahrscheinlich wird diese Woche der Test nachgeholt, der vor Weihnachten wegen Krankheit des Lehrers ausgefallen war. Also schnell ein wilder Ritt durch die Weltgeschichte – Steinzeit, Mozart, Erfindung des Automobils, Symptome der Pest, mittelalterliche Kleidung, Ackerbau und Viehzucht, Erfindung des Düsenflugzeugs. Was man so lernt für einen Sachkundetest in der vierten Klasse. Passend als wir fertig sind, klingelt das Nachbarskind und wir sind wieder zu viert, bzw. zu zweit, denn die beiden Kinder verschwinden sehr schnell nach draußen.

Der Liebste und ich liegen auf der Couch, erzählen uns das Internet und diskutieren über Filme aus den späten 90ern. Irgendwann wird es Zeit für den nächsten Programmpunkt und ich ziehe mich zu diesem Behufe endlich richtig an. Dann wird unter tatkräftiger Mithilfe der Kinder der Weihnachtsbaum abgeschmückt und nach draußen verbracht, Weihnachten in den Keller geräumt, die Wohnung bestmöglich von Nadeln befreit und weil wir gerade dabei sind noch Müll runtergebracht. Danach ordne ich Tee und Plätzchen für alle an, was dankend aufgenommen wird. Alle Plätzchen sind gekauft (vom Liebstenpapa, der sie zu uns bestellt hat) und eine Sorte ist grün (mit Kürbiskernen) und wird von allen außer mir kritisch beäugt bzw. verschmäht. Ganz zum Ende kostet das Teilzeitkind doch und isst dann einen ganzen Keks. Sie werden so schnell groß, sag ich doch. Oder ist das mein guter Einfluss?

Kinder ins Kinderzimmer, Liebster an den Computer, ich zurück zum Buch, bzw. darüber sehr schnell in den Mittagsschlaf. Gegen 6 werde ich wieder geweckt und es gibt Abendbrot – Nudeln mit der veganen Bolognese von gestern. Danach packe ich meine Sachen und fahre zurück nach Pberg. Unterwegs lese ich weiter und da ich erst noch fast zehn Minuten auf die U-Bahn warten muss, komme ich ziemlich weit. Zuhause angekommen hole ich Post aus dem Briefkasten – ein Schreiben für den Ex-Mitbewohner, dass ich ihm direkt abfotografiere – und eine Wahlbenachrichtigung für mich. Ich darf nachwählen, juhu. Per QR-Code beantrage ich direkt Briefwahlunterlagen. So habe ich dann ausreichend Zeit, zu recherchieren, was die Kandidat*innen von 2021 denn inzwischen so machen und eine informierte Wahlentscheidung zu treffen.

Ich esse einen improvisierten Schwedeneisbecher – wer keine Schlagsahne hat, muss mehr Eierlikör nehmen – telefoniere mit dem Liebsten und lese dann das Buch zu Ende. Viele kluge Gedanken und Anregungen darin, mal gucken, ob und wie ich die in meine Arbeit einfließen lassen kann. Die Voraussetzungen sind nicht schlecht, bis auf diesen großen multinationalen Apparat, in dem ich halt arbeite. Aber immerhin sitze ich an einigen Stellschrauben. Jedenfalls, gutes Buch!

Als ich ausgelesen habe ist es etwa 21 Uhr. Ich lege mich in die Badewanne und höre eine Podcast-Folge in dem die Autorin mit dem Psychologen Dr. Leon Windscheid darüber spricht, wie viel Arbeit gut für uns ist. Auch hier wieder gute Anregungen.

Gegen 10 liege ich im Bett, stelle mir den Wecker für morgen auch früher – denn ich muss ins Büro – und lese erst einmal einen Artikel, den eine Freundin über ihre Spurensuche nach ihrer schlesischen Oma in Jelenia Gora geschrieben hat (Print, daher kein Link, sie hat es mir abfotografiert), wir schreiben danach noch kurz. Dann beginne ich zur Einschlaflektüre das nächste Buch: Mary Taylor Simeti & Maria Grammatico – Bitter Almonds und reise damit ins arme ländliche Sizilien der Sechziger. Nach 50 Seiten lege ich es weg und schlafe danach schnell ein.

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