06.01.2023 – Endlich wieder Wasserzappeln

Sonnabend. Ich erwache für den Wochentag zu früh, aber immerhin ein paar Minuten später, als während der Woche der Wecker klingelt. Das Teilzeitkind wird kurz nach mir wach und aktiv, aber es ist ja jetzt groß und beschäftigt sich selbstständig bzw. versorgt sich mit Snacks und Getränken. So kann der Liebste noch eine ganze Weile weiterschlafen, während ich das Internet leer lese und blogge. Irgendwann wacht er auf und macht Kaffee – das Zeichen für das Teilzeitkind, jetzt mal gucken zu kommen, ob es vielleicht mein Handy zum Spielen bekommen kann. Allerdings habe ich gerade selbst mit Spielen angefangen und vertröste es auf später und da zieht es ohne zu murren ab und verabredet sich stattdessen mit dem Nachbarskind. Faszinierend. Nochmal etwas später stehen dann beide bei uns im Schlafzimmer und fragen, ob sie für uns auf den Markt gehen sollen, damit wir noch liegen bleiben können. Also, das ist der vorgeschobene Grund, tatsächlich wollen sie vermutlich einfach nur alleine unterwegs sein. Out on the town

Wir stimmen zu, haben einen virtuellen Einkaufszettel und sehr reales Bargeld mit und der Liebste macht uns einen zweiten Kaffee. Ungefähr zu der Zeit, wo die beiden ohne Bummeln langsam zurück sein könnten, rufen sie mit Video aus dem Supermarkt an, denn wir hatten auch noch davon gesprochen, dass der Kaffee alle ist. Das Kaffeeregal überfordert die beiden schlichtweg. Also gibt es wilde Kamerafahrten, bei denen uns beiden trotz Liegens schwindlig wird, bis wir die passende Packung identifiziert haben. Dann stehe ich langsam auf und als ich aus dem Bad komme, sind die beiden zurück. Wir vergleichen Einkäufe und Einkaufszettel – alles perfekt richtig gemacht. Hier zahlt sich aus, dass wir eigentlich immer die gleichen Dinge an den gleichen Ständen kaufen. Nur als ich nach dem Wechselgeld frage, stockt das Gespräch etwas und ich muss dann insistieren, um einen glaubwürdigen Betrag zurückzubekommen. Dann gibt es kurz vor 12:00 Wochenendfrühstück zu viert mit Eiern, Baguette, Aufstrichen, Obst, Börek und Quarkbällchen.

Nach dem Essen räume ich den Tisch ab und mache mich auf zu meinem Sportkurs, während sich die anderen drei fertig machen, um zu einem Freiteitbad nach Brandenburg zu fahren. Der Liebste wäre zwar gerne mit mir ins Fitnessstudio und in die Sauna gegangen, aber dann wären wir beide nicht erreichbar gewesen, während die Kids die Tour unbeaufsichtigt machen und das funktioniert so nicht (und das Nachbarskind hätte dann auch nicht gedurft). Also fährt er bei den beiden mit (in einem anderen S-Bahn-Waggon, denn sie sind ja schon groß und schaffen das inkl. Umsteigen alleine).

Ich laufe mit Podcast auf den Ohren zum Fitnessstudio, ziehe mich um, dusche und habe dann noch eine Viertelstunde, bis mein AquaFitness-Kurs losgeht. Also schwimme ich noch ein paar Bahnen (zwölf insgesamt). Es ist voll heute, wohl dem Wochenende und dem Jahresbeginn geschuldet. Der Trainer erfreut mich sehr, nachdem der andere neulich etwas anstrengend war und immer etwas von Drill Instructor hat, ist der heutige ganz entspannt, trägt lila Haare und Klamotten, lässt 90er-Girlpower-Musik laufen und motiviert uns wertschätzend, statt drohend. Sehr schön. Später google ich ihn und stelle fest, dass er Teil eines schwulen Podcast-Duos ist. Sehr sympathisch.

Nach dem Kurs geht es für 15 Minuten in die Recovery Sauna und dann in den gemütlichen Ruheraum, wo ich mein nächstes Papierbuch anfange: Sara Weber – Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten? Die Einleitung fesselt mich gleich so, dass ich eine gute halbe Stunde dran bleibe, bevor ich den nächsten Sauna-Gang starte. Die zweite Sauna ist deutlich heißer und ich halte sie heute nur fünf Minuten lang aus, bevor ich mich kalt abdusche und wieder ruhen und lesen gehe. Die dritte schenke ich mir dann. Sobald sich mein Kreislauf normalisiert hat, gehe ich mich richtig sauber duschen und anziehen und mache mich auf den Heimweg.

Dort ist natürlich sonst noch niemand zurück. Ich mache die Kerzen am Adventskranz nochmal an – morgen wird ja abgeschmückt – und gehe mit Tee und Plätzchen auf die Couch. Erst Italienisch-Pensum, dann weiter lesen. Dabei schlafe ich irgendwann ein. Erst kommen die Kids nach Hause und hauen dann wieder ab, kurz danach der Liebste, der noch Besorgungen gemacht hat. Während er die vegane Bolognese für das Abendessen zubereitet, hören wir uns eine Wahlkampfrede von Joe Biden anlässlich des dritten Jahrestags des 6.-Januar-Aufstands an. In was für Zeiten wir leben!

Irgendwann hängen wir dann beide auf der Couch und warten, dass die Kinder wieder auftauchen, damit wir essen können. Es wird noch kurz aufregend, weil das Handy des Teilzeitkinds vom Freizeitbad noch im Flugmodus ist, aber schlussendlich waren sie nur nochmal Shoppen und sind jetzt beim Nachbarskind. Wir essen dann nur zu dritt und machen dann noch einen Filmabend auf der Couch. Hui, Dodgeball war ja vor 20 Jahren schon nicht gut, aber gealtert ist er erst recht nicht gut. Viel Cringe und problematische Witze, aber der Liebste und das Teilzeitkind können zumindest über die Slapstick-Anteile lachen.

Hinterher geht das Kindelein ins Bett und ich darf mir einen Film aussuchen. Ich entscheide mich für Elemental und der ist deutlich besser und wäre wohl auch pädagogisch wertvoller gewesen. Naja. Dann ist es kurz vor Mitternacht und ich gehe mit Buch ins Bett, während der Liebste noch eine Runde zockt und einen Katastrophenfilm aus den 90ern zu Ende guckt, den er neulich angefangen hatte. So verschieden sind die Menschen…

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