17.12.2023 – Weihnachtsmarkt und so

Dafür, dass ich erst so spät geschlafen habe, wache ich ärgerlich früh auf. Allerdings bin ich gar nicht so furchtbar müde, weil ich ja gestern den ganzen Tag im Bett gelegen habe. Ist OK. Gemütliches Herumdümpeln im Bett mit einem Chai, dann stehe ich irgendwann auch auf, als der Mitbewohner und sein Besuch aufstehen. Gemeinsam räumen wir den Geschirrspüler aus und ein, erzählen uns unsere Abende und essen zum Frühstück Tiramisù – für mich mit Clementinen. Ich unterhalte mich mit dem Besuch über Blasenentzündungen, Endometriose und Chronic Fatigue, worüber man heutzutage eben so bondet. Dann ausführliches Telefonat mit dem Liebsten, bevor ich mit weiteren Haushaltsdingen beginne – mein Wochenendrhythmus wird zunehmend mehr jüdisch als christlich – von Freitagabend bis Samstagabend ist heftigstes Ausruhen angesagt, dafür wird dann am Sonntag alles andere erledigt. Liegt aber an meinem Energielevel, nicht an religiösen Dingen.

Jedenfalls beziehe ich dann mein Bett neu, räume mein Zimmer auf, bringe Müll runter, durchsiebe das Katzenklo, gieße Pflanzen und sauge die Wohnung. Dann sitze ich kurz mit Tee da und ruhe mich aus, während ich darauf warte, dass das Bad frei wird. Außerdem das zweite Telefonat heute mit dem Liebsten. Dann Duschen, Haarewaschen, Föhnen. Der Mitbewohner und sein Besuch brechen zu einem Geburtstag auf (das Geburtstagskind legt tagsüber in einen linksalternativen Club auf, der bald für immer schließt). Ich telefoniere zum dritten Mal mit dem Liebsten und breche dann mit Podcast auf den Ohren zum Weihnachtsmarkt in der Kulturbrauerei auf. Also eigentlich zum Luciamarkt.

Erst bin ich ein wenig erschlagen von der Masse an Menschen, aber dann fällt mir auf, dass es hier weniger laut, dränglich und angetrunken ist, als auf anderen Weihnachtsmärkten und ich lasse mich drauf ein. Ich spaziere einmal den ganzen Markt ab und überlege mir, was ich in welcher Reihenfolge essen möchte und ob nun finnischer, norwegischer, schwedischer, dänischer oder isländischer Glögg wohl am leckersten ist. Ich entscheide mich dann aber angesichts der Schlangen, hier nur zu essen und dann lieber zuhause noch einen Glühwein zu trinken.

Am Flammlachs-Stand hole ich mir ein Brötchen mit geflämmtem Lachs, Salat und Senf-Dill-Sauce und während ich das esse, beobachte ich das Treiben und fühle mich dann doch einigermaßen besinnlich weihnachtlich – die Szenerie könnte auch aus einem Weihnachtsfilm stammen.

Dann hole ich mir an einem Stand noch Maronen – weniger skandinavisch, aber man kriegt die in Berlin auch nicht so oft frisch zubereitet. Die schäle und nasche ich dann, während die Sonne untergeht.

Dann laufe ich wieder mit Podcast auf den Ohren nach Hause und wärme mir unterwegs die Hände an den noch heißen Kastanienschalen in der Tüte. Auf dem Weg denke ich noch über einen Bratapfel zur Abrundung nach, aber als ich zuhause ankomme, bin ich dafür zu voll gefressen. Ich mache mir einen Erdbeerglühwein warm, gucke nochmal über die Unterlagen zu meinem Adulting-Termin morgen und setze mich dann vor den Fernseher. Ich schaue den neuen Thriller mit Julia Roberts, Ethan Hawke und Mahershala Ali auf Netflix und bin zwischendrin relativ ratlos. Merkwürdiger Film. Aber witziges Ende. Zwischendurch nochmal ein längeres Telefonat mit dem Liebsten, wir diskutieren anhand eines YouTube-Videos den Nahost-Konflikt – was man so macht dieser Tage.

Danach ist mir wieder nach Weihnachtskram. Ich hole Spekulatius, Vanillekipferl, Dominosteine, Lebkuchen und einen (ungebratenen) Apfel und schaue einen norwegischen Weihnachtsfilm mit viel Anschauungsmaterial zu rassistischem Unconscious Bias und lerne dabei u. a. auch, dass man in Norwegen am 23.12. Dinner for One guckt (und in Indien am 24.12. um Mitternacht Feuerwerke abbrennt und „Merry Christmas“ ruft). Der Film endet mit indischem Tanz in einem norwegischen Wohnzimmer und die Musik gibt mir den notwendigen Schwung, aufzustehen und mich bettfertig zu machen. Im Bett lese ich dann noch eine gute Stunde weiter in Carla Kasparis „Freizeit“ – eine schöne Überraschung, dieses Buch. Ich hatte es nach dem Immergut und der dortigen Lesung mehr halbherzig auf meine Wunschliste gesetzt und jetzt ist es deutlich besser, als was ich auf der Lesung gehört habe. Schön!

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