Ich habe ungefähr neun Stunden durchgeschlafen und das war natürlich auch bitter nötig. Da das erste Meeting heute recht spät ist, hätte ich sogar noch länger schlafen können, aber des Mitbewohners Wecker ging zur normalen Zeit und da meine Zimmertür in der kalten Jahreszeit für die Katzen offen bleibt, werde ich dann sowieso wach, wenn er aufsteht. Aber hey, neun Stunden sind super! Auch super ist, dass ich heute nicht ins Draußen muss und das so richtig zelebrieren kann, mit Arbeiten im Schlafanzug, allerdings am Schreibtisch, um nicht im Bett-Office aus Versehen nochmal einzuschlafen.
Zum Frühstück gibt es Chai, Pannetone, Lussekatter und einen Apfel. Fühlt sich gleich ein wenig adventlich an. Dann noch Musik an und nachdem die ersten Leute in meiner Internetbubble ihre Threads-Accounts posten nehme ich auch meinen in Betrieb. Usability ähnlich wie Twitter, Population wie Instagram. Macht auf jeden Fall jetzt schon mehr Spaß als Bluesky, wo ich ja immer vergesse, reinzugucken und hat gegenüber Mastodon den Vorteil, dass es GIFs und Drükos gibt. Ich vermute, dass das ein weiteres Online-Wohnzimmer wird, allerdings folgen mir dort dann halt auch Kolleg*innen, ehemalige Schulkamerad*innen und so weiter, evtl. muss ich mal ein bisschen die Schilde kalibrieren. Jedenfalls, dieses Gefühl von Arbeiten im Schlafanzug, Gemütlichkeit, virtuellem Wohnzimmer – das erinnert mich stark an die „Lockdown“-Zeiten der frühen Pandemiejahre. Und das ist erschreckenderweise ein sehr heimeliges Gefühl. Passt allerdings auch zum Infektionsgeschehen da draußen – jetzt sehen wir mal, wie sich eine Durchseuchung ohne Maßnahmen auswirkt, auch wenn zum Glück die meisten inzwischen eine Grundimmunität haben. Und es passt zum Entschluss vom Liebsten und mir, bis Weihnachten unsere Infektionsrisiken zu minimieren. Hoffen wir, dass wir bis nach dem Familienfest durchhalten!
Arbeitsmäßig ist es heute alles etwas weniger stressig als die letzten drei Tage, in dem Sinne, dass es keine kritischen Deadlines zu bestimmten Uhrzeiten gibt. Genug zu tun ist trotzdem und Deadlines für „irgendwann heute“ habe ich auch, aber es fühlt sich eben ein bisschen weniger gehetzt an. Der Tag beginnt mit E-Mails, dann ein Meeting mit Ostfriesland plus Nachbereitung. Danach u. a. ein Übergabe-Meeting mit der Kollegin in Nordengland, die am frühen Nachmittag ihren Jahresendurlaub antreten wird, Versenden einer globalen Rundmail, Internetrecherchen, Ausformulieren von Stichpunkten, Zuweisung an Aufgaben für die Stakeholder eines Projekts, Korrekturen zu verschiedensten Themen der letzten Tage und Wochen (dabei stellen die eine Kollegin und ich irgendwann fest, dass wir unsere vermeintliche Übereinkunft jeweils unterschiedlich interpretiert haben und uns mehrfach gegenseitig falsch korrigiert haben), Zusammenstellen von Informationen für einen One Pager, Übersetzen eines Pressetexts… Nach fünf Stunden konzentrierten Durcharbeitens mache ich eine Pause und setze mich ein Weilchen aufs Sofa. Der Mittagshunger bleibt dank des reichlichen Frühstücks aus.
Nach der Pause geht es heiter weiter, unterbrochen von der Biokistenlieferung, einem Telefonat mit einem Kollegen, der heute bei der Beisetzung des verstorbenen Kollegen tief im Westen war und natürlich Redebedarf hat und von einem Treffen unseres Arbeitsbuchclubs. Gegen 17 Uhr beginne ich, meinen Wochenbericht zu schreiben und dann ist kurz vor 18 Uhr endlich Feierabend. Was für eine Woche. Was für ein Jahr auch. Und nächste Woche sieht es noch nicht deutlich besser aus, da ich neben wichtigen Terminen auch noch Urlaubsvertretung mache und am Freitagmittag schon alles Wichtige fertig sein muss, da ich nachmittags im Zug sitzen werde (wahrscheinlich ohne Tisch) und dann auf den Internetempfang in der Bahn angewiesen sein werde. Idealerweise muss ich dann nichts mehr machen, oder nur noch Kleinigkeiten, die nebenbei auf dem Handy gehen. Den Laptop nehme ich trotzdem mit, nur für den Fall.
Aber das ist alles Zukunftsmusik. Im Hier und Jetzt ist Feierabend. Ich esse die Reste vom syrischen Essen von gestern und liege dabei gemütlich im Bett. Internet vom Tag nachlesen, Spach-Apps (nur das Minimum heute, bin zu kaputt), mehrfach mit dem Liebsten telefonieren und ansonsten fünf Folgen West Wing gucken. Irgendwann spät habe ich nochmal ein Hüngerchen und esse Toast mit Mailänder Salami und Kaki. Kurz vor Ende der fünften Folge schlafe ich ein, da ist es kurz nach Mitternacht.
