03.12.2023 – Aktiver Sonntag

Heute werden getroffene Verabredungen dafür sorgen, dass ich aus dem Bett und sogar aus dem Haus komme, das ist ganz gut, denn bei Lichte betrachtet ist das Bett natürlich auch heute noch sehr gemütlich. Deshalb bleibe ich auch insgesamt bis gegen Mittag darin liegen. Erst lese ich das Internet leer, telefoniere mit dem Liebsten, mache meine Sprachübungen, spiele auf dem Handy und kuschele mit den Katzen. Dann esse ich Frühstück (Brot mit Quittengelee, Brot mit Pistaziencreme, Birne, Clementine, Kaffee mit Hafermilch, Pfefferminztee), dann schaue ich die Robbie-Williams-Doku zu Ende, telefoniere nochmal mit dem Liebsten, konkretisiere meine Verabredungen und schon ist es Zeit aufzustehen.

Die Katzen bekommen Frühstück und frisches Wasser, ihr Klo wird durchgesiebt, eine Waschmaschine angestellt, die Pflanzen gegossen, die Küche aufgeräumt, zwei weitere Räume an ihren Fenstergummis mit Schimmelmittel behandelt, das Bett neu bezogen, die Wohnung gesaugt. Dann geht es in die Badewanne, um auch den Körper grundzureinigen. Bis zur Verabredung habe ich jetzt noch anderthalb Stunden, in denen ich Tee trinkend auf der Couch sitze, meine Haare trocknen lasse und in meinem Buch weiterlese, die Protagonist*innen haben gewechselt, jetzt geht es um Taxifahren, Essen liefern und Polizeidienste.

Um 3 treffe ich mich dann draußen, einen heißen Tee in der Hand, mit dem Lieblingsnachbar, allerdings nicht an der gewohnten Ecke, sondern er kommt mir entgegen und wir gehen dann nicht unsere übliche Runde durch den Kiez, sondern spazieren Richtung Park. Da wollte wohl jemand mal seine Routine aufbrechen (und wir müssen ja heute nicht am Eisladen vorbei). Wir nutzen die letzte Stunde Tageslicht – und die erste halbe Stunde danach und stapfen durch Schnee und Eis durch die Gegend. Den Berg hoch traue ich mich nicht, ich schlittere auch so schon ganz ordentlich, falle aber kein einziges Mal hin (diesen ganzen Winter noch nicht!).

Wir erzählen uns, was gerade so los ist und philosophieren darüber, wie gute Work-Life-Balance aussehen könnte und mit welchen Strategien man dahin kommen kann. Der Lieblingsnachbar versucht mich vom Konzept der Aktiverholung zu überzeugen (diametral entgegengesetzt zu meiner aktuellen Strategie „Rumliegen und veratmen“ und ich bin geneigt, das mal auszuprobieren. Die – nach amerikanischem und jüdischem Kalender heute – startende Woche bietet dazu wegen viel Sozialklimbim ausreichende Gelegenheit. Es ist schön draußen, und kalt. Meine Finger stecken in Handschuhen und als ich beim Reinkommen mit dem Liebsten telefoniere stellen wir fest, dass die Kamera beschlagen ist. Gute Gründe, warum es vom Spazieren keine Fotos gibt.

Ich hänge die Wäsche auf und setze mich dann mit dem Mitbewohner zum „Adventskaffee“. Ohne Kranz oder Kerzen, ohne Kaffee, aber dafür mit Pannetone (yummie!), Erdbeerstollen (meh) und dem Erdbeer-Gin-Mix, den ich heute morgen aus dem Adventskalender gezogen habe (yummie). Dann lese ich noch ein bisschen weiter, bis es Zeit ist, wieder aufzubrechen. Ich fahre mit heißem Tee, Tram und S-Bahn nach Mitte, laufe über die Spree und treffe meinen Cousin (das grenzt es wenig ein, ich habe viele davon) und seine Freundin in einem Restaurant, wo es Sushi und vietnamesisches Essen gibt – in sehr gut und kreativ!

Die beiden sind beruflich in der Stadt und wir haben uns knapp ein Jahr nicht in Person gesehen – zuletzt zwischen letztem Weihnachten und letztem Neujahr. Es gibt also jede Menge zu erzählen und ähnlich wie im letzten Jahr heißt es in beiden Seiten in der Bilanz, dass es ein ziemliches Scheißjahr war. Ob das nochmal irgendwann anders wird? Vielleicht ja 2024, man muss es versuchen. Versuchen muss man auch das Restaurant, wir teilen uns Sashimi und dann gibt es für uns alle nochmal Lachs – der Cousin und ich essen ihn mit Reisbandnudeln in Kokossauce mit viel Gemüse und Dill, seine Freundin mit grünem Papaya-Salat. Ich trinke zum Essen einen Lychee Cooler mit Gurke, Minze und Litschi und zum flüssigen Nachtisch einen Kumquat Mojito – beides sehr lecker und hübsch dekoriert.

Wir erzählen bis kurz nach 10 und verabschieden uns dann. Die S-Bahn steht schon am Gleis, als ich komme, auf die Tram muss ich dann aber zehn Minuten warten, so dass es fast 11 ist, als ich wieder zuhause bin. Ich gehe direkt ins Bett und daddel noch ein bisschen auf dem Handy rum, bis ich gegen Mitternacht einschlafe.

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