Ich erwache vor dem Wecker, aber nicht zu früh, und kann alles Morgendliche (Internet leer lesen, Bloggen, Sprachen üben, mit dem Liebsten telefonieren, Pflanzen gießen, Katzen füttern) in entspannter Ruhe erledigen. Zum Frühstück koche ich mir Grießbrei, dazu gibt es einen Pfirsich und den Rest Quittensaft kippe ich mir in meine Kanne Kräutertee. Eigentlich könnte ich noch die Wäsche abnehmen, aber die funktioniert gerade wieder als Noosa-Höhle.

Also doch direkt an den Schreibtisch, frühstücken und E-Mails lesen/durcharbeiten. Durch meine in den letzten Monaten erweiterten Aufgaben bin ich inzwischen auch auf noch einigen Verteilern mehr drauf, was das eh schon hohe E-Mail-Vorkommen nochmal erhöht hat. Evtl. werde ich demnächst ein Mensch, der E-Mails vorfiltern lässt und sich Zeiten in den Kalender blockt, in denen E-Mails überhaupt nur beantwortet werden. Bisher bin ich immer gut damit gefahren, alles in der Inbox zu lassen und so bald wie möglich zu lesen und zu bearbeiten – was noch nicht bearbeitet ist bleibt ungelesen – und wenn ich etwas suche, gibt es ja eine Suchfunktion.
Um 10 das erste Meeting – eine Person im Büro, der Rest in den jeweiligen Zuhausen. Das Dauerthema der letzten zwei Wochen bekommt nochmal eine neue Wendung und wird nun also noch etwas länger dauern, aber hoffentlich muss ich dabei nicht die Hauptrolle spielen. Nach dem Meeting beschäftige ich mich mit der Nacharbeit für unser kleines Event gestern. Ich verschicke einen Rückblick mit Bildern und der Ankündigung der nächsten Ausgabe, stimme mich dazu vorher noch mit einem Kollegen ab, bastle und kaufe Geschenkgutscheine für die beiden Gewinner gestern und verschenke sie, arbeite der Buchhaltung zu und dokumentiere im Projektplan.
Dann habe ich das nächste Meeting, diesmal mit Dublin. In dem Teil, in dem es nicht um Arbeit geht, sprechen wir natürlich über den Tod (und das Leben) von Sinéad O‘Connor. Das, was man bei uns vor allem durch das Internet mitbekommt, ist in Irland nochmal potenziert, als die Todesnachricht kam, stand das Handy meiner Kollegin den ganzen Abend nicht mehr still und sie ist sich sicher, dass es ein großes Begräbnis geben wird und überlegt sehr ernsthaft, teilzunehmen. Wir reden auch darüber, dass ich viel zu wenig Musik von Sinéad O‘Connor kenne – eigentlich nur „Nothing Compares 2 U“, „The Foggy Dew“ und „All Apologies“. Wir einigen uns darauf, dass sich das ändern muss und ich fange auf Empfehlung der Kollegin gleich mal mit den Reggae- und Rastafari-Alben an.
Damit auf den Ohren laufe ich in der Mittagspause schnell zum Supermarkt – Olivenöl ist alle und ich habe Lust auf Würstchen – laut App sind Geflügel-Wiener histamintechnisch OK, ich nehme sie in Bio-Qualität. Sonst greife ich ja auch gerne zu vegetarischen und veganen Ersatzprodukten, aber die sind histamintechnisch schwierig, außer Seitan und davon sehe ich in letzter Zeit zu wenig in den Regalen. Wieder zuhause mache ich mir Stullen mit Frischkäse und Salat und setze mich damit und mit einer Portion Kirschen auf den Balkon. Es regnet inzwischen und ich bin ob der Temperaturen langärmlig, aber ich habe Sinéads Reggae-Platte auf den Ohren und Noosa auf dem Bauch und das ist eine gute Kombination. Dann zieht noch von einem der Nachbarbalkons Cannabisduft herüber und ich fühle mich kurz zurück nach Jamaika versetzt. Leider ist der nächste Programmpunkt nicht Treasure Beach, sondern wieder der Schreibtisch.

Die Musik immerhin nehme ich mit und statt von Noosa werde ich nun von Nimbin bekuschelt. Ich widme mich die nächsten Stunden einer Übersetzungsaufgabe für meinen Legal-Kollegen in London. Danach folgen noch zwei globale Meetings – eines mit meiner Beteiligung, eines nur zum aktiven Zuhören – und dann ist der Arbeitstag auch schon wieder vorbei.
Ich drehe mit Hörbuch auf den Ohren eine größere Runde draußen, telefoniere dabei auch mal wieder mit dem Liebsten, und werde dann auf dem Heimweg ordentlich nass – der Regenradar ließ mir nur so wenige und weit auseinander liegende Pausen und ich war noch so weit vom Schrittziel entfernt. Ich kann das schon rechtfertigen, aber nächstes Mal sollte ich wie in Rostock Regenjacke und festes Schuhwerk tragen statt keine Regenjacke und Flip Flops.

Wieder zuhause mache ich Abendbrot – es gibt Kartoffel-Rote-Bete-Stampf mit Kräutern, Apfel-Gurken-Salat und Geflügel-Wiener. Damit setze ich mich aufs Sofa, Katzen am Körper und schaue die ersten beiden Folgen „Transatlantic“. Zwischendurch drittes Telefonat mit dem Liebsten. Ich bin kurz davor, hier den Rest des Abends zu versanden, aber dann streikt Netflix irgendwann Anfang Folge 3 und ich stehe doch nochmal auf, siebe die Katzenklos durch und entwirre danach in mühevoller Kleinarbeit eine widerspenstige Dreadlock, die sich in den letzten Tagen in meinem Unterhaar gebildet hatte. Für sowas brauche ich immer viel Ruhe und Entspannung, daher habe ich in den letzten Jahren einfach drumherumgekämmt und mit unauffällig aussehendem Oberhaar kaschiert. Nun aber entspanntes Entwirren und dabei Podcast hören.
Aus Gründen (kritischer Blick zu Noosa) setze ich dann vor dem Schlafengehen noch eine Maschine Wäsche im Hygienewaschgang an, programmiere sie auf Fertigstellung morgen früh und dann heißt es „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“.