25.07.2023 – Plottwist am Nachmittag

Der Morgen beginnt zu viert im Bett, so wie der Abend gestern endete. Um 7 klingelt der Wecker, ich stehe kurz auf und mache Kaffee für den Liebsten und Kräutertee für mich. Damit liegen wir dann eine knappe Stunde im Bett und lesen uns das Internet vor. Kurz vor 8 muss der Liebste aufstehen und wieder nach Südberlin fahren, wo er um 9 sein erstes Meeting hat. Ich kann noch liegenbleiben, Bloggen und Sprachen üben und stehe erst kurz vor 9 auf. Die Pflanzen muss ich nach dem Regen gestern nicht gießen, die Katzen hingegen füttern. Für mich gibt es auch was – Dinkelbrot mit Apfel-Kürbis-Marmelade, einen Pfirsich und eine Handvoll Kirschen. Und Pfefferminztee mit Quittensaft.

Halb 10 sitze ich am Laptop, triagiere die E-Mails, die über Nacht eingetrudelt sind und starte eine kleine Recherche für meine Chefin. Um 11 das erste Meeting des Tages – mit Mitte, Lichtenberg, Wilmersdorf und Potsdam. Danach telefoniere ich noch mit Lichtenberg zu einem anderen Thema, erst die Spülmaschine ausräumend, dann kurz auf dem Balkon platznehmend.

Zurück am Schreibtisch weiterer Austausch mit Kolleg*innen per Chat, Nacharbeit des Meetings und dann ist es auch schon deutlich Zeit für die Mittagspause. Ich mache mir die Pasta von gestern warm und unterhalte mich beim Essen mit dem Mitbewohner – über seine Wohnungssuche, über seinen Job, über seine Urlaubspläne, über die Bürokratie in Deutschland, über die Situation von Migrant*innen in Deutschland, über die verschiedenen Strategien und Besonderheiten der verschiedenen ethnischen Gruppen und darüber, wie Integration besser gelingen würde. Ich sehe die Bringschuld vor allem bei den Deutschen, er auch bei den Migrant*innen.

Nach dem Essen geht es zurück an den Schreibtisch. Ich habe etwas Korrektur zu lesen und nebenbei eskaliert schon wieder eine Situation ein wenig, die aber erst morgen lösbar sein wird. Blöd. Zwischendurch klingelt noch das Telefon und meine Yoga-Lehrerin ruft an und sagt die heutige Stunde ab, da es urlaubsbedingt zu wenige Anmeldungen gibt. Das ist schade, weil ich dann nur noch einmal hinkann, bevor ich selbst im Urlaub bin und wenn ich zurückkomme ist dann sie im Urlaub. Für die Zeit kann ich mir dann ja noch eine Alternative suchen. Für heute hingegen springt mein Kopf direkt zu meiner To-Do-Liste und sagt: „Barbie“ gucken!

Ich schaue direkt nach, wo es den Film heute Abend zu sehen gibt – quasi überall – und wo es ihn in Originalfassung zu sehen gibt – gar nicht so oft – und wo es dann außerdem noch einen Platz gibt, der nicht direkt vor der Leinwand am Rand ist. Und so ergibt es sich, dass ich heute Abend halb 10 ins Kino gehen werde. Mitten in der Woche! Dann eine globale Kaffeerunde – parallel im Videokonferenzsystem und nebenbei im Chat von meinem Team kommentiert, das die Kaffeerunde organisiert hat. Ich mag diesen Blick hinter die Kulissen ja immer sehr.

Danach habe ich noch eine halbe Stunde Zeit, die Recherche abzuschließen, bevor 17:30 Uhr das Meeting mit meiner Chefin stattfindet. Wir haken in schneller Folge fünf Agendapunkte ab und tauschen uns dann noch ein wenig zu aktuellen Themen und ihrer anstehenden Abwesenheit nächste Woche aus. Um 18 Uhr ist Feierabend. Da ich ja Kinopläne habe, ist mein Kopf auf Popcorn eingestellt, allerdings habe ich ja jetzt Hunger und so spät essen ist ja auch nicht so gut. Also gibt es eben Popcorn (süß und salzig gemischt) zum Abendbrot – ich habe da noch Vorräte vom Adventskalender. Ich verputze die – laut App histaminfreie – Tüte ratzfatz und schaue dazu Essensvideos auf TikTok an. Lauter italienische Leckereien, die ich gerade nicht essen darf.

Gegen 20 Uhr verlasse ich das Haus – ich habe heute noch jede Menge Schritte zu tun! Am Anfang telefoniere ich mit dem Liebsten, dann höre ich Podcast, dann Hörbuch. Ich laufe erst durch die grünen Hinterhöfe, dann durch den einen Park zu einem anderen Park und drehe dort noch eine ausgiebige Runde.

Viertel 10 bin ich am Kino, laufe durch eine Menge pink gekleideter Menschen, lasse mein Ticket scannen und suche dann meinen Platz. Genau dort angekommen habe ich mein Schrittziel erreicht. Außerdem liegt auf dem Boden ein 20-Cent-Stück. Möglicherweise goutiert das Universum meine etwas verrückte Entscheidung.

Den Großteil des Films über habe ich ich ein dickes Grinsen im Gesicht, relativ oft muss ich laut lachen. Es gibt nur wenige Längen, die Schauspieler*innen sind großartig und alles ist bis ins letzte Detail sehr liebevoll gestaltet. Einzig die Meta-Ebene, dass es hier um ein existierendes Produkt eines existierenden Konzerns geht, der den Film auch noch selbst produziert hat, macht mir ein wenig zu schaffen. Das ganze Kino hat jedenfalls sehr viel Spaß, zwischendurch wird mitgesungen, es gibt Szenenapplaus und richtig viel Applaus am Ende. Ich verlasse das Kino nach halb 12 insgesamt sehr zufrieden und laufe zur Tram. Halb 1 liege ich endlich im Bett.