Wie immer, wenn ich eine oder mehrere Nächte nicht zuhause schlafe, müssen sich die Katzen in der ersten Nacht dann immer erst mehrmals vergewissern, dass ich wirklich da bin und auch noch lebe, obwohl ich mich so lange nicht rühre. Ich schlafe daher unruhig und mit mehreren Unterbrechungen. Zum Glück ist heute normales Homeoffice und Meetings habe ich erst am Nachmittag. Ich kann also gemütlich in den Tag starten. Beim Einnehmen der Nahrungsergänzungsmittel fällt mir auf, dass das Präparat mit Vitamin C und Zink auch Histidin enthält (zur besseren Aufnahme von Zink), das ist aber natürlich in der Histaminkarenz kontraproduktiv, weil es genau zu Histamin abgebaut wird. Ich Schlaubi. Ich nehme diese Tablette also nicht und schreibe mir histidinfreien Ersatz auf den Einkaufszettel.
Zum Frühstück gibt es heute Porridge mit Apfel und Ahornsirup und den Tag über trinke ich eine große Kanne von dem Quittensaft mit Wasser vermischt. Am Schreibtisch wühle ich mich erst durch diverse E-Mails und Chat-Nachrichten und beschäftige mich dann weiter mit den Themen vom Freitag. Pausen, in denen ich auf Rückmeldung warten muss, nutze ich zum Katzenklos durchsieben und für einen kurzen Ausflug zum Supermarkt, für Brot, Obst, Vitamintabletten und diverse Milchprodukte. Wieder zurück beschäftige ich mich mit einer Pressemitteilung, die heute noch rausgehen muss.
In der offiziellen Mittagspause beziehe ich mein Bett neu und sauge Staub, dann mache ich mir Stullen mit Butter, Kräuterfrischkäse und Ziegenfrischkäse, Salat und Gurke. Dazu gibt es noch zwei Schreibtischmöhren (das Konzept Reisemöhre überzeugt). Um Punkt 15:05 Uhr drücke ich bei der Pressemitteilung auf Senden, da meine Chefin zu der Zeit in einem Meeting ist und es nicht selbst tun kann. Alles sehr aufregend. Bis zu meinem ersten Meeting arbeite ich dann noch etwas an den beiden beruflichen Blogtexten der letzten Wochen nach und führe Änderungen an unserem Intranet durch.
Dann kommt ein Meeting mit Madrid, London, Dublin und dem mittleren Westen der USA, in dem wir uns über die Entwicklungen der letzten Wochen austauschen und direkt hintendran unser Team-Meeting, in reduzierter Zahl, weil eine Kollegin im Urlaub ist und wir seit letzter Woche eine*r weniger sind. Ich mag amerikanisches Arbeitsrecht nicht, das geht mir alles immer zu schnell. Das Meeting ist auf 45 Minuten angesetzt, wir überziehen aber gewaltig, weil wir nach dem Besprechen der Aufgaben (bzw. deren Neuverteilung) noch über den Barbie-Film und allgemein über Filme, bei denen man weinen muss, sprechen. Ich setze mir „Barbie“ jetzt ganz ausdrücklich auf meine To-Do-Liste für diese Woche – vor dem Urlaub war sowieso klar.
Gegen 18:15 Uhr klappe ich den Laptop zu. Der Liebste hatte vorher schon Bescheid gesagt, dass er sich etwas verspäten wird und jetzt schreibt er auch noch, dass die U-Bahn nicht fährt. Der Weg mit der S-Bahn dauert länger und auch die S-Bahn fährt unregelmäßig. Ich habe also noch Zeit, eine Runde spazieren zu gehen – immer mit prüfendem Blick auf den Regenradar. Als ich gerade die Wohnung verlassen will, bittet mich der Mitbewohner noch schnell um das Ausfüllen einer Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Nach über zwei Jahren und seit einigen Monaten vollständig im Homeoffice wird ihm sein WG-Zimmer langsam zu klein und eng und er will sich mal auf dem Berliner Wohnungsmarkt umschauen. Wir wissen beide, wie lange so etwas dauern kann, daher mache ich mir da jetzt noch keine allzu konkreten Gedanken. Wenn er viel Glück hat, brauche ich irgendwann Ende des Jahres jemand neues, ansonsten vermutlich irgendwann im Laufe des nächsten Jahres. Darüber mal nachdenken.


Ich drehe eine meiner üblichen Runden durch Hinterhofgärten und den Thälmannpark. Kurz nach 19 Uhr kann ich den Liebsten von der S-Bahn einsammeln und wir laufen gerade noch rechtzeitig nach Hause, bevor Gewitter, Wolkenbruch, Monsun passieren.
Ich bin sehr froh, dass mein Balkon nicht zur Wetterseite hinaus geht. Eigentlich sind wir ja gerade in der Küche auf der anderen Seite, da schwallt der Regen waagerecht gegen das Fenster. Ich überprüfe kurz, ob der Mitbewohner sein Fenster zugemacht hat, bevor er aus dem Haus ist – hat er – und widme mich dann wieder dem Mangold aus der Biokiste. Den gibt es heute mit Ricotta, Pasta und gerösteten Semmelbröseln.



Nach dem Essen schauen wir die ersten vier Folgen von „Unstable“ – genau unser Humor – und gehen dann gegen halb 11 schlafen. Als ich aus dem Bad komme, muss ich mir erstmal einen Platz im Bett erkämpfen, aber als wir alle gemütlich liegen, schlafen wir zu Christopher Moores „Lamb“ sehr schnell ein und dann diesmal auch fast ohne Unterbrechungen gut durch.
