20.07.2023 – WordPress-Flöz, Langwieriges und unverhoffte Natur

Der Tag beginnt mit Löwinnen-Toots auf Mastodon, die ich erst nach dem dritten oder so einordnen kann. Gut, dass das Teilzeitkind gerade im Urlaub auf einer Insel weilt, denke ich mir und schreibe ich denn Liebsten. Der ist auch schon von mehreren Stellen zum Thema angeschrieben worden. Sozialmedial ist das mal wieder ein großer Tag – leider habe ich keine richtige Zeit, selbst aktiv mit Wortspielen teilzunehmen. Ich habe Dinge zu tun und das nicht zu knapp. Nachdem Pflanzen und Tiere versorgt sind, mache ich mir Brioche mit zwei Sorten Marmelade zurecht, außerdem einen „Guten-Morgen-Tee“ mit Zitronengras, Zitronenverbene und Zitronenmelisse (merkt man, dass ich Zitrusfrüchte vermisse?) und eine Kanne Pfefferminztee für den Tag.

Dann sitze ich am Laptop und schreibe schon mal eine wichtige E-Mail vor, die ich gestern Abend gerne verschickt hätte, es fehlten aber noch letzte Abstimmungen und die dafür wichtigen Personen waren nicht zu erreichen. Dann habe ich ein kurzes Meeting mit Paris, Valencia und Dublin und direkt hintendran dann mit Lichtenberg. Wir diskutieren noch einmal, passen die E-Mail ein wenig an und dann geht sie raus. Jetzt ist es Zeit, mich an das andere wichtige Projekt heute zu setzen. Ich tauche tief ein in ein WordPress-System, von dem ich bis vor ein paar Monaten nur einen winzigen Teil kannte und nutzte und seit ein paar Monaten ab und zu mal was mit einem anderen Teil zu tun hatte – alles immer noch nur sehr oberflächlich.

Ich kenne mich ja nicht aus. Ich nutze für dieses Blog ein sehr einfaches WordPress-Setting mit nur minimal angepasstem Fertigbausatz-Theme. Ansonsten habe ich ein Grundverständnis von HTML, mit dem ich in den späten 90ern und frühen 00ern private Homepages basteln konnte, aber schon bei CSS war ich damals raus. Hier nun also ein eher komplexeres WordPress-Ding (Christian würde wahrscheinlich nur kurz lachen), bei dem es aus Gründen nun mir zufällt, eine bestimmte Schriftart zu entfernen und gegen eine andere zu ersetzen. Eine Kollegin hatte damit schon mal angefangen, kannte sich aber augenscheinlich noch weniger mit sowas aus als ich.

Jedenfalls verbringe ich jetzt mehrere Stunden – fast den ganzen Arbeitstag – damit, sämtliche Unterseiten und Posts durchzugehen, zu kontrollieren und nach Möglichkeiten zu suchen, die Schriftarten anzupassen. In den tatsächlichen Code muss ich am Ende nie (das sieht auch alles anders aus als damals vor 25 Jahren), aber man glaubt gar nicht, wie viele verschiedene Stellschrauben man da finden und drehen kann und in wie vielen verschiedenen Editoren – am laufenden System und hoffentlich ohne etwas kaputt zu machen. Neben den reinen Texten und dem Theme an sich, muss ich auch jede Menge Grafiken entfernen, auf denen die Schriftart verwendet wurde, was dann wieder andere (Design-)Probleme nach sich zieht. Ich treffe Entscheidungen und muss dann z. B. über 200 Posts durchgehen und ggf. daraufhin anpassen.

Am Ende sieht die Seite deutlich anders aus als vorher, immer noch gut (genug, der ursprüngliche Webdesigner sieht das vielleicht anders) und ohne die Schriftart. Das muss jetzt so für die nächsten Wochen gehen, bis es sowieso einen Relaunch in einem anderen CMS gibt – mal sehen, wie oft und ob ich mit dem dann auch zu tun haben werde. Jedenfalls habe ich über all dem irgendwie vergessen, rechtzeitig Mittagspause zu machen und die dann erst später nachgeholt. Es gibt Kopfsalat mit Radieschen und einem Tahini-Dressing und zum Nachtisch die letzten beiden Cupcakes, dazu Löwinnen-Updates.

Nach der Mittagspause weiter mit WordPress und dann auch wieder weiter in Angelegenheiten der E-Mail von heute morgen, die Telefonate und weitere Abstimmungen nach sich zieht. Während des einen Telefonats kann ich zumindest die Katzenklos durchsieben. Dann nochmal zwei wichtige E-Mails schreiben und dann ist zumindest offiziell Feierabend. Inoffiziell muss ich weiter gucken, ob noch Antworten kommen und falls ja reagieren. Vor diesem Hintergrund beschließen der Liebste und ich, unsere heutige Date Night zu verschieben, so ganz entspannt wird das sonst nicht. Dafür telefonieren wir erst einmal ausführlich und berichten uns von unseren stressigen Tagen.

Danach lade ich dann erstmal Telefon und Kopfhörer auf und telefoniere mit meinen Eltern. Wir bringen uns auf den neusten Stand und stimmen Termine ab. In anderen Familien-News ist mein Bruder gut im Yukon angekommen und meine Oma wäre heute 101 geworden. Nach dem Telefonat mache ich mir Abendbrot. Es gilt Reste aufzubrauchen und dabei möglichst histaminfrei zu bleiben. Besonders kreativ bin ich dabei aber nicht und ob es angesichts des „Reste“-Vorzeichens wirklich so histaminfrei ist, ist auch noch die Frage. Wirklich leicht verdaulich ist es dann jedenfalls nicht, wie ich feststellen darf: Ich werfe ein zerkleinertes und in Wasser eingeweichtes altbackenes Brötchen mit einer kleinen Zucchini, einer gelben Paprika, einer grünen Paprika, einer Zehe Knoblauch, einem Schwapps Olivenöl und einer großzügigen Prise Meersalz in den Mixer und habe dann zwei große Schüsseln voll Gazpacho zu löffeln/trinken. Dabei entspanne ich mich soweit, dass ich das erste Foto des Tages mache. Im Hintergrund läuft die sehr unterhaltsame „Böhmi brutzelt“-Folge mit Anke Engelke. Beide Gerichte darf ich derzeit nicht essen, hmpf.

So ungefähr alle 10 Minuten schaue ich, ob es eine Reaktion auf die E-Mail gab, aber Spoiler: Da kommt nichts mehr heute. Irgendwann kurz nach 20 Uhr raffe ich mich zu einem Spaziergang auf. Gestern habe ich das Schrittziel nicht erreicht und heute habe ich gerade mal knapp über 1500 Schritte auf der Uhr. Also Podcast auf die Ohren und ab nach draußen!

Ich laufe gute anderthalb Stunden durch die Gegend – erst relativ zielgerichtet bis zum Park, dann aber dort andere Wege als sonst und dann wieder zielgerichtet zurück. Und dann steht man mitten in Berlin halt plötzlich mitten in der Natur (ohne Löwin) und kann das erste Mal heute so richtig durchatmen und loslassen:

Auf dem Heimweg telefoniere ich noch ein weiteres Mal mit dem Liebsten. Zuhause angekommen geht es dann nochmal auf die Couch – zum hundertsten Mal nach der E-Mail gucken, Katzen kuscheln, Tee austrinken, bisschen TikTok… Gegen 23 Uhr mache ich mich schließlich bettfertig.