Es ist Freitag, mein halbes Team hat Urlaub und auch sonst stehen keine Meetings an. Also gar keine. Wirklich. Einmal telefoniere ich mit einem Kollegen und ansonsten wird alles irgendwie schriftlich geregelt. Sehr entspannend.

Ich sitze im Balkon-Office, verbringe einen Großteil des Tages mit Recherchen und höre mich pflichtbewusst und neugierig durch Musik von Taylor Swift und Harry Styles. Ich bin ja inzwischen alt und kriege von der Musik der jungen Leute nicht mehr so viel mit. Um ehrlich zu sein kriege ich seit ich in Berlin wohne nicht mehr allzu viel von neuer Musik mit. Liegt wahrscheinlich nicht an Berlin selbst, sondern am Lebensabschnitt und der fehlenden Radioarbeit. Mein Musikgeschmack ist bis auf wenige Ausnahmen irgendwo 2007/2008 stehengeblieben. Das geht natürlich so nicht und also höre ich jetzt, was alle so feiern und gucke, ob da was für mich dabei ist. Dabei liegt mir TayTay mehr als Harry, glaube ich, zumindest musikalisch.

Zwischendurch kann ich nicht Musik hören, weil ich auf die Türklingel achten muss. Der Balkon ist so gelegen, dass man die leicht überhören kann. Zum Glück sind die Zeitfenster per E-Mail recht genau kommuniziert, so dass ich weder die Biokiste (inkl. des Grillguts für das Picknick morgen) noch den DHL-Boten verpasse, der das letzte Teil meiner Wunschlisten-Leerkaufs von neulich bringt.

Zwischen den beiden Lieferungen liegt auch meine Mittagspause, in der ich noch eine Einkaufsrunde drehe (eine Picknickgästin muss leider aus gesundheitlichen Gründen absagen und ich muss also noch einen Nudelsalat zubereiten), ein Sandwich esse und mit dem Mitbewohner durch seine Behördenpost gehe, übersetze und versuche nachzurechnen, wie die Arbeitsagentur auf den Betrag kommt, die sie ihm für 13 Tage Arbeitslosigkeit im April zubilligt. An letzterem Punkt scheitern wir kläglich.

Kurz nach 17 Uhr mache ich nach erfolgreichen Beenden des Wochenberichts Feierabend und mich auf auf eine Spaziergangsrunde (Schrittziel!!). Es geht durch Weißensee zum Weißen See, drumherum und dann, weil ich die Strecke in letzter Zeit so oft gelaufen bin und sie langweilig finde, mit der Tram zurück in den Prenzlauer Berg. Reicht trotzdem aus.

Wieder zuhause mache ich mir Pellkartoffeln mit Radieschen-Leinöl-Quark zum Abendbrot und hole schon mal den Focaccia-Teig aus dem Kühlschrank – drei Stunden zu früh, aber ich will ja heute auch irgendwann ins Bett. Dann sitze ich anderthalb Stunden auf dem Balkon und schaue ins Telefon, bis es Zeit ist, Cupcake-Teig anzurühren. Nach zwei Stunden Aufwärmphase kommt der Focaccia-Teig auf ein Backblech und darf dann nochmal eine halbe Stunde gehen. Dann wird er mit Olivenöl quasi übergossen, gesalzen und oreganot und geht in den Backofen. Währenddessen hacke ich Pistazien, rühre sie unter den Cupcake-Teig und fülle den Teig in Muffinförmchen.

Dann kommt die Focaccia in den Ofen und die erste Lage Cupcakes rein. Ich lagere die Focaccia auf ein Holzbrett um und nehme sie zum Abkühlen mit nach draußen auf den Balkon. (Muss dabei bleiben, Katzen!) Als die Cupcakes klingeln ist die Focaccia einigermaßen abgekühlt und kann wieder mit in die Küche. Ich schneide sie in handliche Stücken und verpacke sie bis morgen luftdicht. Die zweite Ladung Cupcakes bäckt und ich räume die Küche auf und wasche ab, dann gehe ich mit der ersten Ladung auf den Balkon. Irgendwann kommt die zweite Ladung dazu. Dann sitze ich noch einen Moment draußen, bis ich die Cupcakes für kühl genug befinde, um sie unter eine Tortenhaube zu bugsieren und mache mich bettfertig. Es ist fast Mitternacht, als ich liege.
