12.07.2023 – Schritte noch und nöcher

Noch so eine Nacht mit bedürftigen Miezen, ständig maunzt oder krallt es irgendwo, ohne dass danach klar wäre, was sie eigentlich wollen außer kuscheln und spielen. Vielleicht fällt es ihnen bei der Wärme und den kurzen Dunkelphasen einfach schwer zu akzeptieren, dass einfach Nacht ist. Daher schlafe ich also wieder bis zum Weckerklingeln und eile mich morgens. Heute kann ich nicht mit dem Rad ins Büro, da ich meine Sporttasche dabei habe und außerdem die Vorstellung, nach dem Sport noch nach Hause zu radeln, mich überfordert. Zum Ausgleich laufe ich ins Büro und bin schon sehr nah an meinem Schrittziel, als ich um 10 Uhr dort ankomme.

Heute ist es voll, viele Kolleg*innen haben ihren festen Bürotag und außerdem sind noch drei von außerhalb Berlins da. Der Geräuschpegel und das Gewusel sind gleich viel stärker und die Stimmung ist insgesamt ausgelassen, weil zwei der Teams am Mittag zu Team-Aktivitäten aufbrechen. Ich entziehe mich dem Tohuwabohu am Vormittag so gut es geht durch laute Musik auf den Kopfhörern und versenke mich in Textarbeit. Jedenfalls so lange, bis der Liebste ein Foto vom Zeugnis des Teilzeitkinds schickt, da muss ich natürlich gleich erstmal anrufen und gratulieren. Natürlich ist das Kind nicht ganz zufrieden, weil neben den ganzen Einsen auch zwei ganze und zwei halbe Zweien auf dem Zeugnis sind. Wir versuchen das Beste, das in Perspektive zu setzen und es scheint zu gelingen.

Dann habe ich aber ein Meeting, zu sechst und rein in Präsenz, bei dem es emotional hoch hergeht – was im Laufe des Tages noch mit einigen Teilnehmenden einzeln besprochen werden muss. Danach beschäftige ich mich mit dem zweiten Grund, warum ich heute hier bin, und bereite einiges zum Versand vor. Um 14 Uhr bringe ich alles zum Briefkasten und mache dann eine späte Mittagspause.

Diesmal möchte ich endlich den gefühlt neuen georgischen Imbiss ausprobieren, direkt zwischen Schnellstraße und S-Bahn-Gleisen. Scheinbar kommen die georgischen Spezialitäten bei der Laufkundschaft nicht so gut an, große Teile der Speisekarte sind abgeklebt, dafür verkauft man erfolgreich Crêpes. Ich entscheide mich aber für ein Imeruli Khachapuri, ansonsten gibt es nur das „normale“ Khachapuri und Teigtaschen mit Rindfleisch. Der Imbisswirt spricht augenscheinlich kein Deutsch, sondern einfach Georgisch mit vielen erklärenden Gesten, dafür bereitet er mein Essen aber frisch zu, formt den Fladen aus Teig, streut Käse drüber und bäckt alles. Nach etwa einer Viertelstunde steht ein heiß dampfendes Khachapuri vor mir und ist wirklich, wirklich lecker.

Es ist allerdings viel zu groß und bei der Hitze schaffe ich nicht einmal die Hälfte gleich. Den Rest packe ich mit etwas über den Tresen gereichter Alufolie ein und nehme ihn mit zurück ins Büro. Dort ist inzwischen Ruhe eingekehrt und ich habe meinen Flügel komplett für mich. Jetzt gibt es die Musik also ohne Kopfhörer. Ich vertiefe mich nochmal für zwei Stunden in Kreatives und dann ist es Zeit für mein eigenes virtuelles Teamevent. Ich habe mir extra eine Feierabendlimo (Ingwer-Estragon) mitgebracht und kühlgestellt. Heute ist nämlich der letzte Tag dieses Sommers, an dem alle sechs Mitglieder meines Teams gleichzeitig arbeiten, bevor die allgemeine Urlaubs(-vertretungs)zeit losgeht. Wir gönnen uns eine Stunde, in der wir nicht über die Arbeit reden, dafür aber über Konzerte, Essen, Bären, Elche, Tee, Kekse, Heizungssysteme (keine Wärmepumpen) und Eiskaffee. Zwei von uns haben Katzen auf dem Schoß (ich heute mal nicht), eine einen Hund und bei einer anderen laufen Katze, Hund, Kind und Mutter durchs Bild und sagen „Hallo“. Die eine, bei der sonst immer das Kind auf dem Schoß sitzt, hat heute ausnahmsweise mal kindfrei und findet das auch ganz gut.

Nach einer Stunde ist der schöne Moment vorbei – Paris und Berlin machen Feierabend, Südengland erledigt letzte Dinge, Nordengland hat ein Meeting mit dem CEO und für Georgia und Chicago beginnt der Arbeitstag jetzt so richtig. Ich hingegen beschäftige mich noch eine halbe Stunde mit meinen Sprachlern-Apps und packe dann meinen Kram zusammen, um mit der S-Bahn zum Fitnessstudio zu fahren. Kurz vor 19:30 Uhr bin ich im Wasser und dann gibt es eine Dreiviertelstunde AquaFitness mit hochintensivem Intervalltraining. Sehr zackig heute! Hinterher gehe ich noch für eine Runde in die Sauna. Das Duschen und Fertigmachen geht heute sehr schnell, ich muss ja nicht soooo viel anziehen und bei dem Wetter gehe ich dann auch einfach mit nassen Haaren zur Bahn.

Zuhause angekommen gibt es erst Abendbrot für die Katzen in der Küche und dann für mich auf dem Balkon – den letzten Rest Okroschka und zwei Stücke Khachapuri. Ich sitze draußen, bis es dunkel ist. Dann mache ich mich bettfertig, gucke im Bett noch etwas aufs Handy und lese dann ein paar Seiten, bevor um 23 Uhr Schlafenszeit ist.

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