Vom Weckerklingeln aufgewacht nach einer extrem unruhigen und heißen Nacht, in der die Katzen abwechselnd Betreuungsbedarf hatten. Mein FitBit behauptet, ich hätte weniger als 4 Stunden geschlafen, aber das stimmt definitiv nicht. Nur zerstückelt war es, mit vielen Wachphasen. Die Morgenroutine muss verkürzt ausfallen, da ich langsam bin und eben nicht wie meist vor dem Weckerklingeln anfange. Bloggen und Sprachen lernen wird auf später verschoben und als ich mit dem Liebsten telefoniere bin ich schon am Rumwuseln – Pflanzen gießen, Katzen füttern, Rucksack packen etc. Zwischendurch ziehe ich mich mehrmals um, bis ich die richtige Kombination aus Klamotten für Hitze, Yoga am Abend und Fahrradfahren dazwischen erwischt habe. Ich war schon kurz davor, in unbequemer Kleidung in den Tag zu starten oder eben im langen Wallekleid zu gehen und doch nicht Fahrrad zu fahren.
So aber: Rucksack auf, Yogamatte auf den Rücken geschnallt, Helm auf und los. Im vorletzten Jahr bin ich sehr viel Fahrrad gefahren, letztes Jahr holte ich das Fahrrad wegen Long Covid erst im Sommer aus dem Keller, fuhr einen Tag, wurde direkt wieder krank und brachte es dann vor dem Sommerurlaub zurück in den Keller, wo es bis gestern stand. Aber ist ja wie Radfahren, ne? Allerdings bin ich noch recht langsam und aufgrund des Gepäcks wackelig unterwegs, die morgendlichen Rush-Hour-Fahrer*innen ziehen alle an mir vorbei, während ich gemütlich hinterherradle. Und am Alex stehe ich plötzlich auf der falschen Rad-Abbiegespur – die Strecke bin ich vorher maximal ein Mal gefahren. Dann bin ich aber nach 25 Minuten im Büro und konvertiere diese Aktivität für unseren Step-a-thon direkt in Schritte.
Im Büro trinke ich erst einmal viel Wasser, dann stöpsle ich meinen Laptop an und gehe in die Küche, Milch ins mitgebrachte Müsli mit Aprikosen gießen und meine Wasserflasche auffüllen. Bis 11 Uhr dann entspanntes Abarbeiten und Sachen sortieren und danach ein gut anderthalbstündiges Meeting – drei vor Ort, zwei zugeschaltet aus Lichtenberg und Biesdorf. Hinterher noch kurzes Nachbereiten und dann mache ich 13 Uhr Mittagspause. Heute habe ich mal Lust auf was Anderes und spaziere über den Fluss in den Westen (eigentlich Süden, Kreuzberg halt). Dort hole ich mir in einer Bäckerei bei der C-Base ein Körnerbrötchen mit Serrano-Schinken und damit setze ich mich dann zurück im Osten auf eine Bank mit Spreeblick.

Ich schaue aufs Wasser, esse, blogge und höre dann noch dem Gespräch dreier Abiturient*innen zu, die sich nach Wochen wiedergetroffen haben, sich erzählen, wie es weitergeht – jobben, Praktikum, Studium… – und was im Beziehungsleben seit dem letzten Treffen passiert ist. Einiges. Auch gruseliges, mit Exfreunden auf der Flucht vor der Polizei, wenn das alles der Wahrheit entspricht. Berlin, ey.

Pünktlich zum nächsten Meeting gehe ich zurück ins Büro und bespreche dann eine halbe Stunde lang Dinge mit meiner Chefin in Nordengland. Dann Raumwechsel zum nächsten Call – zwei vor Ort, je eine*r in Prag, London und Dublin. Hinterher habe ich ein paar Minuten Meetingpause und vertiefe mich übersetzend in ein Projekt. Dann Call mit Paris und Georgia, nochmal kurze Übersetzungsphase und dann der nächste Call, mit Dublin, plus die entsprechende Nacharbeit und kurz danach ist schon Zeit für eine Stunde Teammeeting ab 17 Uhr – mit Nordengland, Südengland, Paris, Georgia und Chicago. 6 Meetings heute insgesamt, puh.
Nach dem Teammeeting verlasse ich das Büro wieder und fahre mit dem Fahrrad zum Yoga. Es ist immer noch unglaublich heiß. Am Alex nervige Fußgänger*innen mit Kopfhörern auf (das bin sonst ich), in der Fahrradstraße eine nicht blinkende Autofahrerin, im Prenzlauer Berg unangenehme Steigungen, im Mauerpark viele viele Menschen auf dem Weg, dann nochmal ne fiese Steigung an der Brücke über die Ringbahngleise und dann ist es Smooth Sailing bis zur Ankunft. Genießen kann ich das nicht mehr, ich bin außer Puste und völlig durchgeschwitzt. Die 20 Minuten, bis die Yoga-Stunde beginnt, brauche ich zum Wassertrinken und Puls beruhigen. Ich liege einfach auf meiner Matte, bis alle anderen da sind und schicke dem Liebsten ein erschöpftes Selfie.

Wir machen zu viert Yoga und ich bin erstaunlicherweise beweglicher als sonst und kann Dinge, die ich sonst nicht kann – allerdings auch nicht alle. Es ist jedenfalls nicht zu anstrengend, genau richtig fordernd und beim Shavasana bin ich zwischendurch richtig weg (laut FitBit aber nicht eingeschlafen, auch wenn es sich kurz so anfühlte). Auf dem Heimweg schiebe ich dann mein Fahrrad, denn ich habe zwar durch das Konvertieren von je einer Stunde Fahrrad fahren und Yoga machen mein Step-a-thon-Schrittziel längst erreicht, mein normales FitBit-Schrittziel jedoch noch nicht, denn das rechnet Fahrradfahren nicht in Schritte um. Also spaziere ich gemütlich im Hellen nach Hause.

Kurz nach 21 Uhr komme ich an, schließe mein Fahrrad an, füttere die Katzen, packe meinen Rucksack aus und setze mich mit einer großen Portion Okroschka und Feierabendlimo (Dattel-Granatapfel) auf den Balkon. Noch im Hellen esse ich, quatsche kurz mit dem Mitbewohner und kümmere mich um meine Biokistenbestellung für diese Woche. Als es dämmert, sind die Sprach-Apps dran und kurz nach 22 Uhr gehe ich im Dunkeln nach Drinnen, dusche noch, lege mich dann ohne Lesen ins Bett und schlafe zu einem Podcast über Krabat ein.