04.07.2023 – On the move

Heute wird ein sehr bewegter Tag, ich warne schon mal vor. Keine Erinnerung mehr an das Aufwachen, aber als der Liebste kurz vor halb 8 anruft, bin ich schon wach genug, um ranzugehen und zu telefonieren und kurz vor 8 stehe ich dann selbst auf. Ich ziehe mich an, packe meinen Rucksack fertig, gieße die Pflanzen, stelle den Katzen genug Futter bis morgen Abend hin, schnappe mir eine Mate und meine Sporttasche und mache mich auf den Weg ins Büro. An der Tramtür erkläre ich einer Gruppe Jugendlicher, wie das so geht mit dem Bahnfahren, während ich mich bestimmt durch eine Traube von ihnen hindurch schiebe, um das Innere der Tram zu erreichen, wo jede Menge Platz ist, sogar zum Sitzen, während weniger energische Mitmenschen draußen stehen bleiben, weil sie die Bahn ob des Gedränges an der Tür für voll halten. Werde mir einen Krückstock zum Fuchteln besorgen müssen.

Pünktlich um 9 im Büro angekommen gieße ich mir Milch ins Müsli, schnipple dazu einen Apfel klein und ziehe mir einen Cappuccino. Dann frühstücke ich E-Mails lesend. Um 10 habe ich einen ersten Call mit Warschau. Danach erledige ich Kleinkram, trete unserem firmeninternen Buchclub bei, befreunde mich mit einem Kollegen bei Duolingo und gucke, wie es bei unserer jährlichen Schritte-Challenge läuft, bis 11:30 Uhr das nächste Meeting ansteht, hybrid mit einem Teilnehmer vor Ort und dem Rest in Lichtenberg, Biesdorf, Steglitz und Nürnberg. H

alb 1 geht es direkt vom einen Hybrid-Meeting in das nächste, anderer Meetingraum, mit insgesamt fünf anderen vor Ort in einem Raum für 4, weil in dem größeren die Technik steigt, und Leuten aus Nordberlin, Dublin und Valencia zugeschaltet. Wir überziehen um eine halbe Stunde und dann ist die Luft auch mehr als verbraucht. Soviel zu den Learnings aus der Pandemie. Zurück am Platz packe ich meine Sachen wieder ein, schließe die Sporttasche weg und mache mich dann mit U- und S-Bahn auf den Weg nach Südberlin.

In der leeren Wohnung des Liebsten mache ich mir die vorgefundenen Reste von Abendessen warm – gebratene Kartoffeln und Möhren und ein einsames Nürnberger Würstchen, esse den letzten Litschi-Kokospudding aus dem Kühlschrank, telefoniere kurz mit meinen Eltern und setze mich dann wieder an die Arbeit.

Ich koordiniere Dinge, bearbeite eine Präsentation weiter, übersetze einen Text… Irgendwann zwischendrin dreht sich ein Schlüssel im Schloss und das Teilzeitkind kommt aus der Schule. Es erzählt kurz von den heutigen Bundesjugendspielen, macht dabei mehrere Handstände und verschwindet dann in seinem Zimmer. Der Liebste schreibt, dass es aber kein YouTube gucken dürfe, ohne zu fragen. In dem Moment ruft es, dass es mir gleich ein Video zeigen will, sobald ich Zeit habe. Ich einige mich mit dem Liebsten, dass ich die Regel nicht kenne und er das Thema später aufgreifen wird. Um 5 klappe ich den Rechner zu und lasse mir auf YouTube zeigen, wie Apache 207 und noch ein anderer sein Lied mit Udo Lindenberg parodieren und dabei verschiedene Stimmen und Dialekte nachahmen.

Dann gegen das Teilzeitkind und ich los zum Zahnarzt. Unterwegs schlägt es unentwegt Räder, außer dort, wo es zu voll ist. Wir reden über die Bundesjugendspiele und unsere Wochenendpläne und die Montagsdemonstration an der wir vorbeilaufen. Dann klettert das Teilzeitkind mutig auf den Zahnarztstuhl, stellt Nachfragen, lässt sich jeden Schritt erklären, bittet darum, einen Wackelzahn gezogen zu bekommen und freut sich über die Kälte des Betäubungssprays. Hinterher darf es sich zwei Belohnungsspielzeuge aus dem Automaten ziehen, während ich einen Folgetermin für Januar ausmache.

Dann laufen wir zu einem Italiener in der Nähe (zwischendurch habe ich mein Schrittziel erreicht) und bestellen Dinge zum Mitnehmen für das Abendessen. Während wir warten, trinkt das Teilzeitkind eine Apfelschorle. Wieder zuhause erwartet uns der Liebste bereits. Es gibt Bruschetta für alle und dann für mich Spaghetti mit Tomatensauce, Krabben und Kapern. Der Liebste und das Teilzeitkind teilen sich eine Pasta mit Sahnesauce, Pilzen und Filetspitzen und eine Pizza Margherita. Beim Essen erzählt das Teilzeitkind von dem Video und fragt, ob Michael Jackson berühmt ist. Der Liebste schimpft, weil es mich nicht gefragt hat, bevor es YouTube geguckt hat und belehrt mich offiziell, dass vorher gefragt werden muss. Ich nicke eifrig und beflissen.

Nach dem Essen geht das Kind Hörspiel hören und wir machen es uns auf dem Sofa gemütlich und erzählen uns vom Tag. Aber eigentlich sind wir beide müde und wollen nur noch in unsere Handys gucken. Gegen 8 schicken wir ein müdes Kind ins Bett, da ist der Liebste zwischendurch schon das erste Mal eingeschlafen. Wir halten dann danach aber noch bis kurz vor 11 durch, bevor auch wir ins Bett gehen.

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