30.06.2023 – Freitagsdinge, Spaß mit S-Bahnen und Trevor Noah live

Kurz vor dem Weckerklingeln aufgewacht und insgesamt noch etwas matschig, als ich mit dem Liebsten telefoniere, der mir schon eine Stunde Wachsein und einen Kaffee voraushat. Eigentlich habe ich Lust, sehr gemütlich in den Arbeitstag zu starten, aber dummerweise hat jemand (ich) ein deutschlandweites Meeting für 9:15 Uhr angesetzt. Ich schaffe es trotzdem noch, alle Punkte der Morgenroutine vorher abzuhaken und sogar zu duschen (mit Haarewaschen!) und dann zwei Minuten vor Beginn des Meetings mit Kaffee (vietnamesischer Instantkaffee von der Änderungsschneiderin) und Müsli (Blackberry Granola mit Apfel) am Schreibtisch zu sitzen. Da ich heute u. a. Pixel schieben werde, habe ich mich gegen das Balkon-Office und für den großen Monitor entschieden.

Nach dem ersten Call geht es beherzt mit dem zweiten (1:1 mit Potsdam) weiter. Danach nehme ich einen Kollegen am Telefon mit in die Küche, wo ich mir aus den vorletzten Maracujas eine große Schorle (1,7 l) bastle, die ich bis zum Feierabend austrinke. Zurück am Schreibtisch dann abarbeiten von Dingen, die im Laufe der Woche über die vielen Meetings und persönlichen Treffen liegen geblieben sind. Um 12 nochmal ein Meeting zu viert, dann ist Mittagspause. Ich packe meinen Rucksack fürs Wochenende und mache mir dann den Rest der Spaghetti von gestern Abend warm und setze mich mit dem Mitbewohner zum Essen auf den Balkon. Wir sprechen über Rassismus in Deutschland und wie die Umfrageergebnisse der AfD sich auf die Deutlichkeit auswirken, mit der er zum Tragen kommt. Der Mitbewohner hat in den letzten Tagen mehrfach Mikroaggressionen und rassistische Sprüche abbekommen und befürchtet, dass das jetzt nur schlimmer wird. Wir sprechen auch über die Unterschiede zwischen brandenburgischen und pakistanischen Dörfern, was Gastfreundschaft und die Integration von Zugezogenen angeht.

Dann mache ich mich wieder an die Arbeit und stelle im Austausch mit der Kollegin in Paris einige PDFs fertig. Dabei reden wir natürlich über Rassismus, Kolonialismus und Polizeigewalt und die Unterschiede zwischen Deutschland und Frankreich. Deutschland kommt überraschend gut weg und das will schon was Trauriges heißen. Ab gegen 15 Uhr stoßen unsere amerikanischen Kolleg*innen im Team-Chat dazu und die letzten Stunden des Arbeitstages (hauptsächlich Wochenbericht schreiben und Projektmanagement-Tool aufräumen) sind untermalt von Live-Kommentierung eines globalen Calls, Diskussionen über die Situation in Paris und den Vergleich zu Amerika, gegenseitigen Neckereien und viel Gelächter. Ich mag mein Team.

Punkt 17 Uhr lasse ich den Stift fallen, füttere die Katzen, schnappe mir meinen Rucksack und mache mich auf den Weg nach Südberlin. Dank dem typischen S-Bahn-Chaos (Personen im Gleis, Reparatur einer Weiche), verbringe ich unangenehm viel Zeit auf dem Bahnsteig in Gesundbrunnen und beobachte beunruhigt die Veränderungen auf Anzeigetafel und BVG-App. Schließlich fährt doch noch rechtzeitig eine Bahn und ich muss meine Pläne nicht komplett umstellen. Etwas abgehetzt komme ich gegen halb 7 beim Liebsten an, stelle meinen Rucksack ab, gehe nochmal aufs Klo, stecke die Tickets für Trevor Noah ein und dann laufen wir schon wieder los. Statt der S-Bahn, auf die heute kein Verlass mehr ist, fahren wir mit zwei U-Bahnen zum Tempodrom, nehmen dabei längere Fußwege in Kauf und sitzen dann mit Bier und Brezel bzw. Alster und Popcorn (unserem Abendbrot) um 19:50 Uhr auf unseren Plätzen.

Es wird ein großartiger Abend, der Support Act Wil Sylvince ist unterhaltsam, reißt mich aber noch nicht so vom Hocker. Er soll das Publikum anheizen, aber so richtig braucht es das nicht, denn die Stimmung kocht sowieso, sobald Trevor Noah auf der Bühne steht und noch bevor er irgendwas gesagt hat. Sein Act ist natürlich super gut, auch wenn ich einiges gefühlt schon kannte. Besonders schön sind die Teile, die sich konkret auf Berlin, Deutschland und aktuelle Entwicklungen wie eben die Ausschreitungen in Paris oder die Implosion der Titan beziehen und natürlich alles, was mit Stimm-Imitationen oder verschiedenen Sprachen und Dialekten zu tun hat. Viel zu schnell ist kurz nach 22 Uhr alles vorbei und anders als bei Konzerten gibt es dann auch keine Zugabe mehr. (Ich war glaube ich noch nie bei einer reinen Comedy-Show, bei Kabarett erwarte ich ja auch keine Zugaben und alles andere war immer irgendwie mit Musik versetzt, so dass Zugaben immer mit dabei waren).

Hinterher laufen wir zum BRŁO, wo wir gerne noch einkehren würden, aber da ist heute eine private Veranstaltung (an einem Freitagabend????). Also fahren wir zurück nach Südberlin, wieder mit zwei U-Bahnen. Der Liebste setzt sich an den Rechner und guckt die ESports-Geschehnisse des Tages nach, ich lege mich ins Bett, lese noch kurz im Internet herum und schlafe dann schnell ein.