30.07.2023 – Lazy Sunday

Ich wache wieder gegen halb 9 auf, das ist im Vergleich zu während der Woche ja ganz schön, aber nachdem ich erst halb 2 im Bett war, hätte das ruhig noch ein wenig länger gehen können. Wie hab ich das nur früher gemacht, mit dem bis 10 oder 11 schlafen am Wochenende und nach langen Abenden noch länger? Anyway, so bleibe ich wenigstens bis 11, nach dem ersten Telefonat mit dem Liebsten, liegen und erhebe mich dann auch erstmal nur kurz, um Frühstück für die Katzen und mich zu machen. Die Biester bekommen ein Tütchen, mir ist nach Apfelpfannkuchen. Leider macht die Pfanne nicht mehr so richtig mit, seitdem ich in ihr mal Orangenscheiben karamellisiert habe. Es gibt also eine Art Apfelkaiserschmarrn, nur weit weniger fluffig, und dazu Ahornsirup. Im Bett.

Dann irgendwann stehe ich richtig auf. Mit Podcast auf den Ohren siebe ich die Katzenklos durch und sauge die Wohnung einmal durch. Danach lege ich mich in die Badewanne, höre den Sonmersonntag auf Radio Eins und telefoniere ein zweites Mal mit dem Liebsten. Zum Haaretrocknen geht es dann in den Liegestuhl auf den Balkon – weiter Radio hörend und während der Songs in Catch-22 weiterlesend. Mühsame Lektüre, ich schaffe ein paar Seiten und bin jetzt bei 16 % statt 15 %. Vielleicht bringen mich Zugfahrt und Flug am Samstag weiter, aber eigentlich würde ich gerne anderes lesen. Es ist aber doch wegen dem Buchclub! (Wegen des Buchclubs! Also gut, dann eben wegen des Buchclubs!)

Irgendwann gegen 15 Uhr ist es Zeit, loszugehen. Ich bringe noch eben den Müll runter und drehe dann eine Runde durch Hinterhofgärten und Grünanlagen (Kiezteich, Planetarium) und sitze dann lesend im Gras und warte auf den Liebsten, als die ersten Tropfen runterkommen. Hmpf. Also hole ich den Liebsten doch ab und wir entscheiden uns, eine trockene Lokalität für einen Aperitivo aufzusuchen. Die erste Anlaufstelle hat zu, also gehen wir zu einer anderen, im Helmholtzkiez. Hier gibt es Aperol Spritz für den Liebsten, Crodino für mich, marinierte Gemüse für den Liebsten, Focaccia für mich und ich denke wieder einmal, dass diese Histaminkarenz jetzt mal langsam vorbei sein dürfte – mit Crodino und Focaccia bin ich ja zufrieden, aber dieses ganze leckere Gemüse da lacht mich doch sehr an. Außerdem ist es frustrierend, auf der Speisekarte eben nur 1-2 Dinge zu finden, aus denen man wählen kann.

Wir sitzen unterm Schirm und erzählen, bis eine Kollegin des Liebsten samt Partner zu uns stößt. Der Liebste muss ihr vor dem Urlaub noch physische Sachen übergeben und da man sich ja heutzutage so selten im Büro sieht, macht er das eben beim Aperitivo. Wir plaudern eine ganze Weile und dann wird es am Himmel endlich wieder heller. Die Beiden verabschieden sich zum Grillen auf ihrer Terrasse und wir haben eine Verabredung mit meinem Balkon.

Dort beschäftigte ich mich dann erstmal wieder eine ganze Weile mit den verschiedenen Essensbestell-Apps. Nachdem ich neulich schon drumherum geschlichen war, entscheide ich mich heute endlich für das Wiener Schnitzel mit warmem Kartoffelsalat und einen Apfelstrudel für hinterher. Der Liebste nimmt Burger und Pommes. Da die Wartezeit Sonntagabend lang ist und der Liebste von den Allergietablette müde, die er gegen die Katzen eingeworfen hat, legen wir uns einen Moment hin und dösen dann beide weg, bis kurz bevor das Essen ankommt. Es ist leider unterwältigend – das Schnitzel fast schon kalt und in Teilen zäh, die Pommes ohne Salz und samt Burger auch nichts Berauschendes. Der Kartoffelsalat ist gut und der Apfelstrudel sehr OK. Aber den Preis, der bei Wiener Schnitzel ja zu Recht sehr hoch ist, ist dieses Essen leider nicht wert.

Beim Essen schauen wir die restlichen Folgen von „Unstable“ – sehr zufriedenstellend – und danach noch die ersten beiden Folgen der zweiten Staffel von „Good Omens“. Kurz vor Mitternacht liegen wir im Bett und erzählen dann aber noch ein halbes Stündchen, bevor es ans Schlafen geht.

29.07.2023 – Halb Bett-Tag, halb Punk-Konzert

Ich schlafe erfreulich lange aus, als ich das erste Mal die Augen aufmache, ist es schon halb 9. Das passt sehr gut in meinen Plan, der vorsieht, sich heute tagsüber so richtig auszuruhen und treiben zu lassen, bis dann am Nachmittag Aktivität vonnöten wird. Ich lese das Internet leer, erledige meine Tagesaufgaben auf Duolingo – verteilt auf Tschechisch und Niederländisch, was wahrscheinlich weniger effektiv ist, als die gesamte Zeit auf eine der Sprachen zu verwenden, aber ich habe ja bei beiden keinen Anspruch, dass es schnell geht. Bei Italienisch schon eher, da wiederhole ich dann auf Babbel Vokabeln und mache eine Lektion – wie jeden Tag. Hoffentlich hält das Klima noch eine Weile durch, damit ich das Wissen auch noch oft vor Ort anwenden kann.

Es folgt das morgendliche Telefonat mit dem Liebsten, der auch darüber nachdenkt, wie er seine heutigen Aktivitäten so gut wie irgend möglich beschränken kann. Außerdem schauen wir uns Fotos vom glücklichen Teilzeitkind am Strand an und freuen uns, es bald wieder bei uns zu haben. Danach mache ich den Katzen und mir Frühstück – für sie Pute mit Kaninchen, für mich Müsli mit Milch und Pfirsich, und schaue die letzte Folge „Transatlantic“ und direkt danach das Making Of. Dann vertrödele ich noch erfolgreich etwas Zeit auf TikTok und gegen 14 Uhr stehe ich auf.

Ich mache mich im Bad fertig und ziehe mich dann und lande dann schnurstraks im dem Liegestuhl auf dem Balkon, denn eine soll es ja nicht übertreiben mit der Aktivität. Ich schaue hinaus in den Regen und höre nochmal die letzten drei Alben von Feine Sahne Fischfilet, um in Stimmung zu kommen. Mit Blick auf den Regenradar treffe ich Verabredungen mit der Freundin meines Bruders – ich übernehme seine Karte, da er am Yukon forschungsreist. Dann esse ich die Reste vom gestrigen Abendbrot, bevor ich mich fürs Konzert anziehe. Zur schnelltrocknenden weiten Stoffhose, die über die festivalerprobten geblümten Gummistiefel reicht, gibt es das T-Shirt von OHA! Musik ut Meckelborg – thematisch passend, wenn auch ohne direkte Verbindung zur auftretenden Band, so gehört sich das. Passende (kleine) Umhängetasche rausgesucht, Regenponcho eingesteckt, fertig. Beim Losgehen überprüfe ich noch schnell für den Hasen, ob der Sauerkirschbaum im Nachbarhof noch trägt, muss dies aber verneinen.

Ich laufe zum Bahnhof und fahre mit zwei S-Bahnen hinaus zur Wuhlheide, wo ich zunächst die Freundin des Bruders, ihren Stiefcousin und dessen Sohn im Biergarten treffe. Mit einer Apfelschorle trinke ich mich fürs Konzert „warm“. Irgendwann mittig zwischen Einlass- und Konzertbeginn gehen wir dann hinein. Ich suche nochmal die Örtlichkeiten auf, die anderen holen sich Bier und dann suchen wir uns eine gute Stelle, wo wir insgesamt acht Sitzplätze reservieren, die nach und nach von weiteren Freundinnen und Verwandten des Stiefcousins besetzt werden. Während wir auf den Konzertbeginn warten, läuft der Main Act recht entspannt durchs Publikum, schüttelt Hände und macht bereitwillig Selfies mit den Fans. Dann steht Monchi irgendwann auf der Bühne und kündigt den ersten Support Act an – die mir bisher unbekannte Band Clowns aus Australien – lohnt sich unbedingt, da reinzuhören. Wir hatten viel Spaß, nur der Sohn des Stiefcousins war gar nicht angetan.

Nach einer Umbaupause kündigt Monchi als zweiten Support Act die legendäre Band Slime an. Ich kenne nur zwei der Lieder (die mir am geläufigsten beiden werden leider nicht gespielt), die anderen mehr – teilweise werfen sie sich mit in die Menge und die Mosh Pits. Sie feiern die alten und finden die neuen so „naja“. Insgesamt traurig, dass eine unbekannte Band uns mehr abholt, als die alten Helden.

Gegen 21 Uhr dann endlich Feine Sahne Fischfilet. Sofort sind alle auf den Beinen (wer bei Slime nicht pogen war, ist sitzen geblieben), tanzen und singen mit, die Bühne ist vor buntem Rauch nicht mehr zu sehen und es ist einfach eine sehr gute Party. Zwischendurch gibt es ein paar einordnende Worte von Monchi zu den (im Gegensatz zu bei Rammstein) anonymen, (noch viel mehr im Gegensatz zu Rammstein oder auch Anti-Flag) unkonkreten Sexismus-/Täter-Vorwürfen gegen die Band und wie sie damit umgehen und sich ständig weiterentwickeln. Im Podcast bei Matze Hielscher hat er es neulich besser erklärt. Zum Glück habe ich den gehört (und andere Interviews dazu gelesen), sonst hätte mich dieses Statement eher verunsichert.

Das letzte gelbe Boot auf einem Konzert habe ich bei Michael Patrick Kelly gesehen. Muss ein Trend sein. #scnr
Nach dem Lied für Monchis Großeltern, kommt das über seine Eltern – mit seinen Eltern, die zum Punk stur Discofox tanzen
Monchis Vater beim Stagediven
Zurück in unserer Stadt
Zuhause
Wo niemals Ebbe ist
Komplett im Arsch

Ein wundervoller Konzert-Abend, mit viel Tanzen und Mitsingen, mit Nazihass und Ostseeliebe, zum Rückenstärken für das „Grademachen“ gegen den Rechtsruck. Tut gut, wo doch auf Mastodon schon ausgemachte Sache zu sein scheint, dass in Deutschland bald wieder die Faschisten regieren.

Der Abend endet dann irgendwie sehr abrupt, weil meine Gruppe schon hektisch aufbricht, obwohl die Band noch auf der Bühne steht und sich vom Publikum zu Oasis-Klängen feiern lässt. Und es gibt nichtmal eine Bahn zu kriegen, wir stehend danach noch eine Stunde rum, bevor wir das Gelände verlassen. Keine Ahnung, was da schiefgelaufen ist. Man geht doch nicht los, bevor das Licht nicht wieder an ist, idealerweise steht man noch ein bisschen und guckt auf die leere Bühne und lässt das Erlebte auf sich wirken. Das Genervtsein davon muss ich erstmal runterschlucken, bevor ich später wieder Spaß an den Gesprächen habe.

Irgendwann brechen wir auf, laufen zur S-Bahn und dann bin ich gegen halb 1 zuhause. Die Katzen bekommen Abendbrot und ich habe auch Hunger und setze mich mit einem einfachen Abendbrot auf die Couch. Ins Bett gehen kann ich aber noch nicht gleich, erst gibt es noch ein wenig TikTok zum Runterkommen und dann ist es irgendwann halb 2, als das Licht ausgeht.

28.07.2023 – Freitagsfreuden

Ich wache wieder relativ früh auf und kann den Tag gemütlich im Bett beginnen, mit allem was dazugehört, inkl. erstem Telefonat mit dem Liebsten. Irgendwann sitze ich dann mit dem Frühstück am Schreibtisch – es gibt Skyr mit Müsli, Pflaumen und Pfirsichen – und gehe durch die E-Mails. Dann ein Telefonat mit einem Kollegen, dafür wird ein anderes Meeting abgesagt. Dann Telefonat mit einem anderen Kollegen. Zwischendurch schreibe ich den nächsten beruflichen Blogpost fertig und stimme mich außerdem mit der Leiterin dieses Projekts ab. Ich erzähle ihr vom grauen, nassen Wetter in Berlin heute und sie berichtet, dass in Madrid gerade auch nur noch 35 Grad sind.

Am späten Vormittag sind die Eltern in Kanada dann auch wach, schicken erste Fotos und verbreiten Fern-/Heimweh beim Liebsten und mir. Ein zweites Telefonat wird erforderlich: Noch eine Woche durchhalten, dann fliegen wir nach. In der Mittagspause regnet es in Strömen, also bleibe ich drinnen. Ich mache mir ein Omelette, dazu gibt es Brot mit Salat, und schaue seit langem mal wieder in Ruhe auf TikTok herum. U. a. entdecke ich, dass drei der vier Katzenbabies, die ich seit ihrer Geburt auf TikTok begleitet habe, jetzt schon zu neuen Besitzer*innen gewechselt sind – wann ist das denn bitte passiert? Außerdem telefoniere ich noch ein drittes Mal heute mit dem Liebsten.

Nach der Mittagspause schaue ich mir die Übergabe meiner Chefin an, die nächste Woche in Mexiko am Strand weilen wird, während wir dann zu dritt den Laden wuppen. Eine der Aufgaben, die für mich vorgesehen sind, kann ich direkt heute durch ein kurzes Meeting mit einem Kollegen in Dublin erledigen bzw. wegdelegieren – immer gut, viel zu wissen, mein Input hat dafür gesorgt, dass das Projekt nochmal verschoben wird. Ansonsten beschäftige ich mich den Nachmittag über weitgehend mit Recherchen und schaffe es, eine zu lange Liste dadurch zu halbieren. Um 15:30 Uhr dann ein globales Meeting, mit Nachbereitung in unserem Team-Chat, die dann nahtlos in eine Barbie-Diskussion übergeht und dann bei Brecht landet, über den ich natürlich noch etwas mehr weiß als die Kolleg*innen aus UK und den USA. (Highlight war mein Hinweis, dass er den Text zum Alabama-Song „von den Doors“ geschrieben hat. Man muss Fakten nur im richtigen Licht präsentieren.)

Danach noch Wochenbericht schreiben und von der Chefin verabschieden, dann kann ich den Laptop zuklappen. Ungefähr da schicken die Eltern das nächste Foto und triggern so das nächste Telefonat mit dem Liebsten. Hach was freuen wir uns auf den Urlaub. Ich liege dann nochmal eine gute Stunde mit TikTok auf der Couch, dann ist es Zeit, den Lieblingsnachbarn auf ein Eis und einen Spaziergang zu treffen.

Milchkaramell mit Meersalz und Blaubeer-Baiser

Da es mit den Schritten noch nicht reicht und wir grad so schön im Gespräch sind, laufen wir an meiner Haustür vorbei dann noch weiter, durch die Hinterhofgärten. Meine Brombeerstelle von neulich ist im Sinne von reifen Früchten gerade schon abgeerntet, aber ein paar Meter weiter ist eine neue Sorte reif geworden!

Mit Brombeeren für den Weg versorgt, laufen wir noch weiter durch unseren Kiez, bis die 10.000 Schritte erreicht sind. Dann verabschieden wir uns und ich gehe nach oben und koche mir Pasta mit Zucchini und Semmelbröseln zum Abendbrot.

Gerade als ich anfange zu essen, ruft der Liebste zum fünften Telefonat des Tages an. (Dies übrigens zur Beruhigung aller, weil wir uns so selten sehen – wir reden halt den ganzen Tag miteinander.) Danach schaue ich noch ein paar Folgen „Transatlantic“ und schreibe nebenbei mit meinem Freund in Pittsburgh. Gestern habe ich nämlich ergooglet, dass Gillian Jacobs, die ich schon seit „Love“ toll finde (habe ich vor „Community“ gesehen), nicht nur aus seinem Vorort von Pittsburgh kommt, sondern auch sein Jahrgang ist. Und Bingo: Die beiden sind zusammen zur Schule gegangen und waren im Junior Year auch befreundet und gehörten zur gleichen Lunch-Clique. Mein recht prominenter ehemaliger CEO war ja auch auf dieser Schule, eine Klasse drüber, und als ich damals bei meiner Firma angeheuert habe, hat mein Pittsburgher Freund mir das auch gleich erzählt, wie er nämlich damals mit dessen kleiner Schwester befreundet war und deshalb in dem Haus ein und aus ging. Ich bin neben dem Freund auch sowieso noch mit einigen seiner Klassenkameraden sozialmedial verbunden, nachdem ich zweimal dort war und sie kennengelernt habe. Sehr gute Schule insgesamt. 😀

Flashback: Pittsburgh im September 2011, mein zweiter Besuch nach Thanksgiving 2005

Irgendwann nach 23 Uhr fallen mir die Augen zu. Ich mache mich bettfertig und schlafe dann mit nur einer kurzen Unterbrechung etwa 9 Stunden durch.

27.07.2023 – Katzenreiches Homeoffice

Ich erwache vor dem Wecker, aber nicht zu früh, und kann alles Morgendliche (Internet leer lesen, Bloggen, Sprachen üben, mit dem Liebsten telefonieren, Pflanzen gießen, Katzen füttern) in entspannter Ruhe erledigen. Zum Frühstück koche ich mir Grießbrei, dazu gibt es einen Pfirsich und den Rest Quittensaft kippe ich mir in meine Kanne Kräutertee. Eigentlich könnte ich noch die Wäsche abnehmen, aber die funktioniert gerade wieder als Noosa-Höhle.

Also doch direkt an den Schreibtisch, frühstücken und E-Mails lesen/durcharbeiten. Durch meine in den letzten Monaten erweiterten Aufgaben bin ich inzwischen auch auf noch einigen Verteilern mehr drauf, was das eh schon hohe E-Mail-Vorkommen nochmal erhöht hat. Evtl. werde ich demnächst ein Mensch, der E-Mails vorfiltern lässt und sich Zeiten in den Kalender blockt, in denen E-Mails überhaupt nur beantwortet werden. Bisher bin ich immer gut damit gefahren, alles in der Inbox zu lassen und so bald wie möglich zu lesen und zu bearbeiten – was noch nicht bearbeitet ist bleibt ungelesen – und wenn ich etwas suche, gibt es ja eine Suchfunktion.

Um 10 das erste Meeting – eine Person im Büro, der Rest in den jeweiligen Zuhausen. Das Dauerthema der letzten zwei Wochen bekommt nochmal eine neue Wendung und wird nun also noch etwas länger dauern, aber hoffentlich muss ich dabei nicht die Hauptrolle spielen. Nach dem Meeting beschäftige ich mich mit der Nacharbeit für unser kleines Event gestern. Ich verschicke einen Rückblick mit Bildern und der Ankündigung der nächsten Ausgabe, stimme mich dazu vorher noch mit einem Kollegen ab, bastle und kaufe Geschenkgutscheine für die beiden Gewinner gestern und verschenke sie, arbeite der Buchhaltung zu und dokumentiere im Projektplan.

Dann habe ich das nächste Meeting, diesmal mit Dublin. In dem Teil, in dem es nicht um Arbeit geht, sprechen wir natürlich über den Tod (und das Leben) von Sinéad O‘Connor. Das, was man bei uns vor allem durch das Internet mitbekommt, ist in Irland nochmal potenziert, als die Todesnachricht kam, stand das Handy meiner Kollegin den ganzen Abend nicht mehr still und sie ist sich sicher, dass es ein großes Begräbnis geben wird und überlegt sehr ernsthaft, teilzunehmen. Wir reden auch darüber, dass ich viel zu wenig Musik von Sinéad O‘Connor kenne – eigentlich nur „Nothing Compares 2 U“, „The Foggy Dew“ und „All Apologies“. Wir einigen uns darauf, dass sich das ändern muss und ich fange auf Empfehlung der Kollegin gleich mal mit den Reggae- und Rastafari-Alben an.

Damit auf den Ohren laufe ich in der Mittagspause schnell zum Supermarkt – Olivenöl ist alle und ich habe Lust auf Würstchen – laut App sind Geflügel-Wiener histamintechnisch OK, ich nehme sie in Bio-Qualität. Sonst greife ich ja auch gerne zu vegetarischen und veganen Ersatzprodukten, aber die sind histamintechnisch schwierig, außer Seitan und davon sehe ich in letzter Zeit zu wenig in den Regalen. Wieder zuhause mache ich mir Stullen mit Frischkäse und Salat und setze mich damit und mit einer Portion Kirschen auf den Balkon. Es regnet inzwischen und ich bin ob der Temperaturen langärmlig, aber ich habe Sinéads Reggae-Platte auf den Ohren und Noosa auf dem Bauch und das ist eine gute Kombination. Dann zieht noch von einem der Nachbarbalkons Cannabisduft herüber und ich fühle mich kurz zurück nach Jamaika versetzt. Leider ist der nächste Programmpunkt nicht Treasure Beach, sondern wieder der Schreibtisch.

Die Musik immerhin nehme ich mit und statt von Noosa werde ich nun von Nimbin bekuschelt. Ich widme mich die nächsten Stunden einer Übersetzungsaufgabe für meinen Legal-Kollegen in London. Danach folgen noch zwei globale Meetings – eines mit meiner Beteiligung, eines nur zum aktiven Zuhören – und dann ist der Arbeitstag auch schon wieder vorbei.

Ich drehe mit Hörbuch auf den Ohren eine größere Runde draußen, telefoniere dabei auch mal wieder mit dem Liebsten, und werde dann auf dem Heimweg ordentlich nass – der Regenradar ließ mir nur so wenige und weit auseinander liegende Pausen und ich war noch so weit vom Schrittziel entfernt. Ich kann das schon rechtfertigen, aber nächstes Mal sollte ich wie in Rostock Regenjacke und festes Schuhwerk tragen statt keine Regenjacke und Flip Flops.

Wieder zuhause mache ich Abendbrot – es gibt Kartoffel-Rote-Bete-Stampf mit Kräutern, Apfel-Gurken-Salat und Geflügel-Wiener. Damit setze ich mich aufs Sofa, Katzen am Körper und schaue die ersten beiden Folgen „Transatlantic“. Zwischendurch drittes Telefonat mit dem Liebsten. Ich bin kurz davor, hier den Rest des Abends zu versanden, aber dann streikt Netflix irgendwann Anfang Folge 3 und ich stehe doch nochmal auf, siebe die Katzenklos durch und entwirre danach in mühevoller Kleinarbeit eine widerspenstige Dreadlock, die sich in den letzten Tagen in meinem Unterhaar gebildet hatte. Für sowas brauche ich immer viel Ruhe und Entspannung, daher habe ich in den letzten Jahren einfach drumherumgekämmt und mit unauffällig aussehendem Oberhaar kaschiert. Nun aber entspanntes Entwirren und dabei Podcast hören.

Aus Gründen (kritischer Blick zu Noosa) setze ich dann vor dem Schlafengehen noch eine Maschine Wäsche im Hygienewaschgang an, programmiere sie auf Fertigstellung morgen früh und dann heißt es „Zähneputzen, Pullern und ab ins Bett“.

26.07.2023 – Büro, Parkbank, Pool, Sauna

Ich erwache trotz spätem Einschlafen früh, schon kurz nach 6 Uhr, und anstatt nochmal ein bisschen wegzudämmern, möchte ich wirklich dringend etwas nachschauen, was mit Arbeit zu tun hat. Das tue ich dann auch und daraus resultiert dann gleich ein wenig Arbeit – inkl. Absprache mit einem Kollegen, alles vom Bett aus. Danach dann erst das mit dem Internet leer lesen, Bloggen und Sprachen üben und dem Rest der Morgenroutine. Heute mit Büro-Vorbereitungen aka Müsli aussuchen, Pfirsich schnippeln, Stullendose füllen und Rucksack packen.

Ich laufe mit Hörbuch auf den Ohren eine Stunde ins Büro – Schrittziel schon fast erreicht – und führe dort dann erstmal einige Gespräche, bevor ich dazu komme, meinen Laptop aufzubauen, Milch ins Müsli zu kippen und mir einen Tee zu machen. Dann Frühstück an E-Mails lesen und Absprachen treffen. Um 11 ein Meeting komplett in Präsenz und zu viert. Das gibts ja auch fast nie, dass niemand zugeschaltet ist. Der ganze Tag ist von viel Präsenzabsprachen geprägt.

Zur Mittagspause spaziere ich hinaus an die Spree zu einer Parkbank und warte auf meine Eltern, die von ihrer Wohnung aus dorthin spazieren. Auch hier gilt es, Absprachen zu treffen, die mit Post und Blumen zu tun haben. Außerdem bekomme ich mein Exemplar von Mamas neustem Buch. Während wir noch ein bisschen erzählen spaziert ein nicht ganz unbekannter Bekannter aus dem Internet mit seinem Hund vorbei – auch er wohnt hier gleich um die Ecke. Als ich meinen Eltern erzähle, wer das ist, ist zumindest meine Mama ganz beeindruckt, dass ich den kenne und sagt, dass sie ihn in letzter Zeit öfter gefavt hat. Apropos, mein Papa ist seit „Tag X“ jetzt auch auf Mastodon – Kernfamilie wieder vereint.

Weil es dann donnert und langsam anfängt zu regnen, laufe ich früher als geplant zum Büro zurück, nicht ohne den Eltern eine gute Reise zu wünschen. Sie fliegen morgen nach Kanada, wir kommen dann nächstes Wochenende nach. Wieder am Schreibtisch gibt es dann Stulle und Schreibtischmöhren und einen ersten Blick ins Buch.

Dann wieder Live-Absprachen unterbrochen von Telefonaten, unterbrochen von dem einzigen virtuellen Meeting des Tages. Zwischendrin auch noch Annahme der Getränkelieferung, die ich heute morgen im Bett bestellt hatte und Kaltstellen der Getränke. Danach versuche ich noch, mich an eine normale Arbeitsaufgabe zu setzen, aber es kommt doch immer wieder etwas dazwischen und außerdem gibt es einen spannenden Livestream aus Washington.

Ab 17 Uhr dann ein kleines Get Together in der Küche, mit Chips, Getränken, einer Geschicklichkeitschallenge und viel Gelächter und Gerede. Besonders schön ist, dass ein Kollege dabei ist, der seit der Pandemie eigentlich komplett im Homeoffice ist, den habe ich seit Jahren nicht live gesehen. Wir kommen im Gespräch direkt noch auf eine gute Idee, morgen geht es an die Umsetzung.

Gegen 18:30 Uhr packe ich meine Sachen zusammen und verlasse das Büro in Richtung Fitnessstudio. Unterwegs telefoniere ich zum dritten Mal heute mit dem Liebsten. Im Fitnessstudio angekommen ziehe ich mich zufällig genau neben der Kursleiterin um, die mich dann auch anspricht: „Ach, Hallo. In Klamotten habe ich Dich gar nicht erkannt.“ Kurz danach bin ich am Wasser und sie am Beckenrand. Da noch ein wenig Zeit ist, bis der Kurs losgeht, schwimme ich erst einmal ein paar Bahnen. Nach vier davon ist das Becken aber leider schon zu voll mit anderen Kursteilnehmer*innen. Dann also 45 Minuten AquaFitness. Hinterher geht es noch für 15 Minuten in die Sauna.

Dann mit der S-Bahn nach Hause. Erst Katzen füttern, dann mich (Zwei Spiegeleier mit getoastetem Dinkelbrot, Gurke, Apfel-Rote-Bete-Schorle), dann Rucksack und Sporttasche auspacken, Zähneputzen und Schlafengehen. Kurz vor 23 Uhr ist das Licht aus.

25.07.2023 – Plottwist am Nachmittag

Der Morgen beginnt zu viert im Bett, so wie der Abend gestern endete. Um 7 klingelt der Wecker, ich stehe kurz auf und mache Kaffee für den Liebsten und Kräutertee für mich. Damit liegen wir dann eine knappe Stunde im Bett und lesen uns das Internet vor. Kurz vor 8 muss der Liebste aufstehen und wieder nach Südberlin fahren, wo er um 9 sein erstes Meeting hat. Ich kann noch liegenbleiben, Bloggen und Sprachen üben und stehe erst kurz vor 9 auf. Die Pflanzen muss ich nach dem Regen gestern nicht gießen, die Katzen hingegen füttern. Für mich gibt es auch was – Dinkelbrot mit Apfel-Kürbis-Marmelade, einen Pfirsich und eine Handvoll Kirschen. Und Pfefferminztee mit Quittensaft.

Halb 10 sitze ich am Laptop, triagiere die E-Mails, die über Nacht eingetrudelt sind und starte eine kleine Recherche für meine Chefin. Um 11 das erste Meeting des Tages – mit Mitte, Lichtenberg, Wilmersdorf und Potsdam. Danach telefoniere ich noch mit Lichtenberg zu einem anderen Thema, erst die Spülmaschine ausräumend, dann kurz auf dem Balkon platznehmend.

Zurück am Schreibtisch weiterer Austausch mit Kolleg*innen per Chat, Nacharbeit des Meetings und dann ist es auch schon deutlich Zeit für die Mittagspause. Ich mache mir die Pasta von gestern warm und unterhalte mich beim Essen mit dem Mitbewohner – über seine Wohnungssuche, über seinen Job, über seine Urlaubspläne, über die Bürokratie in Deutschland, über die Situation von Migrant*innen in Deutschland, über die verschiedenen Strategien und Besonderheiten der verschiedenen ethnischen Gruppen und darüber, wie Integration besser gelingen würde. Ich sehe die Bringschuld vor allem bei den Deutschen, er auch bei den Migrant*innen.

Nach dem Essen geht es zurück an den Schreibtisch. Ich habe etwas Korrektur zu lesen und nebenbei eskaliert schon wieder eine Situation ein wenig, die aber erst morgen lösbar sein wird. Blöd. Zwischendurch klingelt noch das Telefon und meine Yoga-Lehrerin ruft an und sagt die heutige Stunde ab, da es urlaubsbedingt zu wenige Anmeldungen gibt. Das ist schade, weil ich dann nur noch einmal hinkann, bevor ich selbst im Urlaub bin und wenn ich zurückkomme ist dann sie im Urlaub. Für die Zeit kann ich mir dann ja noch eine Alternative suchen. Für heute hingegen springt mein Kopf direkt zu meiner To-Do-Liste und sagt: „Barbie“ gucken!

Ich schaue direkt nach, wo es den Film heute Abend zu sehen gibt – quasi überall – und wo es ihn in Originalfassung zu sehen gibt – gar nicht so oft – und wo es dann außerdem noch einen Platz gibt, der nicht direkt vor der Leinwand am Rand ist. Und so ergibt es sich, dass ich heute Abend halb 10 ins Kino gehen werde. Mitten in der Woche! Dann eine globale Kaffeerunde – parallel im Videokonferenzsystem und nebenbei im Chat von meinem Team kommentiert, das die Kaffeerunde organisiert hat. Ich mag diesen Blick hinter die Kulissen ja immer sehr.

Danach habe ich noch eine halbe Stunde Zeit, die Recherche abzuschließen, bevor 17:30 Uhr das Meeting mit meiner Chefin stattfindet. Wir haken in schneller Folge fünf Agendapunkte ab und tauschen uns dann noch ein wenig zu aktuellen Themen und ihrer anstehenden Abwesenheit nächste Woche aus. Um 18 Uhr ist Feierabend. Da ich ja Kinopläne habe, ist mein Kopf auf Popcorn eingestellt, allerdings habe ich ja jetzt Hunger und so spät essen ist ja auch nicht so gut. Also gibt es eben Popcorn (süß und salzig gemischt) zum Abendbrot – ich habe da noch Vorräte vom Adventskalender. Ich verputze die – laut App histaminfreie – Tüte ratzfatz und schaue dazu Essensvideos auf TikTok an. Lauter italienische Leckereien, die ich gerade nicht essen darf.

Gegen 20 Uhr verlasse ich das Haus – ich habe heute noch jede Menge Schritte zu tun! Am Anfang telefoniere ich mit dem Liebsten, dann höre ich Podcast, dann Hörbuch. Ich laufe erst durch die grünen Hinterhöfe, dann durch den einen Park zu einem anderen Park und drehe dort noch eine ausgiebige Runde.

Viertel 10 bin ich am Kino, laufe durch eine Menge pink gekleideter Menschen, lasse mein Ticket scannen und suche dann meinen Platz. Genau dort angekommen habe ich mein Schrittziel erreicht. Außerdem liegt auf dem Boden ein 20-Cent-Stück. Möglicherweise goutiert das Universum meine etwas verrückte Entscheidung.

Den Großteil des Films über habe ich ich ein dickes Grinsen im Gesicht, relativ oft muss ich laut lachen. Es gibt nur wenige Längen, die Schauspieler*innen sind großartig und alles ist bis ins letzte Detail sehr liebevoll gestaltet. Einzig die Meta-Ebene, dass es hier um ein existierendes Produkt eines existierenden Konzerns geht, der den Film auch noch selbst produziert hat, macht mir ein wenig zu schaffen. Das ganze Kino hat jedenfalls sehr viel Spaß, zwischendurch wird mitgesungen, es gibt Szenenapplaus und richtig viel Applaus am Ende. Ich verlasse das Kino nach halb 12 insgesamt sehr zufrieden und laufe zur Tram. Halb 1 liege ich endlich im Bett.

24.07.2023 – Montag, Monsun, Mangold

Wie immer, wenn ich eine oder mehrere Nächte nicht zuhause schlafe, müssen sich die Katzen in der ersten Nacht dann immer erst mehrmals vergewissern, dass ich wirklich da bin und auch noch lebe, obwohl ich mich so lange nicht rühre. Ich schlafe daher unruhig und mit mehreren Unterbrechungen. Zum Glück ist heute normales Homeoffice und Meetings habe ich erst am Nachmittag. Ich kann also gemütlich in den Tag starten. Beim Einnehmen der Nahrungsergänzungsmittel fällt mir auf, dass das Präparat mit Vitamin C und Zink auch Histidin enthält (zur besseren Aufnahme von Zink), das ist aber natürlich in der Histaminkarenz kontraproduktiv, weil es genau zu Histamin abgebaut wird. Ich Schlaubi. Ich nehme diese Tablette also nicht und schreibe mir histidinfreien Ersatz auf den Einkaufszettel.

Zum Frühstück gibt es heute Porridge mit Apfel und Ahornsirup und den Tag über trinke ich eine große Kanne von dem Quittensaft mit Wasser vermischt. Am Schreibtisch wühle ich mich erst durch diverse E-Mails und Chat-Nachrichten und beschäftige mich dann weiter mit den Themen vom Freitag. Pausen, in denen ich auf Rückmeldung warten muss, nutze ich zum Katzenklos durchsieben und für einen kurzen Ausflug zum Supermarkt, für Brot, Obst, Vitamintabletten und diverse Milchprodukte. Wieder zurück beschäftige ich mich mit einer Pressemitteilung, die heute noch rausgehen muss.

In der offiziellen Mittagspause beziehe ich mein Bett neu und sauge Staub, dann mache ich mir Stullen mit Butter, Kräuterfrischkäse und Ziegenfrischkäse, Salat und Gurke. Dazu gibt es noch zwei Schreibtischmöhren (das Konzept Reisemöhre überzeugt). Um Punkt 15:05 Uhr drücke ich bei der Pressemitteilung auf Senden, da meine Chefin zu der Zeit in einem Meeting ist und es nicht selbst tun kann. Alles sehr aufregend. Bis zu meinem ersten Meeting arbeite ich dann noch etwas an den beiden beruflichen Blogtexten der letzten Wochen nach und führe Änderungen an unserem Intranet durch.

Dann kommt ein Meeting mit Madrid, London, Dublin und dem mittleren Westen der USA, in dem wir uns über die Entwicklungen der letzten Wochen austauschen und direkt hintendran unser Team-Meeting, in reduzierter Zahl, weil eine Kollegin im Urlaub ist und wir seit letzter Woche eine*r weniger sind. Ich mag amerikanisches Arbeitsrecht nicht, das geht mir alles immer zu schnell. Das Meeting ist auf 45 Minuten angesetzt, wir überziehen aber gewaltig, weil wir nach dem Besprechen der Aufgaben (bzw. deren Neuverteilung) noch über den Barbie-Film und allgemein über Filme, bei denen man weinen muss, sprechen. Ich setze mir „Barbie“ jetzt ganz ausdrücklich auf meine To-Do-Liste für diese Woche – vor dem Urlaub war sowieso klar.

Gegen 18:15 Uhr klappe ich den Laptop zu. Der Liebste hatte vorher schon Bescheid gesagt, dass er sich etwas verspäten wird und jetzt schreibt er auch noch, dass die U-Bahn nicht fährt. Der Weg mit der S-Bahn dauert länger und auch die S-Bahn fährt unregelmäßig. Ich habe also noch Zeit, eine Runde spazieren zu gehen – immer mit prüfendem Blick auf den Regenradar. Als ich gerade die Wohnung verlassen will, bittet mich der Mitbewohner noch schnell um das Ausfüllen einer Mietschuldenfreiheitsbescheinigung. Nach über zwei Jahren und seit einigen Monaten vollständig im Homeoffice wird ihm sein WG-Zimmer langsam zu klein und eng und er will sich mal auf dem Berliner Wohnungsmarkt umschauen. Wir wissen beide, wie lange so etwas dauern kann, daher mache ich mir da jetzt noch keine allzu konkreten Gedanken. Wenn er viel Glück hat, brauche ich irgendwann Ende des Jahres jemand neues, ansonsten vermutlich irgendwann im Laufe des nächsten Jahres. Darüber mal nachdenken.

Kurze Stippvisite am Kiezteich
Planetarium von hinten

Ich drehe eine meiner üblichen Runden durch Hinterhofgärten und den Thälmannpark. Kurz nach 19 Uhr kann ich den Liebsten von der S-Bahn einsammeln und wir laufen gerade noch rechtzeitig nach Hause, bevor Gewitter, Wolkenbruch, Monsun passieren.

Ich bin sehr froh, dass mein Balkon nicht zur Wetterseite hinaus geht. Eigentlich sind wir ja gerade in der Küche auf der anderen Seite, da schwallt der Regen waagerecht gegen das Fenster. Ich überprüfe kurz, ob der Mitbewohner sein Fenster zugemacht hat, bevor er aus dem Haus ist – hat er – und widme mich dann wieder dem Mangold aus der Biokiste. Den gibt es heute mit Ricotta, Pasta und gerösteten Semmelbröseln.

Bunter Mangold ist so viel schöner als der olle weiße

Nach dem Essen schauen wir die ersten vier Folgen von „Unstable“ – genau unser Humor – und gehen dann gegen halb 11 schlafen. Als ich aus dem Bad komme, muss ich mir erstmal einen Platz im Bett erkämpfen, aber als wir alle gemütlich liegen, schlafen wir zu Christopher Moores „Lamb“ sehr schnell ein und dann diesmal auch fast ohne Unterbrechungen gut durch.

23.07.2023 – Regentag, ein Sommermeerchen

Die Bezeichnung Sonntag ist heute eine gehörige Etikettenfälschung, es müsste eigentlich Regentag heißen. Schon gestern Abend wurde ich bedauert, dass ich ausgerechnet bei so einem Wetter da sei, das sei ja gar kein Sommer. Ich bin hingegen einfach froh, nach ziemlich genau zwei Jahren wieder in Rostock zu sein und ergebe mich der Situation. Immerhin ist es ja nicht wirklich kalt und ich habe sogar eine Regenjacke dabei. Heute morgen schlafen dann alle länger als gestern, ich zum Beispiel bis halb 8. Das bedeutet dann also Aufstehen gegen 10.

Ich mache mir einen Pfefferminztee, begrüße den Hund und setze mich dann mit einem meiner liebsten Kindheitsbücher aufs Sofa – lange nicht mehr hineingelesen! Als die anderen dazu kommen, decken wir den Frühstückstisch. Währenddessen ruft auch der Liebste an und wir versichern uns alle, wie müde wir noch sind. Während des Essens lade ich mein Handy auf – mein Ladekabel hatte heute Nacht anderweitige Verpflichtungen – und angesichts des Wetters ist ja eh keine Eile und wir erzählen einfach sehr lange und gemütlich. Gegen Mittag packe ich dann meine Sachen zusammen, ziehe meine Regenjacke über und wage mich nach draußen. Da der Regen wirklich aushaltbar ist, wähle ich nicht den Weg mit der Tram (Ich muss Straßenbahn sagen, hatte mich mein Cousin beim Frühstück noch ermahnt und Recht hat er! Was hat mich das früher immer aufgeregt, wenn die Berliner*innen nach Rostock kamen und Tram sagten. Allerdings hat die Straßenbahn in der App der RSAG – Rostocker Straßenbahn AG wohlgemerkt – das gleiche Tram-Symbol – mit Beschriftung „Tram“ – wie bei der Beschilderung im Rest des Landes. Aber: Regionalsprachen akzeptieren!), sondern laufe wieder den idyllischen Weg durch die Natur, am Fluss entlang und an den Segelclubs, zum Fähranleger und nehme dann die Fähre nach „drüben“.

Auf der anderen Seite dann ein kurzer Fußweg, eine Station Straßenbahn und dann rein in die S-Bahn und wieder nach Warnemünde. Eigentlich hatte ich ja gedacht, den Regentag im Stammcafé zu verbringen, auf dem Bett sitzend, lesend, mit dem Besitzer und hereinschneienden Bekannten parlierend, aber da der Besitzer ja dieses Wochenende frei hat und ich die histaminarmen Törtchen alle schon durch habe, entschied ich mich kurzerhand doch für mehr Meer. Ich komme kurz vor 15 Uhr in Warnemünde an und lenke meine Schritte zuerst in Richtung eines alteingesessenen Fischlokals, in dem ich schon öfter mit Familie saß und dessen Name gerade eine gewisse Brisanz hat. Leider machen sie erst abends auf.

Schade! Dann pfeife ich also auf Insiderwissen und entscheide mich stattdessen für Location, Location, Location. Ich laufe schnurstracks zum Teepott – durch die Alexandrinenstraße, die etwas weniger überlaufen ist als der Alte Strom – und lasse mir dort einen Tisch möglichst nah am Wasser zuweisen. Spätes Mittagessen mit sowas wie Seeblick.

Da hinten könnt Ihr das Meer erahnen!

Nach ausführlichem Studium der Karte entscheide ich mich für das „Warnemünder 3-Gang-Menü“ [sic], das typische lokale Spezialitäten enthält und laut meiner App erfreulich histaminarm ist. Etwaige versteckte Histamine muss das viele Vitamin C aus der Sanddornschorle richten. Einzig die Erdbeeren im Nachtisch stechen heraus, ich bitte schweren Herzens (Erdbeeren!!), die durch anderes Obst ersetzen zu lassen und bin am Ende hin und weg, wie das gelöst wurde – gut, dass zum Haus eine Cocktailbar gehört.

Hummercremesüppchen mit gekochten Krabben und Dill
Gebratener Zander mit Kräuterkruste, Kartoffelstampf und Pfifferlingsrahm – hier musste ich die Tomaten aussortieren und die Zitrone links liegen lassen.
Honig-Panna-Cotta, statt mit Erdbeer-Minz-Salat mit Feige, Sternfrucht, Heidelbeeren, Brombeeren, Physalis, Minze und Melone (die leider auch liegen bleiben musste)

Hui, bin ich gut gesättigt, aber es gibt ja auch heute nichts mehr. Ich brauche dringend einen Verdauungsspaziergang und laufe auf die Mole hinaus, und zwar an das Ende, auf dem früher der Leuchtturm meiner Kindheit stand. Hier stand auch Oma, mit einem weißen Taschentuch winkend, als wir 1990 das erste Mal die Fähre rüber nach Dänemark nahmen. (Oder vermischt sich das dramatisch in meinem Kopf und es war zwei Jahre später, beim zweiten Mal? Es gibt nämlich m. E. Video-Aufnahmen und ich bezweifle, dass wir 1990 schon die Kamera hatten…) Anyway, ich sauge nochmal tief Meeresluft und Möwengeschrei in mich ein und ärgere mich über die laute Musik, die vom Strand hinüberbölkt und über den schwarzen Rauch aus dem Kreuzfahrtschiff. Dann hört der Regen endgültig auf und zum Abschied kommt die Sonne ein bisschen raus und ich bin versöhnt.

Ich verabschiede mich vom Meer, was leichter fällt, weil ich in zwei Wochen am Atlantik sein werde, nehme die S-Bahn zurück nach Rostock und steige in den schon eingesetzten RE5 nach Berlin. Der fährt zwar erst in einer guten halben Stunde, aber so habe ich bereits einen bequemen Sitzplatz sicher. Auf der Heimfahrt höre ich zwei Podcasts und löse ein Kreuzworträtsel, beim Lesen würde ich ganz sicher einschlafen. Kurz vor halb 10 komme ich zuhause an, füttere zwei hungrige Katzen und setze mich dann mit einer köstlichen Quittenschorle auf den dunklen Balkon, um mit dem Liebsten zu telefonieren. Kurz nach halb 11 liege ich, stürmisch beschnurrt und bekuschelt, im Bett und schlafe sofort ein.

22.07.2023 – Volle Kanne Rostock

Ich wache ziemlich genau Punkt 6 Uhr auf, was eigentlich zu früh ist, mir aber Zeit gibt, ganz in Ruhe im Bett zu liegen und all die morgendlichen Dinge zu tun und sogar noch mit dem Liebsten zu telefonieren, bevor ich gegen 9 aufstehe und nach unten gehe. Mein Cousin und ich frühstücken eine gute Stunde gemütlich gemeinsam und reden über dies und das – Familiengeschehnisse, das neue Haus, Urlaubs- und Zukunftspläne, die allgemeine Weltlage… Gegen 10:30 Uhr beginnt er, weiter an Haus und Garten zu werkeln und ich mache mich auf in einen Streunertag in Rostock.

Ich laufe als erstes einmal direkt runter zur Warnow und dann durch grüne Wiesen am Fluss entlang Richtung Nordwesten, das Stadtzentrum gegenüber immer fest im Blick. Dann komme ich nach Gehlsdorf, wo sich die verschiedenen Wassersportvereine mit ihren Marinas, die nur für Mitglieder und deren Gäst*innen zugänglich sind, aneinanderreihen und freue mich an der deutschen Vereinsmeierei durch die Epochen: Rostocker Ruder-Club von 1885 e.V., See- und Segelsportverein der Hansestadt Rostock e.V., Mecklenburgischer Yachtclub Rostock e.V., Rostocker Yachtclub e.V., Segler-Verein Turbine Rostock e.V., Akademischer Segler-Verein zu Rostock e.V. Dahinter kommen noch ein paar Stadtvillen und Grünfläche, auf dem Fluss kraulen die Teilnehmenden des „Warnowschwimmen 2023“, begleitet von Schlauchbooten und Kajaks der DLRG, an mir vorbei.

Von links nach rechts u. a. Petrikirche, Nikolaikirche, Marienkirche und Alter Speicher
Enten und Schwäne chillen auf dem Steg
Rostock, Segelstadt

Und dann bin ich am Fähranleger und bekomme venezianische Gefühle, als ich mit dem mit Solarstrom betriebenen „Warnowstromer“ vaporettoähnlich zum Stadthafen übersetze. Gehört ganz normal zum ÖPNV und ist damit auch in meinem 49-Euro-Ticket enthalten. Tatsächlich habe ich diese Fähre in über 20 Jahren regelmäßiger Rostock-Aufenthalte (inklusive 6 Jahre hier wohnen und plus diverser Kindheitsausflüge) vorher maximal einmal benutzt – als sie noch nicht solarbetrieben war jedenfalls. Ich war aber auch überhaupt sehr selten auf dieser Warnowseite, mal eine Tante in der Klinik hier besucht, mal von hier aus losgesegelt, mal durchgefahren, um Richtung Markgrafenheide oder auf den Darß zu kommen, das war’s. Mein komplettes Rostock-(Er-)Leben spielte sich südlich und westlich der Warnow ab, bis mein Cousin jetzt auf diese Seite zog. Danke, Cousin, für diesen Morgenspaziergang hat sich das schonmal gelohnt. 😉

Hanse-Vaporetto

Dann bin ich wieder in „meinem“ Rostock und vor allem in der KTV. Hier habe ich den Großteil meiner Unizeit über gelebt, hier hat meine Familie viele Jahre lang gelebt, der Großteil meiner Rostocker Freund*innen auch und das kulturelle und soziale Leben spielte und spielt sich vor allem hier ab. Ich spaziere gemütlich Richtung S-Bahn, freue mich an den bunten Häusern, schaue am Stammcafé vorbei, das zwar noch nicht offen hat, aber da der Besitzer ein guter Freund ist, hätte ich auch vorher schon ein Getränk und einen Schwatz bekommen, wenn er denn schon da wäre. Ist aber noch alles zu. Stattdessen treffe ich auf einen anderen Freund, der sein Büro nebenan hat, und sage kurz „Hallo“.

Bunte-Häuser-technisch eine der besten Straßen in der KTV

Dann laufe ich wirklich zur S-Bahn und fahre durch bis Warnemünde. Instantane Erinnerungen an Kindheitsspaziergänge mit Oma, Sommertage am Strand mit den Kommiliton*innen, spätere Besuche mit dem Indiejungen, Il Professore, dem Hasen, dem Liebsten… Heimatgefühl gepaart mit dem Entsetzen wie sehr Disneyland es hier inzwischen ist. Aber die Nostalgie übertüncht doch das Befremden. Als Nachkommin echter Warnemünder*innen (zugezogen, aber passioniert) laufe ich erst auf den Fischmarkt für ein Fischbrötchen, anstatt zu den Touristenfallen auf der anderen Stromseite zu gehen. Bis mir nach und nach aufgeht, dass keine Form von Imbissfisch irgendwie histaminfrei oder -arm ist. Mariniert oder geräuchert fällt aus und einige Fische gehen auch gar nicht. Essen könnte ich z. B. Scholle, Rotbarsch oder Kabeljau, aber eben nur frisch aus dem Meer geholt und direkt gebraten. Das gibt es hier auch, aber eben als richtiges Gericht zum Hinsetzen mit Beilagen und da es heute noch viel zu essen geben wird, mache ich das nicht.

Stattdessen laufe ich unverrichteter Dinge den Strom entlang zur Mole und von dort an der gleichen Lücke wie seit fast 40 Jahren (wahrscheinlich seit ich laufen kann) hinunter auf den Strand. Schuhe und Socken ziehe ich aus und dann stapfe ich hinunter ans Wasser.

Das Wetter ist maritim-wechselhaft. Strahlendblauer Himmel und Wolken in schneller Folge, um die 20 Grad aber kalter Wind. An gefährlichen Stellen mit Strömungen ist das Schwimmen verboten, aber auch die anderen Flaggen sind gelb-rot bis orange und es sind nicht allzu viele Leute im Wasser. Ich spaziere mit den Füßen im Wasser ein Stück Richtung (Hotel) Neptun und lege mich dann gemütlich in den Sand und tanke Vitamin Sea. Wind, Gischt, Möwengeschrei, Salz- und Algenduft in der Nase und feiner Warnemünder Strandsand zwischen Fingern und Zehen.

Eine gute Stunde liege ich da, mache zwischendurch auch mal die Augen zu und döse. Irgendwann ist die Wolkendecke zu groß und es wird mir zu kühl zum Liegen. Ich laufe noch ein Stück durchs Wasser und dann zurück Richtung Promenade und komme an dem Strandaufgang hoch, den ich sowohl als Kind als auch als Studentin immer benutzt habe.

Auf dem gleichen Mäuerchen wie immer sitzend entsande ich meine Füße und ziehe wieder Schuhe an. Dann geht es die Promenade entlang zum Leuchtturm und zum Teepott und dann den Strom entlang wieder zurück zum Bahnhof.

Mit der S-Bahn fahre ich zurück in die KTV und laufe dann zum Stammcafé. Inzwischen habe ich richtig Hunger. Leider ist mein Freund heute nicht in Dienst, sonst bliebe ich hier wahrscheinlich wie sonst viele Stunden. Stattdessen suche ich mir nacheinander zwei Stücken Kuchen aus (die einzigen beiden histaminarmen), trinke eine Limonade, sitze an einem Tisch draußen und gucke in die Gegend. Eine Bekannte läuft mit ihren beiden größeren Kindern vorbei, ich sehe sie aber zu spät und sie mich gar nicht – wir schreiben uns dazu später noch auf Instagram. Als ich gerade aufbrechen möchte, kommt eine weitere Bekannte mit ihrer Tochter gerade an und holt sich einen Kaffee und wir quatschen einen Moment.

Bestes Café, beste Törtchen, bester Kaffee, beste Atmosphäre
Cheesecake mit Pfirsichtopping, Lavendel-Bergamotte-Limonade
Cheesecake mit Matcha-Topping, Granatapfel und Heidelbeeren
Quittensaft, von der Mama meines Freundes hergestellt, für Zuhause
Die Memes sind einen Tag hinterher. 😁 Schon Bismarck sagte ja, dass in Mecklenburg immer alles 50 Jahre später passiert.

Ich breche gerade rechtzeitig auf, um zu den ersten Regentropfen bereits in der Straßenbahn zu sitzen, die mich durch die Altstadt zurück zu meinem Cousin auf die andere Warnowseite bringt.

Hanseatische Giebel am alten Markt

Als ich ankomme, werden gerade die Einkäufe ausgepackt und dann fangen wir an zu kochen.

Pina, beste Hündin
Ein Lavendelkeks muss vernichtet werden

Es wird eine große Runde heute Abend. Zu meinem Cousin, seiner Freundin, der Hündin und mir stoßen noch sein Bruder – mein Couin – mit dessen Freundin, sein Vater – mein Onkel – mit dessen Freundin, ein anderer Freund aus Rostock und zwei Freund*innen aus Berlin. Wir essen Gemüselasagne, Möhrensalat (beides für mich jeweils in einer histaminarmen Variante als Extraportion), Kartoffelsalat und Aprikosenkuchen (für mich ohne Eis und Vanillesauce).

Ein Feuer brennt im Kamin, eins in der Feuerschale draußen und es wird viel erzählt und gelacht. Gespräche, die ich mitbekomme, drehen sich u. a. um die Arbeitsbedingungen freier Journalist*innen, Bordklos auf Segelbooten, Keramikkurse, Ferienunterkünfte in Dänemark und auf Hiddensee, Puppenspieler zu DDR-Zeiten und heute, neue Trends im Surfsport (Foils und Wings), die Konzertkultur in Rostock nach Corona, Nazis in der Lausitz und im Erzgebirge, gefährliche Strömungen auf Jamaika und in Nova Scotia, Robbenjagd in Grönland, Weiße Haie und Orcas… Es wird nicht langweilig, aber alle sind ziemlich müde und vollgefressen und kurz vor 23 Uhr sind alle Gäst*innen auf dem Heimweg und alle Hiergebliebenen im Bett.

21.07.2023 – Woche beenden und ab anne Ostsee

Um 6 bin ich wach, warum genau kann ich nicht sagen, der Mitbewohner ist nicht da und die Katzen schlafen noch. Na immerhin bin ich einigermaßen ausgeschlafen, da kann ich die Zeit nutzen – für Internet leer lesen, bloggen, Sprach-Apps… Ich schreibe sogar noch erste Arbeitsnachrichten im Bett, bevor ich kurz nach halb 9 aufstehe. Dann Pflanzen gießen, Katzen füttern, mit dem Liebsten telefonieren und Frühstück machen (Rooibos-Espresso mit Honig und Milch, Skyr mit Müsli und Blaubeeren). Gegen 9 sitze ich am Schreibtisch.

Das E-Mail-Thema von gestern zieht sich weiter durch den Vormittag. Ansonsten koordiniere ich ein weiteres Projekt und erledige immer, wenn ich auf Rückmeldung warte, Haushaltsdinge: Zweimal Müll runterbringen, Wäsche abnehmen, Biokiste und ein Katzenfutter-Paket auspacken und verräumen, als sie ankommen, Geburtstagsgabentisch aufräumen…

Das Geburtstagsbild vom Teilzeitkind hängt jetzt über meinem Schreibtisch
Vorfreude aufs Wochenende

Um 11 habe ich ein Meeting mit Südengland. Danach wühle ich mich durch die To Do‘s der Woche, schaue, was ich noch abschließen kann, was verschoben werden muss, weil Zuarbeit fehlt etc. Gegen 13 Uhr mache ich Mittagspause. Ich esse Stullen mit Frischkäse, Salat und dem letzten Schafskäse und knabbere Möhren aus der Biokiste. Außerdem packe ich meinen Rucksack fürs Wochenende. Den Nachmittag über schreibe ich an einem beruflichen Blogpost und an meinem Wochenbericht. Dann ist 16 Uhr nochmal ein globales Meeting, an dessen Ende der CEO ein schönes Wochenende wünscht, was ich dann auch gleich wörtlich nehme.

Ich ruhe mich ein wenig aus, telefoniere ein weiteres Mal mit dem Liebsten, packe Mitbringsel zusammen und warte auf den Kurzbesuch des Hasen, der etwas bringen und Post abholen will, bevor er weiter in den Urlaub fährt. Als auch das erledigt ist, sitze ich noch kurz mit den Katzen auf der Couch, dann machen der Liebste und ich einen „Get ready with me”-Call. Er zieht sich für den Abend bei seiner besten Freundin um, ich füttere die Katzen, ziehe Schuhe und Jacke an (dabei war doch grad noch Hitzewelle) und laufe zur S-Bahn. Dort angekommen, verabschieden wir uns.

Ich fahre die zwei Stationen zum nächsten Bahnhof und setze mich in den Zug nach Norden. In den, der eine halbe Stunde länger braucht, aber dank 49-Euro-Ticket für mich kostenlos ist. Dafür ist der Zug nur normal voll, nicht überfüllt und ich finde recht schnell einen Sitzplatz. Auf der Fahrt komme ich ein bisschen in meinem aktuellen Buch („Catch-22“ von Joseph Heller) weiter, aber irgendwann fallen mir die Augen zu. Das ist der Moment, die Stullenbüchse auszupacken, Frischkäsestullen zu mampfen und das Umfeld mit Möhrenknurpseln zu erfreuen.

Irgendwann reicht es mit dem Lesen, dann mache ich noch ein wenig Tschechisch in der App und hinterher Kreuzworträtsel. Ab Neustrelitz ist der Zug deutlich leerer, ich habe den Zweierplatz für mich, höre Musik und gucke in die Landschaft.

Kurz vor Rostock ein spektakulärer Sonnenuntergang, dann kriecht der Nebel über die Wiesen.

Wir kommen mit ein paar Minuten Verspätung in Rostock an, aber ich schaffe es noch, genau rechtzeitig in den richtigen Bus zu hüpfen, der mich zur richtigen Tram bringt, die mich bis fast bei meinem Cousin vor die Tür bringt. Kurz vor 22 Uhr bin ich da. Sein Teilzeitkind ist beim Papa, seine Freundin ist schon im Bett, weil sie morgen arbeiten muss, aber wir beide sitzen mit dem Hund noch ein Stündchen beisammen, trinken Wein (er) und Pfefferminztee (ich) und klönen. Gegen 23 Uhr geht es ins Bett.