16.06.2023 – Menschen, Menschen

Der Freitag lässt sich im Vergleich zu den vergangenen Tagen erst einmal ganz entspannt an. Der Wecker klingelt erst 7:30 Uhr und da ich gestern um 10 im Bett war, fühle ich mich sogar ausgeruht, wenn auch noch nicht wach genug, um gegen 8 sinnvoll auf die Gesprächsthemen des Liebsten einzugehen. Ich mache ganz ruhig mit der Morgenroutine, lasse sogar die Sprach-Apps aus und schaffe es so kurz vor 10 an den Laptop im Balkon-Office – mit Ingwerwasser und Porridge mit Apfel und Zimt, ich habe sogar vergessen, ein Foto zu machen.

Während des ersten Meetings um 10 fängt es an zu regnen, aber ich sitze ja überdacht und kann mich freuen, dass endlich wieder etwas Wasser vom Himmel kommt. Muss mir dann aber Socken und eine Strickjacke anziehen, damit ich draußen nicht friere. Bis 13 Uhr arbeite ich Dinge ab, die sich im Laufe der Woche angesammelt haben. Dann telefonieren der Liebste und ich das zweite Mal heute. Hinterher treffe ich mich unten im Stammcafé mit einem Nachbarn, den ich während der re:publica auf Mastodon kennengelernt habe und der mir ein Geschenk für des Liebsten Geburtstag nächste Woche liefert. Wir essen den wundervollen New York Cheesecake und damit auch ein bisschen Umsatz rumkommt trinke ich noch meinen typischen großen Organic Latte ohne Zucker.

Die Gespräche drehen sich um den Kiez, die Pandemie, das Klima, die Nazis, neue Arbeitsrealitäten, Reisen, Katzen, Ost und West… Schade, dass ich schnell wieder zurück an die Arbeit muss, aber wir können sowas ja jetzt auch öfter machen. Wieder oben beginne ich mit Kreativarbeit, schreibe aus meinen Notizen einen Text zusammen und höre dabei Musik. Um 15 Uhr gibt es ein Teammeeting, bei dem wir u. a. für den Kollegen aus Chicago „Happy Birthday“ singen und ansonsten besprechen, was diese Woche so anlag. Danach Wochenbericht schreiben und letzte E-Mails beantworten. Um 17 Uhr mache ich Feierabend.

Ich gehe rüber zum Lieblingsnachbarn, packe ihm noch ein paar Dinge zusammen und gieße die Pflanzen auf seinem Balkon, die nicht genug Regenwasser abbekommen haben. Dann laufe ich wieder ins Krankenhaus und telefoniere dabei zweimal mit dem Liebsten. Im Krankenzimmer erwartet mich neben dem Lieblingsnachbar auch ein Bekannter, den ich neulich auf dem Immergut und dann am Sonntag im Biergarten getroffen habe. Wir erzählen etwa eine Dreiviertelstunde zu dritt – über Krankheitsverläufe, gemeinsame Freunde, die Arbeit, das Klima, die Nazis… Dann lassen wir den Patienten alleine und der Bekannte nimmt mich im Auto mit nach Lichtenberg, wo er wohnt und ich mit einer Freundin verabredet bin. Im Auto Gespräche über das Klima und das Immergut.

Als ich bei der Freundin ankomme, telefoniert sie grad noch mit dem Lieblingsnachbar und wir dann nochmal einen kurzen Moment zu dritt. Dann gibt es Abendbrot. Sie hat Salat und Pasta gemacht und ich steuere den Nachtisch bei – Ricotta und Mascarpone verrührt, mit Reissirup gesüßt und mit frischer Maracuja getoppt. Während des Essens rufen erst der Liebste und dann das Kind der Freundin an und wir sagen beiden „Gute Nacht“. Dann machen wir es uns auf dem Sofa bequem und reden stundenlang über Dies und Das. Beziehungs- und Familienkonstellationen, Arbeitsverhältnisse, Krankheiten, Feminismus, Psychologie. Nicht über das Klima und nicht über Nazis, immerhin.

Gegen 23 Uhr fallen meiner Freundin die Augen zu – sie hat heute Nacht nur vier Stunden geschlafen – und ich laufe los zur S-Bahn. Zuhause angekommen füttere ich noch die Katzen und lege mich dann mit TikTok ins Bett und schaue noch ein bisschen Videos zu Essen und kulturellen Unterschieden. Zum Glück auch kein Klima und keine Nazis. Es ist 0:40 Uhr als ich pro forma noch einen Podcast anmache und das Handy weglege. Mitbekommen tue ich davon nichts mehr, beim Intro schlafe ich ein.