Wie fast immer, wenn ich mir den Wecker früher stelle, wache ich noch viel früher auf. Dieses Mal eine Mischung aus aktiven Katzen und Vorfreude/Aufregung. Es kratzt noch ein wenig im Hals, aber jetzt bin ich wild entschlossen, in die Arena zur re:publica zu fahren und Spoiler: Ich halte den Tag gut durch, huste nie und niese nur einmal. Richtige Entscheidung. Ich absolviere also meine Morgenroutine wie üblich, esse ein schnelles Frühstück mit Pistaziencremetoast und Banane, packe mir meine Utensilien für den Tag in den neuen Immergut-Beutel (und vergesse dabei, die über Nacht geladene Powerbank einzustecken, ich Dusseline.
Dann laufe ich gut gelaunt und mit einer Mate in der Hand los zur S-Bahn, die mich zum Treptower Park bringt. Von da sind es nochmal ein paar Minuten zu Fuß zur Arena und ich bin gut genug zu Fuß, um mich über die re:publica-Taxi-Fahrrad-Taxis zu amüsieren, die ich sonst auch hätte nehmen können. Beim Check-in ist früh morgens an Tag 2 wenig los und so bin ich kurz nach 9 bereits in der Halle und schaue mich um. Kurz schauen, wo alles ist, was für Stände etc. noch so da ist, wo sich der Affenfelsen (diesmal in Form eines Geldstapels) befindet und gehe dann raus ins Außengelände um noch ein wenig Ruhe am Wasser zu genießen und mich auch dort umzuschauen.

Mir läuft direkt eine Freundin über den Weg (eigentlich die Tochter von Freund*innen meiner Eltern, also quasi Familie) und wir setzen uns in Liegestühle am Wasser und quatschen – über Gesundheitliches und dann Berufliches und unsere diesbezüglichen Pläne auf dieser re:publica. Dann brechen wir auf und gehen zu verschiedenen Sessions. Meine erste dreht sich um die langfristige Etablierung von mehr Homeoffice und was das aus Sicht von Gesundheit, Arbeitsschutz, neuen gesetzlichen Regelungen und natürlich auch den Arbeitsalltag so mit sich bringt. Apropos, ich arbeite auch wieder nebenbei remote und bearbeite Anfragen, E-Mails und Projektplanungen nebenbei auf dem Diensthandy. Und der „Second Screen“ Mastodon, früher bei der re:publica ja Twitter, ist natürlich auch mit am Start und ich knüpfe dort den ersten neuen Kontakt dieser re:publica.
Thematisch bleibt es bei der nächsten Session an Deck der Hoppetosse ähnlich, aber der Blickwinkel verlagert sich – es geht kontrovers um digitales Nomadentum und die Auswirkungen der remote Arbeitenden auf ihre neuen Umgebungen, am Beispiel von Lissabon. Danach verbringe ich eine Stunde vor Stage 1 mit Maja Göpel und Mamphela Ramphele zur sozialen Technologie Geld und zu Finanzen im digitalen Zeitalter. Hinterher geht es wieder nach draußen in den Garten des Festsaal Kreuzberg, wo es darum geht, wie man heutzutage digitale Kompetenzen an Schüler*innen und Studierende vermitteln kann und direkt hinter zu einem Workshop darüber wie Geld und unsere Glaubenssätze dazu unseren Umgang damit prägen.
Danach treffe ich mich mit meinem Cousin, der aus Rostock zu Besuch und mit journalistischem Auftrag auf der re:publica unterwegs ist zum Mittagessen. Wir gehen zu einem Imbiss abseits des Geländes und essen ohne langes Anstehen und günstiger vegetarische Köstlichkeiten aus den nahen Osten. Für mich gibt es einen Teller mit Falafel, Halloumi, Makali, Salat und verschiedenen Saucen.

Wir erzählen, wie es uns seit dem letzten Treffen im Herbst ergangen ist, berichten von unseren Teilen der Familie, vergleichen re:publica- und Urlaubspläne und schmieden weitere für die nächsten Tage. Dann muss er wieder ab die Arbeit und ich treffe mich mit einer Freundin und ihrem Kind, die inzwischen angekommen sind. Gemeinsam erkunden wir das Gelände nach kindertauglichen Beschäftigungen und sie beantragt am Stand des Bürgeramtes einen neuen Perso und Reisepass, während ich mit ihrem Kind entdecke, dass die Gummibärchen, die das Innenministerium verteilt, vegan sind.
Ich lasse die beiden beim Samenbomben basteln zurück und gehe zur nächsten Session draußen an der Oberhafenkantine, Hier stehen die Stühle so eng beieinander, dass ich mich auch ohne Pandemiegedanken nicht sehr wohl fühle und eher unkonzentriert der Diskussion zum Einsatz von KI am Arbeitsplatz und den unterschiedlichen Interessenslagen von Unternehmen und Arbeitnehmer*innen folge. Schade. Nach der Session muss ich dann dringend auf den Affenfelsen, um mein Privathandy ein wenig zu laden – das Diensthandy ist auch schon ordentlich runter, das geht aber noch.
Dann geht es zur für mich letzten Live-Session des Tages, dem Vortrag zu Esoterik und Verschwörungstheorien von Katharina Nocun. Auch hier bin ich wieder reichlich abgelenkt von einem ständig ausgehenden Kopfhörer und nebenbei Arbeitsthemen auf dem Diensthandy. Irgendwann muss ich die Zeit finden, einige der aufgezeichneten Sessions nochmal oder überhaupt erstmal anzugucken. Nach dieser Session beschließe ich, nicht noch für den spaßigen Teil des Konferenztages zu bleiben, sondern mir die Session zu Elon Musks schlimmsten Fehlern bei der Twitter-Übernahme von Zuhause aus anzusehen.
Vorher drehe ich aber nochmal eine Runde zum Wasser, um zu gucken, wer da noch ist und laufe meinem Großcousin/Kleincousin/Neffen zweiten Grades buchstäblich direkt in die Arme. Es ist seine erste re:publica (der Jungspund!) sowohl als Besucher als auch als Teilnehmer (er ist mit dem Team einer anderen Konferenz hier, das einige Veranstaltungspunkte beisteuert) und er ist völlig begeistert, aber auch hektisch auf dem Weg zu einer Session. Wir quatschen ein paar Minuten und machen ein Beweisfoto und ziehen dann beide unserer Wege.
Ich nehme den gleichen Weg nach Hause wie am Morgen hin und kaufe unterwegs noch Batterien und Müllbeutel in der Drogerie ein. Dreiviertel 8 bin ich zu Hause, füttere die Katzen, koche mir Rhabarberkompott zum Abendbrot, telefoniere mit dem Liebsten (Das Teilzeitkind hat seinen ersten Tag krank allein zu Hause bei Mama mit Netflix und Hörspielen bravourös gemeistert. Sie werden so schnell groß!) und gehe dann mit Katzen, Kompott und Johannisbeerschorle ins Bett, um mir die Elon-Musk-Session anzusehen.
Vor lauter Freude, dass ich danach nicht erst noch nach Hause muss und Abendbrot machen muss, beschäftige ich mich noch ein halbes Stündchen mit Arbeit, gucke auch da noch eine Aufzeichnung an, und dann heißt es Laptop zu, TikTok mit Essensvideos auf und langsam runterkommen. Gegen 23 Uhr mache ich das Licht aus, aber das mit dem Einschlafen dauert natürlich noch eine ganze Weile. (Lesen wäre sicher besser gewesen, aber dazu war ich zu körperlich erschöpft und geistig aufgekratzt.)