Die zweite Nacht in Folge sehr sehr viel geschlafen und dösig aufgewacht, aber das scheint alles zu wirken – bis auf ein leichtes Halskratzen geht es mir soweit wieder gut, Erkältung wohl rechtzeitig niedergekämpft. Der Liebste fühlt sich auch ein ganzes Stück besser und ist weiterhin negativ. Ich beschließe, ob der angenehmen Temperaturen und ohne Gewitterwarnung einen kompletten Tag Balkonoffice einzulegen. Gegen die Halsschmerzen gibt es Ingwertee und zum Frühstück wieder Brioche – mit Johannisbeergelee und mit Pistaziencreme – und dazu Apfel.
Heute ist ein Tag mit insgesamt acht Videokonferenzen. Los geht es gleich um 9 mit einer globalen. Mein Highlight daraus ist die Musikempfehlung einer tschechischen Kollegin, die von einem Konzert der slowakischen Ska-Band Polemič berichtet. danach wird aus einem für 25 Minuten angesetzten Catch-up-Call mit einer Kollegin in Madrid eine gute Stunde. Dann schnell E-Mails abarbeiten vor dem nächsten Call – mit einem Kollegen in Lichtenberg. Auch den überziehen wir und ich nehme den Kollegen dann noch auf dem Telefon mit, als ich zu einer frühen Mittagspause in die Facharztpraxis spaziere, um etwas abzuholen. Den Rest des Spazierwegs höre ich Polemič.
Wieder zuhause mache ich mir ein Sandwich zum Mittag – dunkles Mischbrot, dänische Remoulade, vegane Schinkenspicker mit Schnittlauch, Spreewaldgurke, Schafskäse, Apfelmeerrettich. Ich lese, was ich abgeholt habe und dann ist es auch schon Zeit für die nächsten Meetings. Eine Stunde mit Lichtenberg, Potsdam und Nürnberg. Dreimal eine halbe Stunde global. Eine halbe Stunde Dinge abarbeiten. Nochmal eine halbe Stunde global. Danach ist mein Kopf gar und ich muss den Laptop zu klappen. Kurzes Nichtstun, dann gehe ich in die Küche und mache mir Spaghetti Aglio Olio e Peperoncino, mit zusätzlich viel Petersilie und Zitronensaft. Die esse ich auf dem Balkon.
Dann gehe ich rüber zum Lieblingsnachbarn und gieße seine Pflanzen. Ich öffne ein nachgeburtstagsliches Päckchen von einer Freundin aus Rostock und habe dann Lust auf einen Film. Auf Netflix finde ich „Lindenberg. Mach Dein Ding“ mit Charly Hübner und Detlev Buck, das kann so schlecht nicht sein und ist es dann natürlich auch nicht.
Hinterher höre ich „Bunte Republik Deutschland“, das einzige Lindenberg-Album, mit dem ich mich mal länger beschäftigt habe – als Kind war das die B-Seite auf meiner ersten Musikkassette. Einige Texte sind cringe bis bedenklich, aber ansonsten kann das immer noch was. Während des Hörens siebe ich das Katzenklo durch – bzw. beide, inzwischen wird das auf dem Balkon auch frequentiert. Dann ist es fast 23 Uhr, um die Zeit habe ich die letzten beiden Tage schon geschlafen. Eigentlich würde ich gerne noch ein bisschen lesen, aber mir fallen schon beim WhatsApp beantworten die Augen zu.
Ich werde munter, gucke aufs FitBit und das sagt es ist 16:00. Kann gar nicht sein, sage ich mir und schließe die Augen wieder. Dann schrecke ich hoch, schaue auf das Handy, es ist 16:01 Uhr ein. Was? 17 Stunden geschlafen? Den ganzen Tag verschlafen? Ich muss mich bei Menschen melden, habe Meetings und Real Life Treffen verpasst – die Chefin, der Liebste, die Freundin, aber ich bin soooo müde und mir fallen die Augen schon wieder zu. Im Bett ist es gemütlich, vielleicht kann ich’s einfach ignorieren und weiter schlafen? Und außerdem wirkt das doch alles irreal. Ich zwinge mich, richtig wach zu werden, nochmal aufs Handy zu schauen und mich abzusichern. Und plötzlich ist es darauf 6:37 Uhr, eine knappe Stunde vor dem Weckerklingeln. Puh, spannend träumen kann ich! Jetzt bleibe ich aber sicherheitshalber gleich richtig wach und setze mich zum Internet leer lesen auf. Tatsächlich habe ich immerhin fast 9 Stunden geschlafen und fühle mich ziemlich matschig. Ich höre in mich rein ob ich mich auch krank fühle, aber das noch nicht so richtig. Ich mache den nächsten Covid-Schnelltest und bin weiter negativ. Gehen wir also erstmal davon aus, dass der Mittwoch wie geplant stattfindet.
Ich erledige Morgendliches und stehe irgendwann auf und mache mich fertig fürs Büro. Zwischendurch ruft der Liebste an – auch matschig aber negativ und bereit für den Arbeitstag im Homeoffice, mit viel Tee und zwischendurch Liegen. Also dann. Ich laufe zur Tram und fahre mit der Tram zum Alex. Nebenbei höre ich in der radioeins App das Konzert von Danger Dan nach – zwei 40jährige unter sich. Im Büro ist es heute voller, ich zähle um die 20 Leute, ganz sicher bin ich nicht, da ja immer irgendwer grad nicht am Platz ist oder später kommt. Zum Frühstück gibt es heute nicht Müsli, sondern Brioche mit Johannisbeergelee und einen Apfel, dazu Cappuccino mit Extrashot Espresso, weil ich auf die Mate verzichtet habe.
Ich arbeite Dinge ab und beantworte nebenbei Fragen von Kolleg*innen, dann habe ich ein Meeting mit meiner Chefin, bei dem wir ordentlich überziehen, so dass draußen schon meine liebe Freundin und Ex-Kollegin mit ihrem Baby wartet, mit der ich zum Mittag verabredet bin.
Wir drehen gemeinsam noch eine Runde durchs neue Büro, das sie noch nicht kennt – ihr Arbeitsverhältnis endete ziemlich genau mit dem Beginn des Umzugs – und sagen vielen Leuten „Hallo“, von denen einige noch gar nicht realisiert haben, dass sie nicht mehr da ist. Erst war Pandemie, dann bekam sie von vielen unbemerkt Kind 1, dann war Elternzeit und dann endete das Arbeitsverhältnis wenige Monate später und dann kam Kind 2, es hätte auch einfach sein können, dass sie einfach in die nächste Elternzeit gerutscht wäre, ohne je im Büro aufgetaucht zu sein.
Wir gehen in das vietnamesische Restaurant nebenan und ich bekomme ein tolles Geburtstagsgeschenk – ein Rostock-Puzzle und altersgerechten Süßkram, dekoriert mit der 40, die so ausgeschrieben auch nochmal ein bisschen anders aussieht, als sie sich in meinem Kopf anfühlt.
Nach dem Essen verabschieden wir uns bis nach unseren anstehenden Urlauben und ich gehe noch in den Supermarkt nebenan, bringe die Mehrwegdose von gestern zurück und besorge Macarons für die Büromannschaft.
Im Nachmittagsteil der Arbeit habe ich noch ein virtuelles Meeting mit Paris, nehme an einem globalen Meeting Teil und bespreche mich dann live vor Ort mit einem Kollegen zu einem anstehenden Projekt. Nebenbei horche ich weiter in mich hinein, ob ich nun krank werde oder nicht (Hals und Ohren melden Probleme, ob nun von zwei Tagen Klimaanlage oder Erkältung oder zu vielen Katzenhaaren in der Nacht, man weiß es nicht.) Ich mache noch einen negativen Schnelltest, der Liebste ist auch weiter negativ, aber so richtig fit fühle ich mich nicht. Da ich unbedingt vermeiden will, richtig krank zu werden, sage ich das AquaFitness für heute ab und mache früh Feierabend.
Zuhause gönne ich mir eine Ingwer-Estragon-Feierabendlimo, die gleich ein bisschen gegen die Halsschmerzen hilft, und esse zum Abendbrot ein Sandwich, Joghurt mit Maracuja und eine lila Möhre. Dann packe ich zwei Pakete mit Dingen aus, die ich mir von meiner Wunschliste gegönnt habe und außerdem meinen Rucksack richtig – das war es wieder mit Büro für eine Weile. Kurz vor 9 mache ich mich bettfertig, kurz nach 9 telefoniere ich nochmal mit dem Liebsten, beide negativ, beide platt und im Bett. Dann wird gelesen und kurz vor 10 ist Schlafenszeit, während es draußen immer noch hell ist.
Der Morgen beginnt träge und daraus resultierend dann irgendwann gehetzt. Im Telefonat mit dem Liebsten ein Anachronismus: In der Klasse des Teilzeitkinds hat ein Kind Covid, eins von denen, mit denen es sich letzte Woche auf der Klassenfahrt ein Zimmer geteilt hat. Ach komm, darauf hat doch jetzt wirklich keiner mehr Lust. Wir fühlen direkt einmal in uns hinein, fühlen uns aber gut (und es liegen ja auch schon ein paar Tage zwischen der Klassenfahrt und jetzt). Dann stehe ich auf, mache mich bürofertig und ziehe los – so in Eile, dass ich irgendwie vergesse, den Katzen Frühstück zu geben. Erstaunlicherweise wird am Abend niemand verhungert sein, möglicherweise haben sie Reserven.
Ich nutze die Tramfahrt (und noch ein paar Schritte über den Alex) für Duolingo und wirke dabei bestimmt wie eine busy Businesswoman. Im Büro angekommen (kurz nach 9), baue ich meinen Laptop auf und unterhalte mich erst einmal mit einem Kollegen über die Entwicklungen in seiner Abteilung. Dann schnippele ich mir in der Küche meinen Apfel in mein Müsli und gieße Milch drüber, ziehe einen Cappuccino aus dem Vollautomat und drehe eine Runde durchs restliche Büro, um den anderen Kolleg*innen Hallo zu sagen. Heute sind wir zu acht, ungefähr ein Fünftel der höchsten theoretisch zu erwartenden Belegung am Berliner Standort.
Ich frühstücke am Laptop, lese E-Mails und beantworte Nachrichten. Dann nehme ich meinen Schlüssel und vergrabe mich ins Archiv, so richtig mit dicken Aktenordnern und Papier. Ich finde recht schnell was ich suche und fotografiere Dinge ab. Dann ist es Zeit für das erste Meeting des Tages – zu fünft und virtuell, die Teilnehmenden sitzen in Friedrichshain, Lichtenberg, Potsdam und in einem Meetingraum am anderen Ende des Büros (ja, wir sind bequem geworden in den letzten Jahren).
Danach geht es für mich im digitalen Archiv weiter. Um drei über 20-seitige Dokumente gut miteinander vergleichen zu können, beschließe ich, sie alle auszudrucken und weil es dabei technische Probleme gibt, muss ich auch insgesamt dreimal zum Drucker laufen und habe an diesem Punkt gefühlt mein Schrittziel schon erreicht. Außerdem muss ich Druckerpapier nachfüllen, bzw. neu auf die vorhandenen Fächer verteilen, weil das Gerät sonst meckert. Das 20. Jahrhundert hat angerufen und will seine Bürotätigkeiten zurück!
Dann sitze ich mit mehreren offenen Textdateien und drei ausgedruckten Dokumenten vorm Rechner, vergleiche und konsolidiere in einem neuen Dokument eine Fassung, versehen mit Anmerkungen und geschlechtergerecht umformuliert. Das ursprüngliche Pamphlet ist von 2017, damals hatte ich mich noch mit einer Fußnote zufriedengegeben, die beteuert, dass trotz des genetischen Maskulinums natürlich beide [sic] Geschlechter gemeint seien. 2023 nun also konsequent mit Sternchen,
Ich verschicke das neue Dokument an alle, die in den nächsten Tagen daran arbeiten werden und habe dann schon deutlich die Zeit bis zur Mittagspause überzogen. Gegen 14:30 Uhr gehe ich raus, mache Besorgungen in der Drogerie und stelle mir im Supermarkt daneben einen Salat zusammen – Bulgur, Mais, Kidneybohnen, bunte Tomaten, Gurkensalat und Mozzarella.
Damit setze ich mich in die Büroküche und fange an zu essen. Währenddessen ruft der Liebste an, der sich inzwischen nicht mehr so gesund fühlt und sich auch daran erinnert hat, wie das Teilzeitkind und er gestern Bauchschmerzen hatten, es aber auf den Nudelsalat von der Party geschoben hatten, der dann schon längere Zeit draußen gestanden hatte. Er fühle sich so, wie bei seiner letzten Covid-Erkrankung, sagt er, Tests seien aber noch negativ.
Hui, jetzt wird es spannend. Ich sage meiner Kollegin in Georgia, dass ich mich zu unserem Meeting gleich verspäten werde (sie zum Glück auch) und gehe nochmal zurück in die Drogerie, Schnelltests und FFP2-Masken kaufen. Nebenbei beginnt dann unser Meeting – ich noch auf dem Rückweg ins Büro, sie in ihrem Auto auf dem Parkplatz vor einer Arztpraxis. Auch mal spannend. Zurück am Platz mache ich noch während des Calls einen negativen Test und bin erstmal soweit beruhigt, dass ich den Bürotag weiter bestreiten kann.
Nach dem Call bereite ich das Videosystem dafür vor, gleich ein globales Meeting live zu streamen und dann sitzen wir gemeinsam auf der Couch und machen sozusagen Public Viewing. Danach ist es 17 Uhr, einige Kolleg*innen sind schon weg, andere sind nahtlos zum FIFA Zocken übergegangen. Ich habe noch ein wenig Zeit abzusitzen (und draußen geht grad schon wieder die Welt unter) und arbeite an einer Präsentation für nächste Woche.
Kurz nach 18 Uhr mache ich zur Sicherheit noch einen Schnelltest – immer noch negativ – und verlasse dann als Letzte das Büro und fahre mit U- und S-Bahn zum Yoga und erledige auf der Fahrt die heutigen Babbel-Aufgaben. Auf den Matten sind wir heute zu fünft und haben eine relativ meditative Stunde zusammen, bei deren Übungen ich erstaunlich gut mitkomme. Side Plank ist heute sehr anstrengend, alles andere bekomme ich gut hin. Auf dem Nachhauseweg erreiche ich dann auch faktisch mein Schrittziel und telefoniere außerdem mit dem Liebsten, der viel geschlafen hat, sich etwas besser fühlt und immer noch negativ testet. Dann gehe ich noch beim Lieblingsnachbar gießen und bin kurz nach 21 Uhr zuhause.
Als erstes bekommen verdienterweise die Katzen etwas zu essen, danach ich. Es gibt Butterstullen – eine mit veganer Schinkenspicker mit Schnittlauch, Gurken und Apfelmeerrettich, eine mit Gouda, Tomate und Oregano. Dazu eine Tannenwald-Feierabendlimo. Ich setze mich zum Essen auf den Balkon und habe nach wenigen Sekunden eine Kuschel-Noosa auf dem Schoß, während Nimbin noch mit Essen beschäftigt ist – alles wie immer.
Nach dem Essen dann nochmal emsige Geschäftigkeit. Ich packe ein Paket mit Haushaltsdingen aus, stecke die textilen Elemente in den Wäschekorb und wasche die Küchenutensilien ab. Dann packe ich meinen Rucksack aus – nicht zu weit, morgen gehts wieder ins Büro – und siebe das Katzenklo durch. Danach setze ich mich nochmal kurz auf den inzwischen dunklen Balkon, trinke die Limo aus und gucke ein paar TikToks. Dann schnell Zähneputzen und ins Bett. Kurz vor 23 Uhr fange ich an zu lesen, nach einer knappen Viertelstunde ist dann aber schon Schlafenszeit, wofür sich Noosa wieder an und auf mich kuschelt.
Hallo Montag! Trotz recht früher Bettgehzeit war die Nacht nicht so erholsam, wie man hätte denken können. Der gute Nimbin fand ungefähr alle anderthalb Stunden, er müsse mal schauen, ob ich noch lebe und ihn evtl. bespielen oder ihm wahlweise ein Leckerli geben könnte. Richtig nachhaltig wach werde ich aber erst kurz vor dem Weckerklingeln, als direkt wieder der Nahrungsmittelunverträglichkeitstestmarathon ansteht. Sehr verschlafen trinke ich warmes Wasser, spüle meinen Mund, beklebe und beschrifte alle Röhrchen, atme in das erste, stelle Fruktose-Lösung her und trinke sie, atme 30, 60, 120 und 180 Minuten später wieder in ein Röhrchen…
Dazwischen liegen Internet leer lesen, ein Telefonat mit dem Liebsten, Bloggen, Anziehen, erstes Arbeiten und ein erstes Meeting. Nach dem letzten Röhrchen um 11 dann endlich Frühstück (Müsli mit Apfel) und mehr trinken – es ist so heiß heute! So heiß, dass ich es nichtmal kurz auf dem Balkon aushalte, geschweige denn arbeitend, zumindest solange die Sonne drauf scheint. Also sitze ich drinnen und nutze die zwei Bildschirme für Text- und Bildarbeit. Zwischendurch gute Nachrichten aus dem Krankenhaus (nicht vom Lieblingsnachbarn, sondern von Papa, der seine heutige OP gut überstanden hat und hoffentlich nicht lange drin bleiben muss).
Um 13 Uhr mache ich Mittagspause und wage mich ins Draußen, Dinge erledigen. Ich bringe die Teströhrchen zum Briefkasten, vier Mehrwegdosen zurück in ein Restaurant und ein Kleid zur Reparatur, das mir beim aus der Maschine ziehen zerrissen ist. Da es wie gesagt heiß ist und ich langsam laufe, verschiebe ich den Rest meiner Draußanaktivitäten auf später. Wieder daheim habe ich das nächste Meeting. Danach fühle ich auf dem Balkon vor, denn die Sonne ist jetzt ums Haus herum. Mein Gefühl ist richtig, jetzt kann man da auch sitzen. Ich richte mir also mein Balkon-Office ein, trinke eine Mate zum Wachbleiben und habe anderthalb Stunden entspanntes Balkon-Office, bis das angekündigte Gewitter losgeht.
Dann muss ich meinen Liegestuhl parallel zur Hauswand stellen, damit Laptop und ich trocken bleiben und kann dann den strömenden Regen, die Blitze, den Wind und den Donner hautnah miterleben. Besonders schön, dass genau dann auch mein Team-Meeting stattfindet, aber mein Headset ist so gut, dass die anderen den Donner gar nicht hören. Wir sprechen 70 Minuten alles, was diese Woche so anstehen wird, dann klappe ich um 18:10 Uhr den Laptop zu. Kurz danach ist der Regen wie angekündigt vorbei und ich drehe die zweite Runde draußen.
Beim Lieblingsnachbar muss ich heute wohl nicht gießen, sein Balkon geht zur Wetterseite und selbst auf meinem muss ich nur die Pflanzen gießen, die direkt an der Hauswand stehen. Ich gehe neues Katzengras kaufen und dann in den Supermarkt. Wieder zuhause koche ich Pellkartoffeln, mache ein Bananen-Maracuja-Lassi (2 Bananen müssen weg und heute morgen konnte ich ja keine Pancakes machen) und rühre Kräuterquark an. Dazu gibt es Leinöl, saure Gurken und einen Rest Weißwein.
Ich esse auf dem Balkon, aber dann will ich es gemütlicher haben und lege mich aufs Bett, trinke Lassi und gucke TikTok. Gegen 20 Uhr schlafe ich das erste Mal ein, es folgt noch ein zweites Mal, aber ich muss bis 21 Uhr wachbleiben, weil ich mit dem Liebsten zum Telefonieren verabredet bin. Das Telefonat wird entsprechend kurz, dann mache ich mich bettfertig und kurz vor 22 Uhr geht das Licht aus.
Um 3:07 lagen wir im Bett, gegen halb 8 gucke ich das nächste Mal aufs Handy und bleibe dann blöderweise auch direkt wach. Kurz nach 9 ist auch der Liebste am Start und bringt Kaffee, aus dem Zimmer des Teilzeitkinds hört man schon länger Hörspielklänge. Kann man wohl nix machen, die Nacht ist vorbei. Der Liebste und ich pflegen unsere Kater ein wenig im Bett, dann kommt das Kind dazu und möchte Handy spielen. Halb 10 stehen wir Erwachsenen auf und beseitigen das Party-Chaos in der Küche. Die Schwester des Liebsten wird davon ebenfalls wach und wird mit Kaffee versorgt. Nach 20 Minuten sieht die Küche schon wieder ganz OK aus und wir machen uns alle bereit, rauszugehen.
Kurz nach halb 11 sitzen wir im Frühstückslokal. Ich bestelle wie beim letzten Mal einen alkoholfreien Cocktail aus verschiedenen Säften und dazu das Räucherlachsfrühstück mit extra Ei und Crêpes mit süßem Quark. Wir speisen und erzählen gemütlich und haben am Ende (für uns drei Erwachsene überraschend) alles aufgegessen.
Dann laufen wir zurück Richtung Sofa. Die Schwester des Liebsten bricht bald auf in die Heimat, das Teilzeitkind ist mit dem Nachbarskind unterwegs und der Liebste und ich liegen, lesen, schlafen. Gegen 16:30 Uhr gibt es nochmal einen großen Teller Tom Kha Gung und danach beginnt meine Nahrungskarenz für den Nahrungsmittelunverträglichkeitstest morgen früh. Ich packe meine Sachen zusammen und fahre mit der S-Bahn zurück in den Prenzlauer Berg. Dort gehe ich zuerst die Pflanzen des Lieblingsnachbarn gießen und dann meine eigenen, die weniger gut aussehen. Dann heißt es, diverse Katzenkotzeflecken zu beseitigen (die Hitze und Haarballen machen Nimbin zu schaffen) und Futter und Wassernäpfe zu erneuern. Ich packe noch meinen Rucksack aus und dann sitze ich erstmal mit Melissenwasser im Liegestuhl.
Bei Duolingo sichere ich meinen Streak, die aktuelle Challenge mit der Freundin in Frankreich und den Ligenerhalt. Bei Babbel hole ich die ganzen noch zu wiederholenden Vokabeln der letzten Tage auf, als ich nie genug Muße hatte. Dann telefoniere ich nochmal mit dem Liebsten und dem Teilzeitkind. Gegen 20 Uhr gehe ich rein, siebe das Katzenklo durch und lasse mir dann eine Badewanne voll lauwarmem Wasser ein (für heißes ist es zu warm) und probiere die Gratisbadekugel aus, die ich neulich im Seifenwarenladen geschenkt bekommen habe. Dazu lese ich auf dem Kindle. Ich beschließe den Abend gegen 22 Uhr mit Buch und Bett.
Natürlich wache ich schon wieder 7:30 Uhr auf, statt einfach mal bisschen Schlaf aufzuholen, auch heute ist das aber schon wieder sinnvoll, denn wir haben viel vor. Als der Liebste gegen 8 aufwacht, stehe ich schnell auf und mache dem Geburtstagskind Kaffee und Orangensaft. Das Teilzeitkind wacht gegen halb 9 auf und vergnügt sich erst einmal einige Zeit in seinem Zimmer mit Turnübungen. Halb 10 heißt es dann aufstehen für alle. Der Liebste geht auf den Markt und besorgt Brot, Oliven, getrocknete Tomaten, Aufstriche und Quarkbällchen. Das Teilzeitkind gehen in den asiatischen Supermarkt und besorgen Galgant, Zitronengras, Koriander, Thai-Auberginen, Thai-Basilikum, Limetten, Chilis, Kokosmilch, Fischsauce, Kaffirlimettenblätter, Frühlingszwiebeln, Shrimps, koreanische Mandus und Kokospuddings – und auf dem Rückweg noch eine Blume für den Liebsten.
Zuhause decken wir den Tisch, stellen die Blume an des Liebsten Platz und das Teilzeitkind macht Rührei. Dann kommt der Liebste auch und wir frühstücken gemütlich zusammen. Hinterher dann wieder volle Aktivität – der Liebste beschäftigt sich mit Aufräumen und Putzen und das Teilzeitkind und ich ziehen nochmal los. Erst Altglas wegbringen, dann nochmal in den asiatischen Supermarkt, Erdbeer-Bobas und dicke Strohhalme (aus Papier) holen, dann weiter in den normalen Supermarkt. Das Teilzeitkind hat 20 Euro bekommen, von denen es Snacks kaufen soll, ich habe einen Einkaufszettel für alles, was sonst noch fehlt. Mit Snacks im Wert von 19,58 €, Sekt, Cola, Kaffee, Milch, Saft, Champignons, Rucola, Fusilli und einigem mehr beladen machen wir uns wieder auf den Heimweg.
Dort wird dann erstmal kurz ein bisschen ausgeruht und dann geht es los mit dem Kochen. Über den Tag entstehen ein Nudelsalat und eine Tom Kha Gung und nebenbei wird immer weiter aufgeräumt und geputzt. Dann ist irgendwann alles soweit fertig, der Liebste geht noch eine Runde zocken, ich liege auf dem Sofa und gucke TikTok und das Teilzeitkind geht draußen spielen. Kurz nach 18 Uhr kommen die ersten Gäste – des Liebsten Schwester, seine Cousine und deren Freund. Der Liebste bekommt Gratulationen und Geburtstagsgeschenke und mein Geburtstagsgeschenkbücherstapel wächst auch nochmal um zwei.
Wir essen und erzählen, dann kommt das Teilzeitkind nach Hause und kurz danach immer weitere Gäste. Immer wieder faszinierend ist ja das Thema Küche auf Parties. Der Liebste hat eine riesige Wohnküche mit großem Esstisch und Sofagarnitur. Trotzdem huddlen am Ende alle genau dort, wo die Küchenzeile ist – stehend, lehnend oder auf der Theke hockend. Das Teilzeitkind verschwindet gegen halb 11 ins Bett, kurz danach verabschieden sich die ersten Gäste… Der harte Kern bleibt aber noch und irgendwann wird sogar noch zu Johnny Cash getanzt. Um 3 fällt die Tür hinter den letzten Gästen zu, um 03:07 Uhr liegen der Liebste und ich im Bett.
Wieder aufgewacht, bevor der Wecker klingelt, aber immerhin einigermaßen gut geschlafen nach dem verspäteten Start wegen des Gewitters. So habe ich genügend Zeit um alles morgendliche zu erledigen, bis ich pünktlich um 9 am Schreibtisch sitze. Könnte man ja auch mal wieder, denke ich ich mir. Der Tag beginnt mit einem Meeting, bei dem mein Gegenüber im Auto sitzt und der Regen laut aufs Dach pladdert, so dass ich erst denke, er tippt die ganze Zeit nebenbei. Danach administrative Aufgaben und Sichtung der heutigen To Dos bis zum nächsten Meeting, diesmal mit Dublin. Direkt hinterher Meeting mit Südengland und direkt danach Meeting mit Amsterdam. Das danach eigentlich direkt anschließende Meeting wird kurzfristig abgesagt, immerhin.
In der Mittagspause nehme ich mein neues Kleid entgegen und stecke es direkt in die Waschmaschine mit den restlichen Sommersachen der letzten Tage. Dann siebe ich die beiden Katzenklos durch – wie erwartet wird nur das frische neue frequentiert, das zweite alte auf dem Balkon steht nutzlos herum. Ich nehme noch die trockene Wäsche ab und verräume sie und dann mache ich mir zwei schnelle Stullen (Toastbrot, Hummus, Ziegengouda, Gurke) und den Rest Radieschen zum Essen am Schreibtisch. Mein Handy sagt mir, dass das Gehalt eingetroffen ist. Ich checke kurz den Kontostand, bin positiv überrascht und bestelle schnell noch die Haushaltsdinge, die auf meiner Wunschliste standen und die ich nicht zum Geburtstag bekommen habe.
Ich verbringe den Nachmittag mit kreativen Dingen – Schreiben, Übersetzen, Folien basteln und nutze dabei auch mal wieder die Fähigkeiten von ChatGPT zur Zuarbeit. Immer wieder beeindruckend, was das kann, wenn man weiß, wie man fragt. Um 16 Uhr gibt es das letzte Meeting des Tages und danach noch ein paar Diskussionen dazu im Team-Chat. Ich schreibe meinen Wochenbericht fertig und mache um 17 Uhr Feierabend. Dann heißt es Wäsche aufhängen, Müll zurecht stellen, Sachen packen (Habe ich alle Geschenke für den Liebsten? Wie verpacke ich das noch feuchte Kleid?). Kurze Katzenübergabe mit dem Mitbewohner und dann bin ich unterwegs, den Müll runterbringen, beim Lieblingsnachbarn nach den Pflanzen sehen und seinen Arbeitslaptop und einen frischen Zahnbürstenkopf einpacken – er muss noch mindestens eine Woche im Krankenhaus bleiben.
Ich spaziere mit Podcast auf den Ohren durch letzte Regenreste ins Krankenhaus und komme dort gegen halb 7 an. Außerhalb der Besuchszeit, aber ich habe inzwischen gelernt, dass das für kurz Dinge abgegeben OK ist. Ich bleibe auch wirklich nur zwei Minuten und laufe dann weiter zur Tram, die mich zur S-Bahn bringt, die mich zum Liebsten bringt. Unterwegs suche ich mir Abendbrot aus – Burger mit Feta und Aubergine, Pommes, Churros mit Schokolade), das der Liebste schonmal bestellt. Heute komme ich aber ganz ohne Bahnchaos pünktlich und vor dem Essen an. Dafür bekomme ich nachträgliche Gratulationen und ein schönes Bild vom Teilzeitkind.
Der Liebste und ich setzen uns an eine To-Do-Liste für den Abend und morgen und dann kommt das Essen. Wir futtern und lassen uns vom Teilzeitkind von der Klassenfahrt erzählen. Dann rödeln die Erwachsenen noch eine Weile herum, während das Kind erst liest und dann beim Hörspiel einschläft. Ich schlafe auch auf der Couch ein, zweimal, für länger, weil die Woche so anstrengend war. Rechtzeitig vor Mitternacht bin ich wieder wach und kann dem Liebsten pünktlich zum Geburtstag gratulieren und Geschenke überreichen, bevor es ins Bett geht.
Puh, das war schon wieder eine viel zu kurze Nacht. Der Liebste und ich hatten uns zum Anfang, der ja schon nach Mitternacht lag, noch ganz schön viel zu erzählen und dann bin ich schon wieder gegen 6:20 Uhr wach geworden. Da es in den Stunden dazwischen für mich zwei Toilettengänge (gegen 2 und gegen 5) gab und der Liebste zwischen 3 und 4 wach lag, sind wir beide total gerädert, als sein Wecker um 7 geht und ich ihm schon den Kaffee reiche. Extra die große Moka benutzt heute. Und nein, das hat alles bestimmt nichts mit den gestrigen Mengen Alkohol zu tun und liegt auch nicht an unserem jetzt fortgeschrittenen Alter, da ist ganz allein die Hitze Schuld. Und die Katzen. 😉 Es wird ein langer, müder und kopfschmerziger Tag für uns beide.
Der Liebste bricht gegen dreiviertel 8 auf, zurück nach Südberlin. Ich baue meinen Gabentisch auf und mache ein Foto davon, füttere die Katzen, gieße die Pflanzen, blogge, dusche und schicke ein Save The Date für mein Nachgeburtstagspicknick herum… Zum Frühstück gibt es anderthalb Muffins, einen hat der Liebste mit heimgenommen und den letzten bekommt der Mitbewohner. Mit dem Rest Kaffee geht es dann raus ins Balkon-Office für den ersten Call des Tages, den ich auch noch leiten muss. Die anderen Teilnehmenden sitzen in Dublin, Amsterdam, Madrid, Warschau, Brüssel und Salerno, soweit ich das überblicken kann auch alle zuhaue und nicht im Büro.
Hinterher arbeite ich schnell ein paar Dinge ab, die über Nacht aufgelaufen sind. Dann packe ich den Laptop ein und stapfe los zur S-Bahn, mit der ich eine gute halbe Stunde hinaus nach Brandenburg fahre. Ich bin in einem Restaurant an einem See zu einem beruflichen Termin verabredet.
Unterwegs schaue ich mir die Speisekarte an und träume schon von Zander, Schmorgurken und Kartoffelstampf, aber irgendwie kommt es dazu dann gar nicht und ich mache mich nach dem Termin direkt wieder auf den Heimweg. Digga, auf dem Rückweg sind Brandenburger Jugendliche in der Bahn, Digga, die nach Berlin fahren, Digga, um sich Klamotten für die Abschlussfeier zu laufen, Digga!
Ich träume derweil von Manti zum Mittagessen, laufe aber doch direkt nach Hause und mache mir Stullen mit Hummus und Käse, dazu Radieschen, Gurke und Ayran. Ein bisschen Frugalität ist angezeigt. Den Nachmittag verbringe ich mit Textarbeit und Recherchen, was in meinem Zustand gar nicht so leicht ist. Zwei Telefonate mit Kolleg*innen machen zumindest den Geist wieder etwas wacher, aber gegen 17 Uhr streikt dann der Körper und ich klappe den Laptop zu. Telefonat mit dem Liebsten, der Ähnliches berichtet. Dann muss ich nochmal raus – beim Lieblingsnachbarn die Pflanzen gießen und vor Sturm und Gewitter die Balkontüren schließen.
Wieder zurück sitze ich mit Maracujaschorle und TikTok auf dem Balkon. Irgendwann fängt der Mitbewohner an zu kochen – es gibt Heute pakistanische Burger mit Linsen-Kebap, Salat, Zwiebeln, Gurke, Tomate und Ei, die man in eine Mischung aus Koriander-Minz-Chutney, Joghurt und Heinz Ketchup stippt. Wir essen gemeinsam auf den Balkon, dann bricht der Mitbewohner auf zu Freunden.
Ich räume die Küche auf, packe das gestern angekommene Katzenfutter-Paket aus und verstaue die Tütchen im Balkonschrank und dann ruft schon eine gute Freundin aus Schulzeiten an, mit der ich auf dem Bett liegend fast zwei Stunden telefoniere.
Nachdem wir uns verabschiedet haben, mache ich mich bettfertig, schließe die Fenster beim Mitbewohner und die Balkontüren und lege mich mit den Katzen ins Bett, als das Gewitter losgeht. Für einen Moment geht es noch einmal hinaus auf den Balkon, vom Liegestuhl aus beobachten, aber dann fällt mir wieder ein, wie ein Sturm mal das Glas in der Balkontür zerstört hat und ich gehe doch zurück ins Bett und lasse das Rollo erstmal noch oben.
Mit den Katzen Kuscheln und Kieken, wie die Blitze über uns hinwegfegen und dem Regen und Donnergrollen lauschen. Kurz nach halb 11 ist die erste Runde vorbei und ich lasse das Rollo herunter und mache einen Podcast an. Die zweite Runde verpasse ich dann schlafend, als ich nachts auf Toilette gehe ist alles vorbei und ich mache die Balkontüren wieder auf. Podcast wieder an und schnell weiterschlafen…
Nun also 40, auch OK. Ich erwache für diese Woche typisch gegen 6:20 Uhr im Bett des Liebsten und lese still und leise im Internet herum, bis um 7 Uhr sein Wecker klingelt und er uns Kaffee und Orangensaft ans Bett bringt. Bis halb 8 bleiben wir noch gemütlich im Bett liegen, dann heißt es aufstehen. Ich gehe ins Bad und er macht Frühstück – in der Wochenendedition mit gebratenen Eiern, diversen Aufstrichen und extra Obst für mich – das gibt es in seinem Haushalt nur wenn das Teilzeitkind oder ich da sind und das Kind ist ja gerade auf Klassenfahrt.
Nach dem Frühstück mache ich mich mit S- und U-Bahn auf dem Weg ins Büro. Die Fahrtzeit nutze ich zum Bloggen und Musik hören (Schön der Moment, als „Für immer Punk“ von den Goldenen Zitronen läuft und ich, gerade 40 geworden, in der S-Bahn auf der Ablagefläche sitze auf der ein Aufkleber klebt, dass man darauf nichts ablegen darf. Am Potsdamer Platz steige ich um und habe kurz echtes Metropolenfeeling, dann geht es mit der U-Bahn weiter ins Nikolaiviertel mit Kleinstadtflair. Um 9 laufe ich pünktlich zum Glockengebimmel an der Parochialkirche vorbei und dann geht es an den graffitiverzierten S-Bahn-Bögen vorbei ins Büro. Dort stelle ich als erstes die 36 Erdbeer-Holunderblüten-Muffins auf den Tisch, poste das Foto im Büro-Chat und nehme mir zwei plus einen Cappuccino fürs zweite Frühstück mit an den Schreibtisch. Heute ist ja Mittwoch und damit Büro-Tag für die Mehrzahl der Berliner Kolleg*innen, deshalb gibt es viele Live-Gratulationen und Umarmungen und sogar ein Schokoladengeschenk von einer lieben Kollegin für mich.
Wie immer an Bürotagen komme ich weniger zum „echten Arbeiten“ als sonst – viele Gespräche mit Leuten vor Ort und heute eben auch noch diverse Nachrichten und sogar einige Anrufe (ein Kollege, der Geschäftsführer und die Freundin meines Bruders) zum Geburtstag. Aber ein bisschen was schaffe ich doch. Ich schreibe das transkribierte Interview in Schön auf, arbeite mit einem Legal-Kollegen in London an einer Freigabevereinbarung, übersetze diese dann ins Deutsche und lasse den Geschäftsführer digital unterschreiben, redigiere einen Text der Kollegin in Georgia, kümmere mich um organisatorische Dinge und führe ein kleines Krisengespräch. Zwischendurch hole ich mit zwei Kolleg*innen noch auf Firmenkosten Wassermelone und Cantaloupe-Melone für alle und bringe mir ein Onigiri mit veganem Thunfisch zum Mittagessen mit.
Die Mittagspause verbringen wir in größerer Runde in der Büroküche und reden über alles mögliche – von verschollenen U-Booten und der Flüchtlingspolitik der EU über Bestattungsformen bis hin zu der Frage, wie Konzertbesuche bei Feine Sahne Fischfilet bzw. Rammstein im Vergleich ethisch zu bewerten sind. Am späten Nachmittag habe ich dann noch ein Meeting mit meinem Team (Paris, Chicago, Georgia und Südengland, also alle bis auf die Chefin, die wegen Covid gerade etwas außen vor bleibt und nur das Nötigste macht) und die anderen überraschen mich mit Happy-Birthday-Hintergründen und -Gesängen. Das ist schon eine sehr großartige Bande, mit der ich da zusammenarbeite! Nach dem Call packe ich meine Sachen zusammen (es sind nur noch 3,5 Muffins übrig) und laufe dann eine Dreiviertelstunde durch schönstes Sommerwetter durch Mitte und Friedrichshain. Dabei komme ich an mehreren Live-Musiken der Fête de la Musique vorbei und telefoniere auch einmal für ein paar Minuten mit dem Lieblingsnachbar, der immer noch im Krankenhaus liegt und wohl auch mindestens bis zum Wochenende dort bleiben muss.
10 Minuten vor der Reservierung komme ich am Restaurant für den Abend an. Das sollte eigentlich schon seit zwei Stunden geöffnet haben und die Tür ist zwar offen, aber die Tische drinnen sind noch nicht eingedeckt und die draußen noch nicht einmal aufgebaut. Zwei aufgewühlt guckende junge Frauen bitten mich, doch in 10-15 Minuten wieder zu kommen, es dauere noch etwas. Ich stelle mich also auf die gegenüberliegende Straßenseite, neben eine Bar vor der gerade ein Musiker „America“ von Simon & Garfunkel spielt und dann in ähnlicher Manier den ganzen Abend über weitermachen wird. Nach zehn Minuten kommt eine der beiden jungen Frauen und bittet mich, doch hereinzukommen. Sie entschuldigt sich vielmals und fragt, ob ich Italienisch spreche. Ich kann zum Glück bejahen und dann erklärt sie mir, dass noch die Person fehlt, die den Schlüssel für die Kette hat, mit der die Draußenmöbel festgekettet sind. Die kommt aber hoffentlich bald und ob ich so lange etwas trinken möchte?
Bei dem Wetter nehme ich erstmal ein Wasser und dann kommen kurz hintereinander mein Bruder, meine beste Freundin und der Liebste an. Wir bekommen alle Getränke aufs Haus und setzen uns erst einmal mit Stühlen vors Lokal und ich fange an, Geschenke auszupacken. Da kommt dann auch endlich die Frau mit dem Schlüssel, entschuldigt sich ebenfalls und baut uns dann einen Tisch auf – gerade rechtzeitig, bevor meine Eltern eintrudeln. Sie erzählt uns (auf Englisch), dass sie heute aus dem Italienurlaub zurückgekommen ist und drei Stunden am Mailänder Flughafen festsaß wegen des NATO-Manövers im deutschen Luftraum. Zur Wiedergutmachung gibt es Prosecco für alle und einen Gruß aus der Küche (Brot mit Olivenöl, Tomaten und zwei verschiedenen hausgemachten Pasten), den ich leider vergesse zu fotografieren, weil ich nebenbei die Geschenke von meinen Eltern auspacke. Dann beschäftigen wir uns eingehend mit der Karte und bestellen schon einmal die Antipasti:
„Cheesecake“ mit einer Basis aus Taralli und Limetten, darauf Ricotta und Garnelentartar, mit Microgreens und MangosauceDrei Sorten Bruschetta: Mit Tomaten, Pilzen und Trüffeln, OliventapenadeGemischter Salat mit mariniertem Lachs, Stracciatella und ZitronendressingGemischter Aufschnitt und Käse mit Feigenhonig und eingelegten Auberginen und Artischocken
Während wir die Vorspeisen genießen, beschäftigen wir uns mit der restlichen Speisekarte und ich suche einen Wein aus.
Sizilianischer Natural Wine von der Cataratto-TraubeFür mich: Cacio e Pepe mit mit Clitoria gefärbten Spaghetti, für meinen Papa Spaghetti mit Trüffeln, für meine beste Freundin Spaghetti alle chitarra mit Garnele und roter BeteFür meinen Bruder und den Liebsten gibt es Spaghetti aglio, olio e peperoncino mit schwarzem KnoblauchMeine Mama bestellt das Risotto mit Rotkohl, Gorgonzola und Lauch und hat das einzige nicht perfekte Gericht des Abends – nach dem Nachsalzen war aber auch das sehr lecker
Nach der Pasta gibt es wieder eine Runde Getränke aufs Haus – Limoncello für die Kernfamilie, Espresso für die beste Freundin und Montenegro für den Liebsten (der Grappa ist aus). Dann bestellen wir zwei Basilikum-Panna-Cotta mit einer Sauce aus Orangensaft und -zesten und weil das Tiramisu, das der Liebste möchte, auch aus ist, gibt es eine dritte Panna Cotta aufs Haus dazu. Sooooo unglaublich gut!
Dann ist das Essen beendet und meine Eltern machen sich auf den Heimweg. Wir anderen bestellen noch eine Runde Getränke – Birra Moretti für den Liebsten und mich, Aperol Spritz für meinen Bruder und meine beste Freundin. Neben dem Erzählen nehme ich auch noch zwei Geburtstagsanrufe an – vom Mann der besten Freundin und von einer anderen lieben Freundin. Gegen halb 11 gehe ich bezahlen und stelle fest, dass man uns die Aufschnitt-Käse-Variation ebenfalls geschenkt hat. Die Rechnung ist dann am Ende für sechs Personen, das großartige Essen und den teuren Wein echt human, danke NATO würde ich sagen. Wir kommen aber auch so gerne wieder, das Restaurant lohnt sich wirklich!
Wir verabschieden uns und der Liebste und ich nehmen angesichts der ganzen zu schleppenden Geschenke (er hat ja auch noch die mitgebracht, die ich schon um Mitternacht auspacken durfte) ein Taxi zu mir nach Hause. Dort werden wir vom Mitbewohner und den Katzen willkommen geheißen. Wir nehmen uns noch ein Kaltgetränk (der Rest Weißwein von Sonntag für den Liebsten, Blaubeer-Salbei-Limo für mich) und setzen uns auf den dunklen Balkon. Die Katzen bekuscheln mich ausgiebig, während ich das Päckchen von den Liebsteneltern aufmache, das neben einem Buch noch diese Grußkarte enthält:
Außerdem lese und ich beantworte ich noch diverse Glückwünsche, die im Laufe des Abends eingetrudelt sind und schaue mir das zweiminütige Video an, das oben genannte liebe Freundin für mich zusammengestellt hat: Fotos von uns aus über 20 Jahren Freundschaft – Uni-Parties in Rostock, Chorfahrten, Konzertbesuche, den paar Wochen, in denen wir hier in Berlin zusammengewohnt haben, Team-Events aus den fast 12 Jahren, die wir Kolleginnen waren – wir kennen uns unser halbes Leben! Ich werde ganz gerührt von den vielen Bildern und Erinnerungen. Um 0:00 feiern der Liebste und ich offiziell aus meinem Geburtstag heraus und dann machen wir uns bettfertig.
Geschenkeausbeute vom Tag – und dabei wurde noch gar nicht groß gefeiert! I feel blessed!
Der Wecker klingelt um 7, da bin ich gerade schon im Bad. Heute muss ich einen Lebensmittelunverträglichkeitstest durchführen und der ist kleinschrittig und zeitkritisch, weswegen ich ihn extra auf heute Morgen gelegt habe, weil ich dienstags Teststruktur und Meetingplan einigermaßen so miteinander koordinieren kann, dass sich nichts überschneidet und ich am Vortag immerhin noch bis 17 Uhr essen kann. Es beginnt mit einem Glas warmem Wasser und einer Mundspülung. Dann muss ich die Testlösung herstellen und zu einem dokumentierten Zeitpunkt trinken. Jeweils 30, 60, 120 und 180 Minuten später muss auf eine bestimmte Art in ein vorher beschriftetes Teströhrchen geatmet werden. Zwischen diesen Zeitpunkten blogge ich, füttere die Katzen, gieße die Pflanzen, habe ein erstes Meeting und arbeite. Frühstücken und mehr trinken darf ich erst nach der letzten Probe um 10:45 Uhr. Ich schlinge so viel Erdbeermüsli wie möglich runter, bis um 11 das nächste Meeting beginnt – 18 Stunden fasten ist nichts für mich!
Dann anderthalb Stunden Meeting – heute wieder alles im Balkon-Office. Die Mittagspause nutze ich für Duolingo und Babbel, zum Abknibbeln welker Pflanzenteile, zum Durchsieben des Katzenklos, zur Entgegennahme und zum Bereitstellen eines neuen Katzenklos (das alte wandert erstmal als Zweitklo auf den Balkon) und zum Aufräumen. Meine beiden Nachmittagsmeetings werden abgesagt, so dass ich mich bis 17 Uhr aufs Abarbeiten konzentrieren kann – Interview zu Ende transkribieren, eine Präsentationsübersetzung Korrektur lesen, eine Kollegin in Dublin in ein Thema einführen, Projektkoordination mit Paris und London… Zwischendurch esse ich noch den Rest Algensalat von Sonntag und zwei Stullen mit Hummus und Käse, Radieschen und Apfel.
Von 17 bis 18:30 Uhr nehme ich an einem Webinar meines Berufsverbands Teil und mache mir fleißig Notizen, um die Erkenntnisse morgen mit meinem Team teilen zu können. Dann ist Feierabend. Ich füttere die Katzen, packe meinen Rucksack für Übernachtung und Büro, schnappe mir den Holunderblütenzucker und die restlichen Erdbeeren sowie eine Mülltüte und den Umschlag mit meinen Teströhrchen und mache ich auf den Weg in die zweite Schicht.
Müll wegbringen, Balkon des Lieblingsnachbarn gießen, Teströhrchen versenden, Butter-Milch-Eier-Mehl-Muffinförmchen kaufen und dann mit der S-Bahn nach Südberlin. Also eigentlich mit drei Bahnen, weil es auf beiden relevanten Streckenbereichen Probleme gibt. Noch von unterwegs bestelle ich gemischte griechische Vorspeisen zum Liebsten, die dann schneller da sind als ich, so dass er die Schulung unterbrechen muss, an der er gerade teilnimmt, um das Essen entgegen zu nehmen.
Kurz nach halb 9 komme ich endlich an. Der Liebste begrüßt mich kurz, stellt sich seinen Abendbrotteller zusammen und verschwindet nochmal für anderthalb Stunden in die Schulung. Ich esse gemütlich und mache mich dann daran, 36 Erdbeer-Holunderblüten-Muffins fürs Büro morgen zu backen.
Damit bin ich etwa 2 Stunden beschäftigt, weil ich in drei Lagen backen muss – aber der Liebste hat ja eh noch keine Zeit. Danach Chillen und TikTok auf der Couch. Um Mitternacht köpfen wir eine Flasche Sekt und ich darf vier Geschenke auspacken. Gegen 1 liegen wir im Bett.